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«Möglich, dass jemand stirbt» – Nause beklagt milde Krawall-Urteile

Polizei bei der Reitschule in Bern, nach einer Demonstration, am Samstag, 25. Februar 2017. Bei der Protestkundgebung am Samstagabend sind mehrere Personen verletzt worden. Ein Grossaufgebot der Poliz ...
Für die Polizei sind Einsätze wie vergangenes Wochenende bei der Berner Reitschule gefährlich.Bild: KEYSTONE

«Möglich, dass jemand stirbt» – Nause beklagt milde Krawall-Urteile

05.03.2017, 02:1805.03.2017, 10:10
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Nach den jüngsten Ausschreitungen in Bern kritisiert Sicherheitsdirektor Reto Nause die sehr milden Urteile der Gerichte. Die Polizisten müssten bei ihren Einsätzen mit dem Schlimmsten rechnen. Im Umfeld der Reitschule herrsche eine Omertà, eine Art Schweigepflicht.

«Mittlerweile fühle ich mich im Stich gelassen», sagte Nause im Interview mit dem «SonntagsBlick» im Bezug auf den Umgang mit Mitgliedern der gewaltextremistischen linken Szene. Der Eindruck, dass Gewalttäter in Bern am Samstag verhaftet werden und am Montag wieder zur Arbeit erschienen, sei «nicht ganz falsch».

Das liege aber an der Gesetzgebung, der Anklageerhebung und der Strafzumessung, sagte der CVP-Gemeinderat. Es sei im Einzelfall schwierig, einem Steinewerfer nachzuweisen, dass sein Geschoss einen Polizisten getroffen habe. Doch: «Angesichts immer gravierenderer Gewalt würde ich nicht mehr so differenziert vorgehen.»

Der wiedergewaehlte Reto Nause, CVP, freut sich ueber seine Wahl in den Berner Gemeinderat, am Sonntag, 27. November 2016, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Wünscht sich härtere Strafen: Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause.Bild: KEYSTONE

Im Stich gelassen fühle er sich von der nationalen Gesetzgebung, den Staatsanwaltschaften und den Gerichten, die sehr milde urteilen würden. Der Rechtsstaat sei zu wahren, betont Nause. «Aber die Militanz, die Gewaltbereitschaft und der Wille, auf den Staat loszugehen, sind in den letzten fünf sechs Jahren weit gravierender geworden.» Das betreffe Zürich und Basel genauso wie Bern und reiche von Ultralinken über Tierschützer bis zu Fussball-Hooligans.

Schweigepflicht in der Reitschule

Nach dem letzten Krawall-Wochenende hatte bereits der Verband Schweizerischer Polizei-Beamter (VSPB) ein härteres Vorgehen gegen die Täter gefordert. Die aktuell geltenden Strafen schreckten diese nicht ab, stellte Verbandspräsidentin Johanna Bundi Ryser fest. «Es ist höchste Zeit für eine härtere Gangart.»

Nause gibt zu bedenken, dass die Polizisten bei den Einsätzen gegen Krawallmacher damit rechnen müssten, sich schwer zu verletzen. «Es ist sogar möglich, dass jemand stirbt.»

Für die Berner Reitschule, in deren Umgebung es zu den jüngsten Ausschreitungen gekommen war, fordert Nause eine neue Trägerschaft und einen Sicherheitsdienst, der «nicht selber belastet» sei. In der Reitschule gebe es heute eine Omertà, eine Art Schweige-Kodex. «Die Gewalttäter sagen: ‹Ich weiss, wo du wohnst, wenn du etwas sagst, finde ich dich und haue dir den Kopf ein›», sagt Nause. (sda)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sven_meye
05.03.2017 08:16registriert Oktober 2014
Da verstehe ich Herr Nause sehr gut. Gewalt wird hart bestraft und streng verfolgt, ausser sie geht gegen Polizisten. #Kuscheljustiz
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Töfflifahrer
05.03.2017 11:33registriert August 2015
Und der Ständerat findet es brauche keine Verschärfung, das bestehende Reglementarium reiche! Die Realität zeigt leider, dass dies nicht reicht! Müssen wirklich erst Polizisten schwer verletzt oder sterben bevor die Politik handelt?
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Skip Bo
05.03.2017 08:51registriert August 2014
Natürlich wird Nause alleingelassen. AvG gibt ausserstädtischen Krawallbesuchern die Schuld, den Reizschulebetreibern erteilt er einen Persilschein.
Reizschule, mehr als ein Tipfehler...
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