Zwar prügeln sich Mädchen weniger als ihre männlichen Kollegen, dafür fahren sie überproportional oft schwarz oder sind als Langfinger unterwegs.
Das zeigt eine neue Auswertung der Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich, die der Sonntagszeitung vorliegt. So ist der Anteil straffälliger Mädchen im Kanton Zürich mittlerweile auf 25 Prozent angestiegen.
Schweizweit wurden letztes Jahr 1382 junge Mädchen verurteilt. Ein Nagellack hier, ein Armreif dort – Kleinigkeiten mitlaufen zu lassen, statt dafür zu bezahlen, scheint für viele Teenager normal zu sein. «Scham oder moralische Bedenken haben die wenigsten», sagt Ivica Petrušić, Geschäftsführer der Zürcher Jugendförderung Okaj.
«Eine aus der Clique packt Kleinigkeiten in den Läden einfach ein. Sie meint, weshalb zahlen, wenn man etwas auch nehmen könne. Als ich dann mit meiner Freundin unterwegs war, kam das Adrenalin, und wir probierten es auch», gab eine 14-Jährige dem Blatt weiter zu Protokoll.
Die straffälligen Mädchen kommen aus allen Schichten und sind meist zwischen 15 und 17 Jahre alt. Allerdings gehen auch immer jüngere Mädchen auf Diebestour. Sie suchen Nervenkitzel und Anerkennung. «Die Girls können sich mit solchen Taten innerhalb der Clique profilieren», sagt Soziologin Rahel Heeg.
Doch warum steigt die Kriminalität der Mädchen, während Jugenddelinquenz insgesamt rückläufig ist? Der Oberjugendanwalt kann nur spekulieren: «Zum einen treten Mädchen heute gleichberechtigter auf, und zum andern geniessen sie mehr gesellschaftliche Freiräume.» Deliktisches Verhalten gehöre heute bei Mädchen zum Entwicklungsprozess dazu.
Auf die schiefe Bahn geraten allerdings die wenigsten. Häufig reicht eine Vorladung der Jugendanwaltschaft, um sie zur Vernunft zu bringen. Als wichtig erachtet Urs Kiener, Jugendpsychologe von Pro Juventute, dass Eltern bereits kleine Delikte ernst nehmen. «Sie sollten mit den Kindern den Diebstahl thematisieren», sagt er. Es sei für den Verlauf der weiteren Jugendjahre entscheidend zu vermitteln, was Recht und Unrecht sei.
(amü)