Der Auftrag ist stattlich. 109.4 Millionen Franken lässt sich der Bund den Kauf von neuer 12.7-mm-Maschinengewehrmunition kosten, die bei Panzern zum Einsatz kommt. So hat es das Bundesparlament im September beschlossen, als es trotz Widerstand von Links die Armeebotschaft 2017 guthiess. «Lieferant noch offen», stand damals in der vom letzten Februar datierten Botschaft. Mittlerweile ist der Schuss aber draussen.
Für einige Insider überraschend ging der Zuschlag an die Munitionsfabrik Saltech AG in Dulliken SO. Teilnehmer im Einladungsverfahren war dem Vernehmen nach auch der norwegische Rüstungskonzern Nammo. Dieser hatte bereits in den 90er-Jahren solche Munition für die Schweiz geliefert, damals noch in Kooperation mit Oerlikon.
In die Röhre guckt beim Grossauftrag auch die bundeseigene Rüstungsschmiede Ruag, die ebenfalls zur Offerte eingeladen worden war. Sie trat mit einem Angebot an, das vorsah, gewisse Komponenten der Munition von Nammo zu beziehen.
Nun kommt aber mit der Saltech ein neuer Schweizer Player ins Spiel. David schlug zwei Goliaths. Saltech unterbreitete offensichtlich das preisgünstigste Angebot. Marktkenner staunen, da Saltech bisher kaum als Anbieter von 12.7-mm-Munition aufgefallen sei.
Auf Anfrage teilt die Saltech mit: «Für die Produktion der 12.7-mm-MG-Munition für die Schweizer Armee sind wir bestens eingerichtet und vorbereitet. Mit Ausnahme der Anzündhütchen werden alle Komponenten in der Schweiz hergestellt, so wie auch das nachfolgende Assembling der Patronen in unserem Werk in Dulliken.»
Laut Armasuisse, Rüstungsbeschaffer der Armee, fallen 80 Prozent der Wertschöpfung des Auftrags in der Schweiz an. «Die Serienfertigung der 12.7-mm-MG-Munition wird in der Schweiz erfolgen, inklusive der Komponenten wie Hülse, Geschosse und des Treibladungspulvers. Aus dem Ausland werden logischerweise die Rohstoffe und die Anzündhütchen kommen. Somit kommen über 80 Prozent der Patronen aus der Schweiz», teilt Armasuisse-Sprecherin Jacqueline Stampfli mit.
In Schweizer Rüstungskreisen gibt die Vergabe des Grossauftrags auch deshalb zu reden, weil Saltech-Präsident Andreas Stauffer jahrelang bei Armasuisse arbeitete, bevor er sich selbstständig machte und die Saltech übernahm. Stauffer arbeitete namentlich auch mit dem heutigen Rüstungschef Martin Sonderegger zusammen.
Sonderegger macht auf Anfrage kein Geheimnis daraus, dass er mit Stauffer befreundet ist. Er sei bei der Auftragsvergabe daher in den Ausstand getreten, sagt der Rüstungschef. Und er betont: «Im Wissen drum, dass Herr Stauffer bei uns gearbeitet hatte und dass dies Fragen aufwerfen könnte, trafen wir besondere Anordnungen. So wurden die Offerten im Beisein eines Juristen alle gleichzeitig geöffnet, um Absprachen auszuschliessen.»
Sonderegger sagt, Armasuisse habe alles unternommen, um die Korrektheit der Vergabe sicherzustellen: «Wir waren uns der Problematik bewusst und wollten offen und transparent an das Thema herangehen.»
Saltech war bis vor Jahren noch bekannt dafür, dass sie Munitionskomponenten aus dem Ausland bezog, so von Igman in Bosnien. Saltech hält fest: «Unsere Unternehmung hat in der Vergangenheit Komponenten von Igman bezogen. Aufgrund von Investition in neue Betriebsgebäude, Maschinen, Betriebsmittel und Werkzeuge sind wir seit 2013 in der Lage, die betreffenden Komponenten selber herzustellen.»
Saltech expandiert weiter. Kürzlich machte sie Schlagzeilen, weil sie im süddeutschen Lahr eine Patronenfabrik bauen will, um Munition für Polizei und Bundeswehr herzustellen. Das gibt Widerstand. «Lahr soll eine internationale Stadt des Friedens bleiben», wehrten sich die lokalen Grünen. Gemäss ihren Angaben will Saltech nach Lahr, um von dort aus «besser im internationalen Waffenhandel mitmischen» zu können.