Schweiz
Fleisch

Jetzt wird das Laborfleisch dem Bundesrat aufgetischt

Mosa Meat Kultiviertes Fleisch Burger aus dem Labor
Eine Petition will, dass in Zukunft die Entwicklung von In-Vitro-Fleisch vom Bund unterstützt wird. Bild: Mosa Meat

Jetzt wird das Laborfleisch dem Bundesrat aufgetischt

Der Bund soll in Zukunft Fleisch aus dem Labor fördern. Das fordert eine im Parlament eingereichte Petition. Das Anliegen wird von den Parlamentariern kritisch beäugt.
01.12.2018, 14:4202.12.2018, 04:31
Helene Obrist
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Fleisch essen, ohne dass ein Tier dafür gelitten hat? Das könnte in Zukunft möglich sein – mithilfe von Laborfleisch. Dazu entnehmen Forscher Rindern, Enten oder Hühnern Stammzellen. Aus den Zellen wird in einer Nährlösung künstliches Muskel- und Fleischgewerbe gezüchtet. Nach vier bis sechs Wochen kann das künstliche Fleisch «geerntet» werden. 

«Eine Umstellung auf kultiviertes Fleisch spart Ressourcen, schont das Klima und reduziert tierisches und menschliches Leid», erklärt Pat Mächler, Vorstandsmitglied des politischen Thinktanks «mach-politik.ch». Mächler will, dass sich nun endlich auch die Politik mit dem «Clean Meat» auseinandersetzt. 

Mit einer Petition fordert er den Bund auf, die Forschung, Herstellung und den Vertrieb von Laborfleisch in Zukunft zu unterstützen. Online will Mächler Unterschriften für sein Anliegen sammeln. «Die Schweiz hätte gute Voraussetzungen, Vorreiter in diesem Bereich zu werden», weiss Mächler. «Wir haben eine der höchsten Dichten an Biotechnologie-Unternehmen weltweit.» 

Aktuell liege die Forschung in diesem Bereich jedoch noch brach. Anders in Holland – dort kreierte das Start-Up Mosa Meat den ersten Hamburger aus dem Labor. Und erhielt prominente Unterstützung: Im Juli dieses Jahres teilte die Coop-Tochter Bell mit, dass sie das holländische Start-Up mit rund 2,3 Millionen Franken unterstützen wird. 

Mosa Meat Kultiviertes Fleisch Burger aus dem Labor
Das holländische Start-Up Mosa Meat kreierte den ersten Burger aus dem Labor. Bild: Mosa Meat

Der Grüne-Nationalrat Bastien Girod findet die Forderung berechtigt. Die Entwicklung von künstlichem Fleisch separat zu fördern, sei jedoch zu weit gegriffen. «Es gibt heute bereits genug Gefässe, die klimafreundliche Innovationen fördern», so Girod. Ein Fördergefäss für klimafreundliche Technologien sei beispielsweise der Technologiefonds. 

Parteikollege Balthasar Glättli sieht es ähnlich. Er habe nichts gegen eine verstärkte öffentliche Forschung im Bereich des künstlichen Fleisches einzuwenden. «Ich habe aber Zweifel, dass künstliches Fleisch allein tatsächlich die Lösung ist zur Überwindung der Massentierhaltung.» Man dürfe die verschiedenen Alternativen zur tierquälerischen und klimaschädlichen Massentierhaltung nicht gegeneinander ausspielen. 

Soll Laborfleisch mit Steuergeldern gefördert werden?

So entsteht der Hamburger aus dem Labor

Video: srf
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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scaros_2
01.12.2018 15:43registriert Juni 2015
Fleisch aus dem Labor bedeutet, dass man viele Rinder sparen kann was viel Co2 einsparen würde. Zudem bräuächte man weniger Ackerflächer für die nicht mehr notwendige Nahrung. Win/win sozusagen
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Randen
01.12.2018 16:03registriert März 2014
Nein Herr Glättli es gibt keine Alternative mit Tieren. Da gibt es nichts zum gegeneinander ausspielen. Nichts ist umweltfreundlicher, weniger Tierquälerei und hat weniger Antibiotika als Laborfleisch. Wasserverbrauch und co2 Ausstoss und noch vieles weiters ist besser beim Laborfleisch.
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Bits_and_More
01.12.2018 17:25registriert Oktober 2016
@Watson
Als Nährmedium wird in der Biotechnologie immer noch häufig auf Kälberserum zurückgegriffen, welches aus Kälberembrionen gewonnen wird.
Ganz "tierfreundlich" ist diese Produktion auch nicht. Wäre aber sicher ein interessanter Artikel. Dozenter des Biotechnologischen Instituts an der ZHAW Wädenswil sind sicher als Quelle interessant.
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