An der Streetparade wird die zweifache Mutter Géraldine Nowa beim Zürcher Stauffacher von drei Männern brutal zusammengeschlagen. Die Ärzte diagnostizieren ein Schädel-Hirntrauma und stellen mehrere Prellungen fest.
Nowa entscheidet sich für den Gang an die Öffentlichkeit. Schreibt einen Facebook-Post, gibt Zeitungen und Fernsehstationen Interviews. So auch «Tele Züri», das am Mittwochabend ein «TalkTäglich» zum Thema «Gewalt gegen Frauen» ausstrahlt.
Die Bilder von Nowa, die eine Halskrause trägt und die von sich selber sagt, sie sei «am Ende» lassen den TV-Zuschauer gleichsam mit einem Gefühl der Ohnmacht wie auch der Wut zurück. Deshalb ist es auch Nathalie Rickli, die im Streitgespräch mit Tamara Funiciello die ersten Punkte einfährt.
Die SVP-Nationalrätin setzt auf Repression: Sie fordert härtere Strafen und will, dass Ausländer, die solche Taten begehen, sofort ausgeschafft werden. Griffige Massnahmen, die die kochende Volksseele beruhigen sollen. Dagegen wirken Funiciellos Vorschläge, die vor allem auf Prävention setzen, zunächst wie ein laues August-Lüftchen. Zu wenig Konkretes, das wird Nowa jetzt auch nicht mehr weiterhelfen.
Doch die Jung-Politikerin weiss sich zu steigern und schafft es nach dem etwas wagen Auftakt, ihre Position besser darzulegen. Für sie geht es nicht um ein Migrationsproblem, sondern um das Thema Männergewalt. Die SP stelle sich konsequent hinter alle Frauen, während sich die SVP nur auf Frauen konzentriere, denen Gewalt durch Migranten angetan wurde, so die 28-Jährige.
«Wieso dreht ihr eine Diskussion, in der es um Männergewalt geht, so, dass es nur noch um Migration geht?», will Funiciello von der SVP-Politikerin wissen.
Weil die Statistiken belegen würden, dass deutlich mehr solche Taten durch Ausländer begangen würden, entgegnet Rickli. «Wir müssen aufhören, dieses Thema zu verschweigen», fordert die 41-Jährige und verheimlicht dabei nicht, dass es für sie in erster Linie um ein Migrationsproblem geht. Rickli fordert im Nebensatz zwar auch für Schweizer Täter härtere Massnahmen, schiebt dann aber sogleich wieder der «Willkommenskultur» der SP die Schuld für die Übergriffe in die Schuhe.
Den härteren repressiven Massnahmen, die der SVP-Politikerin vorschweben, kann Funiciello zwar durchaus etwas abgewinnen. Sie sei auch für eine härtere Bestrafung im Falle von Vergewaltigung, meint die Juso-Chefin. Doch ob diese die Männergewalt eindämmen würden, wagt sie zu bezweifeln. «Niemand überlegt sich, ob er zwei oder drei Jahre kassiert, bevor er eine Frau vergewaltigt», so die durchaus schlüssige Argumentation Funiciellos.
Zentral ist für Funiciello, dass weiter an der Gleichstellung zwischen Mann und Frau gearbeitet wird. Und dafür setze sich die SP seit Jahren ein. «Wenn wir lernen Frauen zu respektieren, passieren solche Dinge nicht mehr.»
«Frau Funiciello ist im letzten Jahrhundert stecken geblieben», kontert Natalie Rickli und behauptet, die Gleichstellung sei schon lange Tatsache. «Im Alltag gibt es überhaupt keine Probleme, die Gender-Thematik ist gar keine.»
Ein Aussage, die bei Funiciello nur ein ungläubiges Lächeln auslöst ... (cma)