Zehn Tage vor der Abstimmung haben in Bern Jungparteien von rechts bis links die Werbetrommel für und wider die AHVplus-Initiative gerührt. Beide Seiten wollen möglichst viele Junge an die Urne zu bringen. Denn diese sind womöglich matchentscheidend.
In einer Standplatzaktion am Freitag mitten in Bern zeigten sechs bürgerliche Jungparteien der AHVplus-Initiative die rote Karte. Für diese Jungen bringt die Initiative den Generationenvertrag in Gefahr, denn dadurch verkomme der Vertrag zu einer einseitigen Solidarität von jung zu alt.
Viele Junge fürchten, dass sie eines Tages keine Rente mehr erhalten werden, oder wie es der Präsident der Jungen SVP, Benjamin Fischer, formuliert: «Die Jungen wollen durchaus am Generationenvertrag teilhaben. Sie müssen aber Vertrauen haben, dass das System funktioniert und das Rentenversprechen eingehalten wird.»
Aus Sicht der Jungparteien der SVP, EVP, CVP, BDP, GLP und der Jungfreisinnigen kann dies nur klappen, wenn die AHVplus-Initiative abgelehnt wird, das Rentenalter auf 67 erhöht oder der Umwandlungssatz in der Pensionskasse gesenkt wird.
Denn in der AHV drohe wegen der Überalterung unserer Gesellschaft ein Milliardenloch. «Umfragen zeigen, dass 70 Prozent der Jungen gegen die AHVplus-Initiative sind», sagte Jungfreisinnigen-Präsident Andri Silberschmidt.
Diese Jungen sollen unbedingt an die Urnen, damit am Schluss ein Nein herauskommt. Deshalb gehen die bürgerlichen Jungpolitiker und -politikerinnen auf die Strasse «jeden Tag», wie Silberschmidt sagt. Denn sie wissen, dass vor allem die ältere Generation abstimmt.
Doch das linke Lager schläft nicht. Um zu mobilisieren, setzt es in der Schlussphase des Abstimmungskampfes aber auf Social Media und E-Mail, wie Mirco Gurini, Vizepräsident ad interim von Jeunesse.Suisse, der Jugendsektion der Gewerkschaft Travail.Suisse, an einer Medienkonferenz sagte.
Juso-Präsidentin Tamara Funiciello verurteilte die seit Jahren anhaltenden «Angstkampagnen» zu Kosten und demografischer Entwicklung bei der AHV. Absender solcher Studien seien Banken, Versicherer und ihnen nahestehende Stiftungen oder Universitätsinstitute.
«Dies ist kein Zufall», sagte Funiciello. Mit zweiter und dritter Säule verdienten Banken und Versicherungen viel Geld - allein 2013 in der zweiten Säule 6.4 Milliarden Franken - während diese Gelder den Versicherten entgingen.
Nicht so bei der AHV, wie der Co-Präsident der Jungen Grünen, Ilias Panchard, erklärte. Die von den Bürgerlichen oft totgesagte AHV sei überdies äusserst stabil. «Seit Gründung der AHV vor 40 Jahren hat sich die Zahl der Rentner verdoppelt, ohne dass einmal die Lohnprozente erhöht wurden.» Lediglich ein Mehrwertsteuerprozent sei dazugekommen.
Grund sei, dass die Löhne gestiegen seien und mehr Menschen Beiträge gezahlt hätten. «Damit stiegen automatisch auch die Einnahmen der AHV.» Entscheidend für die AHV-Finanzen sei das Lohnvolumen und nicht das Verhältnis aktive Arbeitnehmer gegenüber Rentnern.
Gurini von Jeunesse.Suisse stellte den AHVplus-Rechner vor, mit Hilfe dessen ein Jeder seine künftige Rente ausrechnen und vergleichen kann, wie viel er monatlich bezahlen muss, um auf den gleichen Betrag in der zweiten und dritten Säule zu kommen. In dieser Rechnung schneidet die AHV als günstigste Vorsorge ab - auch für junge Leute.
(sda)