Die Coronavirus-Epidemie in der Schweiz ist noch nicht vorbei. Dank der vom Bundesrat getroffenen und von der Bevölkerung umgesetzten Lockdown-Massnahmen sinken die Fallzahlen zwar, eine zweite Welle droht uns aber dennoch. Dann müsste der Bundesrat die Massnahmen erneut verschärfen.
Im Moment wird aber weniger von Verschärfungen, sondern mehr von Lockerungen gesprochen. So hat der Bundesrat am 16. April einen Lockerungsplan präsentiert. Bereits am 27. April sollen die ersten Geschäfte wieder öffnen dürfen. Am 8. Juni sollen schliesslich auch Schulen, Universitäten und Museen wieder geöffnet werden.
Dies und das anhaltend schöne Wetter haben dafür gesorgt, dass sich die Schweizerinnen und Schweizer wieder öfter und weiter aus dem Haus wagen, wie die neuen Zahlen des Mobilitäts-Monitoring der ETH Zürich und Intervista zeigen:
Doch steigt die Kurve wirklich an? Ein Blick auf die Trendlinie verrät's:
Die Schweizer Bevölkerung legt wöchentlich immer grössere Distanzen zurück. Sollte dieser Trend so anhalten, wären wir etwa Ende Juni wieder auf dem Level von vor dem Lockdown.
Die Daten der ETH Zürich sind nach Alter aufgeschlüsselt. Gibt es also eine Altersgruppe, die heraussticht?
Wie ein Blick auf die Trendlinien zeigt, tut sich keine Altersgruppe besonders hervor. Die Trends verlaufen praktisch parallel. Das bedeutet: Durch alle Altersklassen hindurch verlassen die Schweizer wieder vermehrt das Haus.
Bei der Aufschlüsselung nach Erwerb sieht es ähnlich aus:
Ob Schüler, Angestellter oder Pensionär: Alle Gruppen haben in etwa den gleichen Wachstum in den durchschnittlich zurückgelegten Distanzen. Doch einen Unterschied gibt es doch noch:
Studenten und Schüler legten nach dem Lockdown im Schnitt weniger Distanzen zurück als Erwerbstätige. Die grossen Bewegungspeaks der Personen in Ausbildung, die vor dem Lockdown jeweils am Freitag und am Sonntag entstanden, bleiben ebenfalls aus.
Hier könnte es sich um Studenten mit Wochenaufenthalter-Status handeln. Sollten die Schulen im Mai und die Hochschulen im Juni wieder Präsenzunterricht einführen, dürfte besonders diese Kurve wieder stärker steigen.
Grundsätzlich bedeutet das, dass sich die Bevölkerung weniger konsequent an die Stay-at-Home-Empfehlungen des Bundesrates hält. Dies muss aber nicht automatisch zu einer erneuten Steigerung der Coronavirus-Fallzahlen führen. Wenn sich die Bevölkerung grundsätzlich auch beim Verlassen des Hauses an die Hygiene- und Distancing-Vorschriften hält, könnte eine zweite Welle trotzdem ausbleiben.