Fleisch essen, ohne dass ein Tier dafür gelitten hat? Das könnte in Zukunft möglich sein – mithilfe von Laborfleisch. Dazu entnehmen Forscher Rindern, Enten oder Hühnern Stammzellen. Aus den Zellen wird in einer Nährlösung künstliches Muskel- und Fleischgewerbe gezüchtet. Nach vier bis sechs Wochen kann das künstliche Fleisch «geerntet» werden.
«Eine Umstellung auf kultiviertes Fleisch spart Ressourcen, schont das Klima und reduziert tierisches und menschliches Leid», erklärt Pat Mächler, Vorstandsmitglied des politischen Thinktanks «mach-politik.ch». Mächler will, dass sich nun endlich auch die Politik mit dem «Clean Meat» auseinandersetzt.
Mit einer Petition fordert er den Bund auf, die Forschung, Herstellung und den Vertrieb von Laborfleisch in Zukunft zu unterstützen. Online will Mächler Unterschriften für sein Anliegen sammeln. «Die Schweiz hätte gute Voraussetzungen, Vorreiter in diesem Bereich zu werden», weiss Mächler. «Wir haben eine der höchsten Dichten an Biotechnologie-Unternehmen weltweit.»
Aktuell liege die Forschung in diesem Bereich jedoch noch brach. Anders in Holland – dort kreierte das Start-Up Mosa Meat den ersten Hamburger aus dem Labor. Und erhielt prominente Unterstützung: Im Juli dieses Jahres teilte die Coop-Tochter Bell mit, dass sie das holländische Start-Up mit rund 2,3 Millionen Franken unterstützen wird.
Der Grüne-Nationalrat Bastien Girod findet die Forderung berechtigt. Die Entwicklung von künstlichem Fleisch separat zu fördern, sei jedoch zu weit gegriffen. «Es gibt heute bereits genug Gefässe, die klimafreundliche Innovationen fördern», so Girod. Ein Fördergefäss für klimafreundliche Technologien sei beispielsweise der Technologiefonds.
Parteikollege Balthasar Glättli sieht es ähnlich. Er habe nichts gegen eine verstärkte öffentliche Forschung im Bereich des künstlichen Fleisches einzuwenden. «Ich habe aber Zweifel, dass künstliches Fleisch allein tatsächlich die Lösung ist zur Überwindung der Massentierhaltung.» Man dürfe die verschiedenen Alternativen zur tierquälerischen und klimaschädlichen Massentierhaltung nicht gegeneinander ausspielen.