Schweiz
Asylgesetz

Wer war eigentlich gegen die Asylgesetzrevision? Nur «rechts aussen», sagt die Analyse

Wer war eigentlich gegen die Asylgesetzrevision? Nur «rechts aussen», sagt die Analyse

11.08.2016, 10:2211.08.2016, 15:59
Mehr «Schweiz»
SVP-Nationalrat Roger Koeppel aeussert sich zum Asylgesetz an der SVP-Delegiertenversammlung am Samstag, 23. April 2016, in Langenthal. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Roger Köppel setzte sich gegen das Asylgesetz ein.Bild: KEYSTONE

Mit dem Ja zur Asylgesetzrevision hat die SVP eine schmerzliche Niederlage in ihrem Kerndossier erlitten. Nun zeigt eine Studie: Selbst die eigenen Wähler konnte die Partei nur ungenügend überzeugen. Ihr genereller Ruf nach mehr Härte findet aber Zustimmung.

53 Prozent der Stimmenden sprechen sich für härtere Massnahmen in der Schweiz aus, um den hohen Flüchtlingszahlen zu begegnen. Dies zeigt eine Zusatzfrage im Rahmen der Vox-Analyse der eidgenössischen Abstimmungen vom 5. Juni. Bei den Befürwortern der jüngsten Reform der Asylverfahren sind es noch 45 Prozent.

Die SVP stand mit ihrer ablehnenden Haltung zur Asylgesetzrevision auf verlorenem Boden. Die Vorlage fand von «links aussen» bis «rechts» solide Mehrheiten. Nur bei Stimmenden, die sich «rechts aussen» verorten, war sie nicht mehrheitsfähig, wie die am Donnerstag publizierte Nachbefragung vom Forschungsinstitut gfs.bern und der Universität Zürich ergab.

Bist du für oder gegen das neue Asylgesetz?

Stossrichtung wenig umstritten

Zu überzeugen vermochte das Stimmvolk vor allem die Aussicht auf beschleunigte Verfahren. Mehr als die Hälfte der Befürworter nannte die kürzere Verfahrenszeit als Hauptmotiv, aber aus unterschiedlichen Gründen: Während sich ein Teil davon eine leichtere Integration der Asylbewerber in die Gesellschaft verspricht, sehen andere darin ein Mittel zur Abschreckung und zur leichteren Ausweisung.

Diese beiden Sichtweisen wurden selbst im gegnerischen Lager anerkannt. Gemäss Vox-Analyse war die Stossrichtung der Asylgesetzrevision grundsätzlich «wenig umstritten».

Weniger gut verfingen dagegen die Argumente des Referendumskomitees. Als unbedeutend erwiesen sich die möglichen Grundstücksenteignungen durch den Bund, vor denen SVP und Hauseigentümerverband in der Kampagne gewarnt hatten. Nur neun Prozent der Gegner nannten sie als Motiv, am wichtigsten war die Kritik an der kostenlosen Rechtsberatung («Gratisanwälte»).

Dass ein massiver Widerstand bei den SVP-Anhängern ausblieb, zeigt auch die durchschnittliche Stimmbeteiligung. Obwohl die Partei auch als einzige die Milchkuh-Initiative befürwortet hatte, vermochte sie die eigenen Wähler «nicht über das übliche Mass hinaus an die Urnen zu locken».

Links-Rechts-Konflikt

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Milchkuh-Initiative. Obwohl sich im Initiativkomitee Vertreter aller bürgerlicher Parteien engagierten, stimmten am Ende nur SVP-Wähler für die Vorlage.

Asylgesetz

Im Ergebnis zeigt sich jedoch ein klarer Links-Rechts-Konflikt: So war die Unterstützung am rechten Rand mit 58 Prozent am höchsten, während Befragte, die sich als links einordneten, der Vorlage kritisch gegenüberstanden (Ja-Anteil: 8 Prozent). Keine Rolle spielte, ob jemand ein Auto besitzt.

Wenig Wissen über «Pro Service public»

Die Abstimmung über die Initiative «Pro Service public» war vom geringen Wissen der Befragten über die Vorlage geprägt. So konnten 38 Prozent keine Angaben zu deren Inhalt machen. Obwohl die Initiative auf viel Sympathie stiess, war sie für die grosse Mehrheit nicht geeignet, um den Service public in der Schweiz zu stärken.

Eine wichtige Rolle spielte die Empfehlung der Parteien, des Bundesrates und Institutionen bei der Abstimmung über das Fortpflanzungsmedizingesetz. Angesichts der Komplexität orientierten sich die Stimmenden stark an der Position ihrer bevorzugten Partei.

Hauptgrund für die klare Ablehnung der Initiative «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen» schliesslich waren die Zweifel an der Finanzierbarkeit der Initiative.

Für die repräsentative Umfrage wurden 1513 stimmberechtigte Personen innerhalb von zwei Wochen nach der Volksabstimmung einbezogen. Die Fehlermarge wird mit rund plus/minus 2,5 Prozent angegeben. (sda)

Ein Tag im Asylzentrum

1 / 14
Ein Tag im Asylzentrum
Die Jugendherberge in St.Gallen wurde vorübergehend zu einem Asylzentrum umfunktioniert.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Cyman
11.08.2016 13:19registriert Januar 2014
Fun Fact: Bei der VOX-Analyse zur DSI machte Watson einen Artikel darüber, wie schlecht die Methodik dieser Analyse sei - nur um die eigene These zu stützen, dass die hochgejubelte Operation Libero das Resultat herbeigeführt habe, obwohl die VOX-Analyse ihr eine tragende Rolle absprach. Und nun, wenn das Resultat wieder passt, greift man aber gerne zurück auf die VOX-Analyse. Hm...
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lowend
11.08.2016 10:45registriert Februar 2014
Watson schreibt: "Nur bei Stimmenden, die sich «rechts aussen» verorten, war sie nicht mehrheitsfähig." Darf man nun im Umkehrschluss auch davon ausgehen, dass die gesamte SVP-Fraktion, inkl. des ZK, welche diese Initiative lancierten, als «rechts aussen» betrachtet und auch benannt werden dürfen und darum auch der logische Satz gilt, dass eine Partei die derart extrem rechts aussen steht, auch als «rechtsextrem» bezeichnet werden darf?
00
Melden
Zum Kommentar
10
Pleiten, Pech und Panzer: Die Liste der Armee-Beschaffungsflops ist lang
Eine halbe Milliarde mehr sprach das Parlament diese Woche zuhanden der Armee. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Nicht immer war das Geld gut angelegt.

Die Armee kann nächstes Jahr zusätzliche 530 Millionen für Rüstung ausgeben. Das hat diese Woche nach dem Nationalrat auch der Ständerat entschieden. Insgesamt hat die Armee nächstes Jahr 2,7 Milliarden für Kriegsmaterial zur Verfügung.

Zur Story