Die neuen Omikron-Varianten des Coronavirus sorgen nach wie vor für hohe Ansteckungszahlen. Innerhalb einer Woche wurden 46'025 neue Coronafälle in der Schweiz registriert. 455 Personen mussten ins Spital eingewiesen werden, 13 Menschen starben. Am Dienstag informierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zusammen mit der Eidgenössischen Impfkommission (Ekif) über eine weitere Auffrischimpfung. Erneut muss man sich die Frage stellen: Soll ich mich impfen lassen oder eine Ansteckung mit dem Virus riskieren?
Die neuen Omikron-Untervarianten BA.4 und BA.5 sind die bisher ansteckendsten Coronavirus-Typen, die es je gab. Glücklicherweise sind sie aber nicht so gefährlich wie zum Beispiel die Delta-Variante. In den allermeisten Fällen sind die Krankheitsverläufe mild. Und die Spitäler sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht überlastet.
Doch weil sämtliche Schutzmassnahmen aufgehoben wurden und die letzte Impfung bei vielen Menschen bereits mehrere Monate zurückliegt, kann das Virus frei zirkulieren und sich munter weiterverbreiten. Bisher empfahlen das BAG und die Ekif eine Auffrischimpfung nur schwer immungeschwächten Personen.
An ihrer Pressekonferenz vom Dienstag weiteten die Behörden diese Empfehlung ab sofort auf alle über 80-Jährigen aus. Diese Personen hätten aufgrund ihres Alters das höchste Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Zudem lasse der Impfschutz gegen schwere Erkrankungen und eine Hospitalisierung in dieser Altersgruppe am schnellsten nach.
Nach wie vor gilt: Eine Impfung bietet einen sehr hohen Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung. Eine aktuelle Studie aus Israel zeigt, dass der Doppel-Booster wirkt. Zweifach geboosterte über 60-Jährige sind viermal besser vor schweren Krankheitsverläufen geschützt als Gleichaltrige, die nur dreimal geimpft sind. Vor allem für Personen aus der besonders vulnerablen Risikogruppe ist eine Auffrischimpfung deshalb angesichts des erhöhten Infektionsgeschehens bereits jetzt zu empfehlen (siehe Punkt oben).
Weil das BAG und das Ekif davon ausgehen, dass im kommenden Herbst die Covid-19-Fallzahlen nochmals steigen werden, wird ab dann auch allen über 16-Jährigen eine vierte Impfung empfohlen. Prioritär richtet sich diese Empfehlung an besonders gefährdete Personen. Dazu gehören über 65-Jährige, solche mit einem erhöhten individuellen Gesundheitsrisiko wie beispielsweise einer Schwangerschaft und das Gesundheitspersonal.
Für alle Personen zwischen 16 und 64 Jahren ohne Risikofaktoren ist die Gefahr einer schweren Erkrankung in diesem Herbst gering. Ihnen wird eine Auffrischimpfung im Herbst 2022 empfohlen, wenn sie das Risiko für eine Infektion oder einen seltenen schweren Verlauf aus privaten oder beruflichen Gründen vermindern möchten.
Klar ist: Die bisherigen Impfstoffe schützen nur temporär und nicht ausreichend vor einer Infektion. Denn die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 unterscheiden sich stark von demjenigen Virus, das als Vorlage für die Impfstoffe diente.
Die beiden Pharmaunternehmen Moderna und Pfizer/Biontech arbeiten darum seit Monaten intensiv an einem verbesserten Impfstoff. Beide Hersteller teilten bereits mit, dass ihr angepasster Impfstoff eine gute Immunantwort gegen die Omikron-Varianten hervorgerufen habe.
Moderna hat Ende Juni bei Swissmedic einen Antrag auf eine Zulassungserweiterung ihres bisherigen Covid-19-Impfstoffes gestellt. Der neue bivalente Impfstoff enthält Boten-Ribonukleinsäure (mRNA), sowohl für das Spikeprotein des Wuhan-Stamms als auch für dasjenige der Omikron-Variante. Bevor Swissmedic die Impfung für die Schweiz freigibt, wird diese auf die Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft. Wann genau dieser Vorgang abgeschlossen ist, kann noch nicht gesagt werden. Es ist davon auszugehen, dass dem im Herbst so sein wird.
Für alle anderen Personen, die bereits vollständig immunisiert sind, also dreimal geimpft oder genesen und zweimal geimpft, empfehlen BAG und Ekif, mit einer weiteren Auffrischimpfung zuzuwarten bis im Herbst. Sie haben gemäss aktuellem Wissensstand nach wie vor einen ausreichenden Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung.
Eine weitere Impfung kann bei den aktuell zirkulierenden Virusvarianten nur beschränkt vor einer Infektion und milden Erkrankungen schützen. Zudem kann es sich lohnen, auf die adaptierten Impfstoffe zu warten, die voraussichtlich im Herbst 2022 zur Verfügung stehen werden.
Nach der vierten Impfung können dieselben Nebenwirkungen auftreten wie nach der ersten Booster-Impfung. In den allermeisten Fällen sind sie mild und von kurzer Dauer. Es sind normale Anzeichen dafür, dass der Körper den gewünschten Schutz gegen das Coronavirus aufbaut.
Bei 15,8 Millionen verabreichten Impfdosen in der Schweiz gingen bei der Swissmedic insgesamt 15'578 Verdachtsfälle von unerwünschten Nebenwirkungen ein. Davon stellten sich 62 Prozent als nicht schwerwiegend und 38 Prozent als schwerwiegend heraus. Bei den als schwerwiegend eingestuften Nebenwirkungen wurde am häufigsten über Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost, Übelkeit und Schwindelgefühl berichtet.
Ja, solange es eine offizielle Impfempfehlung des Bundes gibt. Sprich: Derzeit ist die Impfung für besonders vulnerable Personen und alle über 80-Jährigen gratis. Wer nicht zu dieser Gruppe gehört, die Auffrischimpfung aber trotzdem jetzt schon möchte, beispielsweise weil dies für eine Reise erforderlich ist, muss die Impfung in den meisten Kantonen selbst bezahlen. Dies kostet 70 Franken.
Sobald die Impfempfehlung im Herbst auch für alle über 16-Jährigen gilt, wird der Bund die Kosten für den Piks übernehmen.
«Eine weitere Impfung kann bei den aktuell zirkulierenden Virusvarianten nur beschränkt vor einer Infektion und milden Erkrankungen schützen. Zudem kann es sich lohnen, auf die adaptierten Impfstoffe zu warten, die voraussichtlich im Herbst 2022 zur Verfügung stehen werden.»
Voilà.