Eine Mehrheit von 72,9 Prozent hat sich für das revidierte Geldspielgesetz ausgesprochen. Den Betreibern der 21 Schweizer Casinos fällt damit ein Stein vom Herzen. Nicht nur wird ihnen jetzt das bisher illegale Anbieten von Online-Glücksspielen erlaubt. Dank der Netzsperren wird auch die ausländische Konkurrenz vom Markt gedrängt, auf deren Websites die Schweizer Online-Glücksritter bisher trotz Verbot ihrem Hobby frönten.
Wie genau der abgeschottete Markt für Online-Games geregelt sein wird, muss der Bundesrat nun in einer Verordnung festlegen. Dann wird auch klar sein, ob die Schweizer Casinos – wie es das soeben angenommenen Gesetz vorsieht – per 1. Januar 2019 im Internet Glücksspiele anbieten dürfen oder sich der Termin noch etwas verzögert.
Klar ist schon heute: Die Casinos stehen in den Startlöchern. Mehrere Casinos prüfen zurzeit, ob sie ein Gesuch für die erweiterte Online-Konzession einreichen werden. Das lässt der Schweizer Casino Verband auf Anfrage verlauten. Konkreter tönt es beim Grand Casino Bern. Man werde alle Spielangebote prüfen, welche ein lizenziertes Online-Casino nach dem neuen Gesetz anbieten darf.
Gesetzten Falles will man rasch handeln, wie Marketing-Leiter Patrick Cupelin sagt: «Sollte sich das Grand Casino Bern um eine Konzession bemühen und diese erhalten, so ist die Umsetzung eines Online-Angebotes auf den schnellstmöglichen Termin vorgesehen: 1. Januar 2019.»
Erste Erfahrungen im Online-Gaming haben die Schweizer Casinos gesammelt. Denn bereits nach dem alten Gesetz durften sie im Internet tätig sein – solange die angebotenen Spiele ohne Geldeinsatz auskommen. Auf dieser bestehenden Webpräsenz wollen viele Casinos nun ihr Online-Geldspiel-Angebot aufbauen.
Das Stadtcasino Baden etwa ist im Sommer 2017 mit «Jack Pots» ans Netz gegangen – einem Angebot ohne Geldeinsatz. Gewinnen kann man Sachpreise und Gutscheine für das Casino in Baden. Laut Geschäftsbericht 2017 soll «Jack Pots» beim Inkrafttreten des neuen Gesetzes zur Cash-Gaming-Plattform umgewandelt werden. Ähnliche Pläne gibt es für das Tochtercasino in Davos. Die Swiss Casinos AG mit Häusern in Zürich, Pfäffikon SZ, St.Gallen und Schaffhausen betreibt eine ähnliche Online-Plattform
Auch die Grand Casino Luzern AG ist im Internet aktiv. Laut CEO Wolfgang Bliem beschäftigt sich die Gruppe seit der Gründung der Tochter Casino Online AG im Jahr 2009 intensiv mit der Thematik des Online Gaming. In jüngerer Zeit auch mit dem neuen Online-Markt gemäss dem revidierten Geldspielgesetz. «Seit drei Jahren werden konkrete Pläne entwickelt», bestätigt Blien.
Nach dem Ja werden sich die Investitionen der Grand Casino Luzern AG im Bereich Online-Gaming in Millionenhöhe bewegen, beantwortet Blien noch vor dem Abstimmungssonntag eine entsprechende Frage.
Beim Grand Casino Bern will Marketingleiter Patrick Cupelin keine konkreten Zahlen nennen. Doch auch die Berner haben im vergangenen Jahr mit der Gründung einer Tochterfirma namens Casino Services AG mit den Vorarbeiten für legales Online-Gaming in der Schweiz begonnen: «Die Tochterfirma dient dazu, Businesspläne und Konzepte für einen zukünftigen Betrieb eines Online-Casinos zu erstellen.»
Klar ist: Die Schweizer Casinos wollen bereit sein, wenn sich ihnen 2019 der lukrative Markt mit Online-Glücksspielen öffnet. Doch können sie sich dort tatsächlich von ausländischen Konkurrenten ungestört entfalten? Im Abstimmungskampf zweifelten die Gegner des neuen Geldspielgesetzes lautstark an der Wirksamkeit der Netzsperren für ausländische Glücksspielanbieter. Die Schweizer Casinos teilen diese Bedenken nicht.
Zugangssperren seien ein effektives und in dreifacher Hinsicht wirksames Instrument, sagt Wolfgang Bliem, CEO in Luzern. Sie wirkten erstens technisch und als Warnhinweis, dass man sich auf einer nicht konzessionierten Seite befindet. Zweitens führten sie auf der juristischen Ebene dazu, dass sich seriöse börsenkotierte Anbieter aus dem Ausland an ein Länderverbot wie demjenigen in der Schweiz halten würden: «Sonst landen sie auf einer schwarzen Liste und gefährden ihre Konzession in anderen Ländern.
Drittens und am stärksten wirke die Zugangssperre jedoch bei der grossen Mehrheit der Spieler: «Sie finden ein kontrolliertes Geldspiel in der Schweiz vor, wo sichergestellt wird, dass der Betrieb streng kontrolliert wird, Gewinne garantiert ausbezahlt werden und wo der Grossteil der Erträge gemeinnützigen Zwecken zugute kommt.»
Ganz ähnlich tönt es bei Patrick Cupelin vom Grand Casino Bern: «Wir gehen davon aus, dass die meisten Leute auf das Umgehen der Zugangssperren verzichten.» Sie nutzten lieber sichere und konzessionierte Online-Casinos: «Es gibt gar keinen Anreiz mehr, sich Zugang zu einem illegalen ausländischen Online-Casino zu verschaffen.»