Vor einigen Wochen stellten wir euch 12 unbekannte – aber sehr besuchenswerte – Orte der Schweiz vor. Weil ihr nicht genug davon bekommen konntet, hier nochmals 12 Dörfer oder Städtchen, die durch ihre Geschichte, Bauweise, Architektur oder Lage bestechen und es in die Liste der «50 unbekannten Schweizer Perlen» von Schweiz Tourismus und dem Bundesamt für Kultur (BAK) geschafft haben.
Ich bin mir sicher: Auch hier hat es selbst für grosse Schweizkennerinnen und -kenner noch den einen oder anderen Geheimtipp.
In Auvernier dominiert heute der Wein. Doch es sticht noch durch etwas heraus. Nein, nicht die grossartige Lage am Neuenburgersee in der Nähe der «Plage Paradis» (was für ein Name und übrigens auch ein schöner Campingplatz). Auvernier gehört zu den wichtigsten prähistorischen Fundstellen der Schweiz.
Nicht verpassen sollte man einen Besuch der vollständig gepflasterten Hauptstrasse im historischen Dorfkern. Es mutet fast etwas städtisch an, dazu passt auch das kleine, aber feine Schloss.
PS: Vor 1860 stand das Dorf direkt am See, doch die erste Juragewässerkorrektion sorgte für eine Herabsetzung des Wasserspiegels. Auf den neuen Flächen reihen sich herrliche Villen.
Während oben die Gemeinde Milvignes die Nähe zum Wein verrät, ist es bei Castasegna die Kastanie, welche im Mittelpunkt steht. Das letzte Dorf der Schweiz im Bergell vor der Grenze zu Italien ist DAS Kastaniendorf schlechthin. Denn das Nest ist von Kastanienwäldern umgeben.
Und obwohl nur rund 200 Seelen den Ort ihre Heimat nennen, überrascht dieser mit einem etwas städtischen Kern. Die Lage am wichtigen Handelsweg half dabei früh zu Wohlstand. Grossartig ist der Unterschied von der prächtigen Hauptgasse zu den bäuerlichen Gebäuden gleich daneben.
Aber zurück zu den Kastanien. Einer der grössten Edelkastanienwälder Europas, alte Dörrhäuschen («cascine») und natürlich ein Kastanienlehrpfad sorgen für das Rundumpaket. Ach ja: Besuche im Herbst lohnen sich wegen der Kastanien natürlich besonders ...
Wir nehmen nochmals ein Weindorf in die Liste (und ja, später folgen noch mehr): Dardagny. Blauburgunder wird hier insbesondere angebaut.
Selten hat mich ein Ort so überrascht, wie dieser zwischen der Stadt Genf und Frankreich gelegene Fleck. Die Anfahrt vom Nachbarort Russin endet mit einem steilen Anstieg. Nach dem Dorf überquert man auf praktisch allen «Strassen» bald die Landesgrenze.
Im Mittelpunkt steht das Schloss mitten im Dorf, welches früher aus zwei befestigten Häusern bestand, die man dann zusammenschloss. Nördlich des Schlosses wurde enger gebaut und es entstanden Gassen, im Süden stehen die Häuser weiter verteilt.
Kontraste wie Dardagny mit Schloss und Bauernhäusern bietet auch Ennenda im Kanton Glarus. Hier sind es aber Fabrikbauten und Arbeiterhäuser sowie wunderschöne Villen mit grossen Gärten.
Auffallend sind die Bahnhofstrasse oder der Kirchweg mit der langen Reihe von einem Arbeiterhaus am anderen. Weil die Industrie derart gut lief, wurde Ennenda 1904 als eine der wohlhabendsten Gemeinden der Schweiz bezeichnet. Heute ist dies freilich nicht mehr so.
Aber eintauchen in die Geschichte kann man hier mit einem Dorfspaziergang oder auch dem Anna-Göldi-Museum, gewidmet der letzten Hexe, welche in Europa hingerichtet wurde. Und ja, wandern kann man von hier aus auch gut. Beispielsweise zum Mars. Also fast (siehe hier Punkt 8).
Zuerst ein Hinweis: Falls du mit dem Navi anreist und diesem normalerweise blind vertraust. Achte darauf, dass du nicht Erlenbach ZH eingibst ...
Schaffst du es zum «richtigen» Erlenbach, dann lockt natürlich das Stockhorn, welches du mit zwei Gondeln gut erreichen kannst und dir eine sagenhafte Aussicht bietet.
Wer sich mehr für Geschichte als Panorama interessiert: Erlenbach erreichte im 17. und 18. Jahrhundert Wohlstand durch Zucht von Mastvieh und Pferden sowie Käse. Freunde von regionaltypischen Bauten werden hier glücklich.
Kommen wir zum vielleicht bekanntesten Ort in dieser Liste: Ernen VS. Einer der schönsten Dorfplätze der Schweiz, ein Barockkirchenjuwel und eine lebendige Kultur bietet der Ort im Wallis. Bei meinem ersten Besuch im Dorf konnte ich kaum fassen, dass ich davor nie von diesem Ort im Goms gehört hatte.
Die Umgebung hat auch einiges zu bieten. Beispielsweise die 280 Meter lange und 1,4 Meter breite Goms Bridge. Oder die Nähe zum Binntal und natürlich das Goms ganz allgemein, dieses wunderbare und oft unterschätzte Tal. Für Familien: Der Zauberwald mit Erlebnisspielplatz, Tannenzapfenbahn, Hängebrücke und Grillplätzen – fantastisch.
Wer es nicht kennt, der staunt beim ersten Anblick des Goetheanums. Das anthroposophische Zentrum von Rudolf Steiner macht mit dem kolossalen Eisenbetonbau Eindruck und passt so gar nicht in die Gegend.
Das Zentrum steht in Dornach, an der Grenze zum Kanton Basel-Landschaft. Übrigens: Gebaut wurde es erst vollständig aus Holz. Drei Jahre später brannte es in einer Silvesternacht nieder. Mit Eisenbeton dürfte dies nicht mehr passieren.
Der Ort ist heute ein Tagungs- und Kulturzentrum. Neben dem Hauptgebäude stehen auch noch weitere auffällige Bauten in der Nachbarschaft. So beispielsweise das Heizhaus, das mit einem unterirdischen Gang mit dem Hauptgebäude verbunden ist, oder das danebenstehende Glashaus, welches ganz aus Holz gebaut wurde.
Meride «verpasst» man eigentlich, wenn man durch das Tessin via Chiasso nach Italien fährt. Kurz nach dem Ende des Lago di Lugano müsste man rechts abbiegen, um das Dorf am Weinhügel zu erreichen.
Bekannt wurde der Ort – oder besser der Berg – durch Dinosaurierfunde. Übrigens: Es lohnt sich, den Monte San Giorgio zu besteigen, von wo aus man eine fantastische Sicht hat:
Kenner beschreiben den Ort als ein kleines Stückchen Toscana. Und obwohl nicht gross, überrascht ein Dorfspaziergang mit einigen stattlichen Gebäuden. So auch der umgebaute Palazzo, der heute ein Fossilienmuseum beherbergt.
Zwischen Mont Vully und Murtensee liegt Praz traumhaft. Der Winzerort hat einen engen Dorfkern, aber immer wieder bieten sich auch super Aussichten auf den See.
Und klar: Wenn du schon mal da bist: Besuche die Grotten am Mont Vully. Diese wurden 1916 und 1917 zur Verteidigung des Schweizer Mittellandes in den Sandstein gegraben. Heute können sich Kinder da den ganzen Tag herumtoben und die Gänge entdecken.
So: Letztes Weindorf. Ich schwöre. Saint-Saphorin gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe Lavaux, ist aber vermutlich nicht der Ort, der einem da als Erstes in den Sinn kommt.
Das ist schade. Hat es doch – direkt am See gelegen – einiges zu bieten. Saint-Saphorin wurde auch als meist befestigtes Dorf bezeichnet. Dies, weil die Gebäude auf Arkaden erbaut wurden, da der Ort früher von Erdrutschen gefährdet war.
Übrigens: Zum Ort gehört auch ein Schloss, das Château de Glérolles. Allerdings steht dieses deutlich ausserhalb des Dorfes. An jener Stelle existierte früher das römische Dorf Glerula, das im Jahr 563 aber vermutlich von einem Tsnunami im Genfersee zerstört wurde. Das Schloss wurde im 11. Jahrhundert erbaut, heute ist es ein Weingut und Eventort.
Ein alter Dorfplatz und dahinter die Engadiner Dolomiten. Dieser Anblick enttäuscht dich auch beim hundertsten Mal nicht. Das Dorf liegt hoch über dem Talboden und gilt als eine der Hochburgen des Rätoromanischen.
Typische Engadiner Bauernhäuser findet man aber nur sehr wenige (oder nur am Dorfrand). Der Grund: Das Dorf wurde von mehreren Bränden heimgesucht.
Bekannt dürfte Sent dem einen oder anderen durch den Parkin Sent, dem Skulpturenpark des Künstlers Not Vital sein. Dieser ist jeden Freitag von Mitte Juni bis Anfang Oktober öffentlich zugänglich. Man muss sich dafür beim Tourismusbüro der Gemeinde Scuol anmelden.
Zum Abschluss besuchen wir das Appenzellerland. Ziel ist Trogen, das herrlich auf einem Hügelkamm liegt. Verbunden ist der Ort eng mit der Kaufmannsfamilie Zellweger, welche durch Leinen- und Baumwollhandel reich wurde und dem Dorf einige palastartige Wohnhäuser bescherte. Den Kontrast bilden die typischen Appenzeller Holzgiebelbauten
Bekannt wurde Trogen durch das Pestalozzidorf, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Unterkunft und Ausbildungsstätte für Waisenkinder gebaut wurde. Mehr darüber gibt's im Besucherzentrum zu erfahren.