Bären und Wölfe kann man in der Schweiz im Normalfall nur im Gehege bestaunen. Im Bärenland in Arosa beispielsweise oder im Zoo Alpin in Les Marécottes. Auch den Wisent gibt es aktuell nur eingesperrt zu bestaunen. Allerdings läuft im Naturpark Thal momentan ein Projekt, das die Tiere wieder auswildern möchte.
Bis dahin begnügen wir uns mit dem, was wir haben. Und das lässt sich durchaus sehen. Insbesondere jetzt im Herbst gilt die Brunftzeit der Hirsche als Highlight.
Ab Anfang September bis Anfang Oktober ist Hirschbrunftzeit – und damit ein idealer Moment, um das Röhren der Hirsche zu erleben.
Ein ganz heisser Tipp für dieses einmalige Erlebnis ist die «Serengeti der Schweiz», das Val Trupchun. Im Eldorado für Wildtierbeobachtungen der Schweiz leben neben rund 500 Rothirschen auch Steinböcke, Gämse und Murmeltiere. Mit Glück sieht man auch Steinadler oder Bartgeier.
Während der Hirschbrunft findet jeden Donnerstag und Freitag eine geführte Wanderung statt (bis 7. Oktober 2022). Man ist dafür vier bis sechs Stunden im wunderschönen Tal unterwegs. Hier gibt es weitere Informationen.
Rothirsche gibt's aber natürlich nicht nur im Nationalpark zu beobachten. So kann man das eindrückliche Schauspiel beispielsweise auch in den Wäldern von Soi bei Champéry erleben.
Hier dauert die geführte Wanderung nur rund eine Stunde und man kann den majestätischen König in den Walliser Herbstwäldern um die Position des Platzhirsches röhren hören. Wanderungen zur Brunftzeit werden bis am 2. Oktober angeboten, die Hirsche (und Gämse) kann man aber auch bis Mitte Oktober noch beobachten.
Hier gibt es mehr Informationen.
Es gibt diverse Orte, an welchen man (meist) Steinböcke sehen kann. Nicht mehr zu den «guten Tipps» gehört leider seit ein paar Jahren der Speer. Die dortige (kleine) Kolonie macht sich rar. Bessere Möglichkeiten hat man beispielsweise rund um den Kistenpass oder eben am Pilatus.
Seit rund 60 Jahren leben sie am Luzerner Hausberg. Beste Chancen auf Sichtungen hat man frühmorgens oder in der Dämmerung. Von Juli bis Oktober werden Steinbock-Safaris angeboten. Inbegriffen ist dabei auch eine Übernachtung auf dem Berg.
Hier gibt es mehr Informationen.
Eine Alpen-Safari wird auch auf dem Niederhorn angeboten. Gämse, Steinböcke, Murmeltiere und manchmal Alpenschneehühner können dabei meist in den Morgenstunden beobachtet werden.
Wie am Pilatus empfiehlt sich auch hier die Übernachtung auf dem Berg. Die Safaris finden vom Juli bis September jeweils am Donnerstagmorgen statt. Die Chancen auf Sichtungen sind dann auch am höchsten, im Oktober nimmt diese Möglichkeit aufgrund der kühleren Temperaturen ab.
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Ja, in der Schweiz lebt der entfernte Verwandte unseres Hausschafs in der Wildnis: das Mufflon. Allerdings nur an einem Ort. In der Region Chablais bei Torgon ist die einzige Mufflon-Kolonie Zuhause. Aktuell rund 250 Tiere.
Kein Wunder, wurde das Tier auch zum Wahrzeichen der Region. In den 1970er Jahren wanderten die Schafe über die Nahe Grenze zu Frankreich, dazu wurden 1977 rund 15 Mufflons ausgesetzt.
Heute kann man die Tiere auf dem «Trace du Mouflon» kennenlernen. Acht Infotafeln geben Informationen und man hat auch Chancen auf Sichtungen. Allerdings sind die Mufflons durch das Aufkommen des Wolfes und mehr Wanderern noch scheuer als sonst geworden. Einen Feldstecher würde ich unbedingt mitnehmen, gute Sichtungschancen hat man beispielsweise bei der Buvette la Bourri gleich bei der kleinen Kapelle.
Man kann den Weg auch verlängern und beispielsweise auf der Wanderroute 225 in Torgon starten. So kommt man auch noch an der doch eindrücklichen Hängebrücke La Jorette (28 Meter hoch, 150 Meter lang) vorbei. Diese Wanderung dauert rund 4,5 Stunden.
Hier gibt es mehr Informationen.
Der Freiberg Kärpf ist das älteste Naturschutzgebiet Europas. Vor rund 450 Jahren wurde es bereits gegründet. Auf zwei verschiedenen Touren können hier Gämse, Steinböcke, Hirsche, Rehe und diverse Vögel auf einer geführten, insgesamt rund fünfstündigen Wanderung entdeckt werden. Die letzte Möglichkeit dafür bietet sich am 21. Oktober 2022.
Im Freiberg Kärpf bieten auch drei Wildbeobachtungsstationen eine vielversprechende Möglichkeit, die Tiere auf eigene Faust zu beobachten. Die überdimensionalen Vogelnester auf der Mettmen-Alp (Widerstein und Oberstafel) und bei der Bischofalp sind frei zugänglich und mit einer schönen Wanderung zu verbinden.
Hier gibt es mehr Informationen.
Der Bartgeier ist der grösste Brutvogel der Alpen und eine Sichtung hat jedes Mal etwas Magisches. Natürlich kann man den Tieren beispielsweise im Nationalpark oder auch rund um den Grand Muveran im Wallis und Berner Oberland mit einer Portion Glück «einfach so» auf einer Wanderung begegnen.
Die beste Möglichkeit bieten aber die normalerweise jährlichen Auswilderungen der Stiftung Pro Bartgeier auf der Melchsee-Frutt. 2022 musste diese verschoben werden, 2023 wird sie im Frühsommer wieder stattfinden.
Die Auswilderungen dienen der genetischen Diversität. Beim infostand Hengliboden werden danach während rund zwei Monaten Informationen abgegeben und es wird bei Wildtierbeobachtungen geholfen (Wandervorschlag siehe unten). Dabei können auch Murmeltiere, Steinböcke oder Gämse entdeckt werden.
Hier gibt es mehr Informationen. Und hier findest du Infos zur jährlichen Bartgeier-Zählung (Beobachtungstage).
Ebenfalls empfehlenswert: Die geführte Wanderung am Gemmipass zwischen dem Wallis und dem Berner Oberland. Jeden Mittwochnachmittag (noch bis am 2. November 2022) erfährst du hier mit einem Guide zusammen viel Spannendes über den Bartgeier und siehst ihn womöglich auch noch live. Hier gibt's mehr Informationen.
Der Ofenpass bietet diverse Möglichkeiten für Wildtierbeobachtungen. Ein Klassiker ist die Wanderung auf die Aussichtskanzel Margunet. Dabei führt der Weg auch an der Alp Stabelchod vorbei, welche bis 1919 eine Viehalp war, heute für ihre Murmeltier-Kolonie bekannt ist (diese sind aber normalerweise ab Ende September im Winterschlaf).
Hirsche und Gämse kann man hier entdecken, mehr Glück benötigt man für den Bartgeier, dafür verzücken die Alpendohlen mit ihren Flugmanövern oft.
Die sechs- bis siebenstündige Wanderung kann von Juni bis Oktober geführt absolviert werden. Hier gibt es mehr Informationen.
In den Freiburger Voralpen bietet die Berra, oder meist auch bei uns La Berra, ein gute – und einfach erreichbare – Möglichkeit zu Wildtierbeobachtungen.
Auf dem baumlosen Gipfel des 1720 Meter hohen Berges kommst du nämlich mit der Seilbahn und erhältst dafür auch noch eine traumhafte Aussicht dazu.
Wer Wildtiere sehen und spannende Infos dazu erhalten will, dem empfiehlt sich eine geführte Wanderung im Oktober. Beispielsweise über Zugvögel oder allgemein über Wildtiere in der Region. Dieses sind allerdings auf Französisch. Mehr (und auch deutschsprachige) Angebote gibt's dann jeweils im Frühling.
Hier gibt's mehr Informationen (französisch).
Steinadler kann man in der Schweiz mittlerweile an verschiedenen Orten gut beobachten. Ein ganz spezielles Erlebnis stellten wir bei «Rauszeit» bereits einmal vor: die Steinadlerwanderung in Malbun.
Wir wollen diese hier nochmals kurz erwähnen. Während knapp zwei Stunden wandert man dabei vom Sareis auf einem breiten Weg – und damit für praktisch alle gut machbar – runter nach Malbun.
Vom Falkner erfährt man dabei extrem viel über die eindrücklichen Vögel und erlebt hautnah, wie es ist, wenn so ein Steinadler mit hohem Tempo zur Landung ansetzt. Weltweit kann man dies so nur hier erleben.
Hier gibt es mehr Informationen.
Das ist ein Punkt, der gerne vergessen wird. Wenn Wildtiere vor uns davonrennen, haben sie uns nicht kommen sehen bzw. wir sind in ihre Komfortzone eingedrungen. Bleiben sie stehen, haben sie uns durchaus wahrgenommen, sehen uns aber nicht als unmittelbare Gefahr.
Darum ist auch der häufigster Fehler den man macht (ich kann es mir oft auch nicht verkneifen): Immer näher und noch näher rangehen wollen. Darum auch hier: Abstand halten! ;-)