Ob Facebook den «I'm a voter», den «Ich habe gewählt»-Knopf, auch in der Schweiz einzusetzen gedenke, wollte ein Teilnehmer des Workshops wissen, den Facebook vergangene Woche in Zürich durchführte. Knapp 20 Personen nahmen am Anlass teil, an dem Facebook aufzeigte, was Politiker und Parteien mit der Plattform in Sachen Mobilisierung erreichen können. Als Musterbeispiele wurden die Facebook-Seiten des deutschen FDP-Politikers Christian Lindner, des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz gezeigt.
In Island ist der Wahlknopf bereits eingesetzt worden, genauso wie auch bei der deutschen Bundestagswahl 2017. Einiges deutet darauf hin, dass er auch in der Schweiz zum Einsatz kommen dürfte – bei den Nationalratswahlen 2019. Facebook-User könnten dann bei Abstimmungen oder Wahlen zeigen, dass sie gewählt haben.
«Es entstand im Workshop der Eindruck, dass Facebook daran arbeitet, dass dies möglich wird», sagt Bernhard Stotz, politischer Sekretär der FDP des Kantons Zürich. Stotz berät auch Schulen zu Facebook und sozialen Medien. Als Medienpädagoge sehe er in dieser Entwicklung «etwas eher Beängstigendes», hält Stotz fest.
Am Workshop hiess es, der Wahlknopf sei in der direkten Demokratie Schweiz mit ihren bis zu vier Abstimmungen pro Jahr nicht so leicht einsetzbar wie in anderen Ländern. Wenn überhaupt soll der Knopf in der Schweiz wohl nur für grosse und demokratisch relevante Ereignisse eingesetzt werden.
Unter den Besuchern des Workshops befanden sich nur zwei Nationalräte: Natalie Rickli und Gregor Rutz (beide SVP). «Der Workshop mit Facebook war interessant», sagt Rickli. Mit ihrer Kommunikationsagentur biete sie auch Beratung zu Social Media an und habe neue Ideen gewonnen. «Ich stelle fest, dass den Parteien in Deutschland deutlich mehr Geld zur Verfügung steht, um Social Media zu betreuen», sagt sie. «In der Schweiz werden Social Media für die Wahlen 2019 wichtiger. SP und FDP sind hier leider besser unterwegs als die SVP. Meine eigene Partei hat noch einen gewissen Nachholbedarf.»
Gregor Rutz sagt, es sei spannend gewesen, von Facebook direkt Hintergrundinformationen zu Tools zu erhalten: «Sicher eröffnet dies auch gewisse Möglichkeiten für die politische Mobilisierung in Wahlkämpfen, doch die Strassenarbeit bleibt trotz allem unersetzbar.»
Auch ein Vertreter des Generalsekretariats der SP Schweiz war am Workshop. Die Partei müsse beim Kommunikationskanal Facebook «auf dem Laufenden bleiben», sagt SP-Sprecherin Nicole Silvestri. Sie hält aber fest, dass Facebook-Kampagnen «mittlerweile vor allem für Akteure mit grossen Werbebudgets» interessant seien: «Es ist mit Blick auf die demokratische Meinungsbildung bedenklich, dass Facebook diejenigen politischen Akteure so stark bevorzugt, die viel bezahlen.»
Bernhard Stotz, dem politischen Sekretär der FDP Zürich, gefiel der Hinweis am Workshop besonders, Politiker müssten statt Agenda-Setting verstärkt Agenda-Surfing betreiben. «Das war ein sehr spannender Ansatz, den ich zu Hause gleich vertieft habe», sagt er. «Auf Facebook lassen sich die Reaktionen extrem gut testen.»