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Via Sicura: Sollen auch betrunkene Fussgänger den Ausweis abgeben?

Velo Via Sigura
Velofahrer Theo verlor seinen Führerausweis und viel Geld.bild: watson

«Bald entziehen sie auch angetrunkenen Fussgängern die Führerausweise» – Politiker kritisieren Via Sicura scharf

30.09.2016, 11:1330.09.2016, 12:54
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Der Fall des Velofahrers Theo polarisiert. Dass der Zürcher nach einer Partynacht und der Nachhausefahrt auf dem Velo die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommt, ist für die einen völlig richtig; die anderen finden den Führerausweisentzug, die strengen Kontrollen sowie die hohe Geldbusse dagegen völlig übertrieben. 

Möglich sind solch drakonische Strafen durch das Verkehrssicherheitspaket Via Sicura, das 2013 eingeführt und ein Jahr später noch verschärft wurde. Es hagelte von Anfang an Kritik.

Einer der grössten Gegner von Via Sicura ist Nationalrat Fabio Regazzi. Der CVP-Politiker befasst sich schon lange mit dem Thema und hat bereits eine parlamentarische Initiative dazu eingereicht. 

Wie mit Theo umgegangen wird, findet Regazzi alles andere als in Ordnung: «Einen solch extremen Fall kannte ich bisher nicht», sagt Regazzi. Allerdings sei er nicht überrascht darüber. Denn: «Er zeigt genau das Problem, das wir wegen Via Sicura haben: Via Sicura ist unverhältnismässig, kriminalisiert Verkehrsteilnehmer und ermöglicht übertrieben harte Strafen.» Das müsse korrigiert werden, fordert er. 

Fabio Regazzi, CVP-TI, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 14. September 2016 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Fabio Regazzi während der diesjährigen Herbstsession.Bild: KEYSTONE

Natürlich sei es nicht okay, dass Theo so stark alkoholisiert unterwegs gewesen sei. «Er hat mit seiner Fahrt aber keine Dritten gefährdet, nur sich selber. Das ist kein gravierendes Delikt. Dass er dafür fast wie ein Krimineller behandelt wird, ist sehr fragwürdig und für mich übertrieben», so Regazzi weiter. Man hätte Theo verwarnen können, eine Bestrafung in diesem Ausmass sei jedoch nicht gerechtfertigt und nicht mit dem Schweizer Rechtsstaat vereinbar. «Wenn wir so weitermachen, ermöglicht Via Sicura in Zukunft noch Fussgänger zu büssen, die angetrunken auf dem Trottoir gehen, und ihnen sogar den Führerausweis wegzunehmen.»

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Der Tessiner steht nicht alleine da. Seine Nationalratskollegen Jean-Paul Gschwind (CVP) und Walter Wobmann (SVP) sind ebenfalls der Meinung: «Via Sicura schiesst über das Ziel hinaus». Es gebe zahlreiche Beispiele, die das belegen würden.

Wegen Via Sicura den Job verloren 

So etwa der Fall eines Mannes, der 2013 in der Westschweiz auf einer Strasse zwei Lastwagen überholte. Beim Manöver erreichte er eine Geschwindigkeit von 153 statt der erlaubten 80 Stundenkilometer. Die Polizei erwischte ihn. Obwohl es sein erstes Verkehrsvergehen war, musste er ins Gefängnis, zudem war er seinen Führerausweis für zwei Jahre los. 

La Liberté
So berichtete La Liberté im Jahre 2013 über den Fall.  bild: zvg

Der Mann, der bei seiner Arbeit auf den Führerausweis angewiesen war, verlor seine Stelle. Für Regazzi ein Fall, der ganz deutlich aufzeige, dass Via Sicura zu weit gehe und schwerwiegende Folgen für bis dahin unbescholtene Autofahrer haben könne. Für einen Vergewaltiger seien Strafen von einem Jahr fast schon an der Tagesordnung. «Dass Personen, die auf der Strasse zu schnell unterwegs sind, ebenfalls ein Jahr weggesperrt werden können, ist schlicht und einfach untragbar», sagt Regazzi.

SVP-Nationalrat Walter Wobmann, SO, posiert waehrend einer Aktion zur Lancierung der Unterschriftensammlung zur Initiative fuer ein Verhuellungsverbot vor dem Bundeshaus, am Dienstag, 15. Maerz 2016 i ...
Walter Wobmann (SVP).Bild: KEYSTONE
Nationalrat Jean-Paul Gschwind spricht an der Medienkonferenz der Finanzdelegation zum Taetigkeitsbericht 2013 der Finanzdelegation der eidgenoessischen Raete, am Freitag, 4. April 2014, in Bern. (KEY ...
Jean-Paul Gschwind (CVP). Bild: KEYSTONE

Nebst der Unverhältnismässigkeit macht Regazzi bei Via Sicura einen zweiten, grossen Mangel aus: den Automatismus bei den Strafen. Die Richter könnten nicht von Fall zu Fall individuell entscheiden. Sie seien von Gesetzes wegen gezwungen, harte Urteile zu sprechen. Auch dagegen kämpft er mit seiner parlamentarischen Initiative. «Es geht dabei nicht darum, die echten Raser zu schützen, sondern den Richtern einen gewissen Ermessensspielraum zurückzugeben», sagt Regazzi. 

Aufgrund Regazzis Initiative hat der Ständerat per Postulat dem Bundesrat den Auftrag gegeben, das Paket Via Sicura zu überprüfen und allfällige Korrekturen vorzunehmen. Der Bericht mit allfälligen Anpassungsvorschlägen wird Anfang 2017 erwartet.

Velo Via Sigura
Theo musste beinahe zwei Jahre Haarproben abgeben.bild: watson

Die watson-User sind gespalten. Die einen finden, Theo sei zu hart bestraft worden:  

Toerpe Zwerg
Leser-Kommentar von Toerpe Zwerg
29.09.2016 15:17
Solche Bestrafungen sind Verhältnisblödsinn. Das Strassenverkehrsgesetz wird für die Drogenpolitik vergewaltigt und alle Via Sicura Anhänger mit der Vision Zero haben keinen Schimmer von Statistik. Für die vielen selbstgerechten Sicherheitsfanatiker hier habe ich wenig übrig.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
anony
Leser-Kommentar von anony
29.09.2016 20:07
lustig wars im restaurant, ich hatte auch DEFINITIV zuviel getrunken! restaurant schliesst, ich warte auf taxi. da kommt ein trottel und schlägt mich nieder. da kommt die polizei, die nimmt mich mit = 3 monate ausweis weg + 1 jahr haare weg + ca. 10'000 CHF weg... LERNE: wenn du zuviel getrunken hast bleib im restaurant, egal ob es schliesst, aber NICHT auf die strasse!!! oder halt einfach die luft an und stirb, dies ist (wenigstens gemäss strassengesetz) okay... NOTABENE: ich bin FÜR Sicherheit auf der Strasse! ABER HIER LÄUFT ETWAS AUS DEM RUDER!!! PS: der schläger wurde nie gefasst...
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
C0BR4.cH
Leser-Kommentar von C0BR4.cH
29.09.2016 08:20
Das mit dem Führerscheinentzug geht eindeutig zu weit und gehört aus dem Gesetz gestrichen (ob mit Velo oder zu Hause auf dem Sofa).
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
MaskedGaijin
Leser-Kommentar von MaskedGaijin
29.09.2016 08:32
Eine Busse wäre in dem Fall sicher gerecht. Fahreignungsabklärung ist aber völlig übertrieben. Vorallem wenns das erste Verkehrsdelikt ist.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
goldmandli
Leser-Kommentar von goldmandli
29.09.2016 09:51
Jeder Mensch fährt ab und an betrunken Velo. Warum? Damit das Auto stehen gelassen werden kann. Es macht durchaus Sinn mit dem Velo "in usgang zgah". Manche Leute hier in den Kommentaren tun so als wäre das ein riesen ding. Das berühmte schweizer bünzlitum.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
deleted_652840485
Leser-Kommentar von deleted_652840485
29.09.2016 08:41
All die Argumente hier "man gefährdet Leute, darum ist das richtig" sind ein bisschen vorgeschoben. Er hat nur sich selber geschädigt. Für das Risiko soll er gebüsst werden das ist richtig, allerdings sind 7000 CHF und Kontrollen über 2 Jahre nicht verhältnismässig.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
Urs457
Leser-Kommentar von Urs457
29.09.2016 09:06
Absolut besoffenes Verhalten, aber Via Secura gehört ebenso absolut nochmals auf den Prüfstand!
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird

Die anderen sind der Meinung, Theo sei zu Recht hart bestraft worden: 

NikolaiZH
Leser-Kommentar von NikolaiZH
29.09.2016 07:43
Bös, aber gerecht. Das Problem bei ihm war weniger der Alkohol, sondern paralleler Drogenkonsum
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
Howard271
Leser-Kommentar von Howard271
29.09.2016 07:53
Tja, der gute Theo wird wie ein Verbrecher behandelt, weil er ganz einfach gegen mehrere Gesetze verstossen hat. Er hat gekokst (verboten) und ist mit 1.7 Promille Velo gefahren (ebenfalls verboten und zudem hochgefährlich für ihn selbst und andere). Ich finde es etwas befremdend, wie hier alles verharmlost dargestellt wird. "Nur eine Linie Kokain gezogen, etwas über die Stränge geschlagen"... Ich jedenfalls möchte als Verkehrsteilnehmer (sei es auf dem Velo, zu Fuss oder im Auto) keinem Velofahrer mit 1.7 Promille und Kokain intus begegnen.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
Butzdi
Leser-Kommentar von Butzdi
29.09.2016 07:52
Sollen wir nun Mitleid haben? Ich hab's nicht. Niemand steht über dem Gesetz wenn er am Strassenverkehr teilnimmt.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
xTuri
Leser-Kommentar von xTuri
29.09.2016 07:50
Endlich ein Fall ohne Kuscheljustiz. Finde es gut , wie es gehandhabt wurde *Daumen hoch*
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
Kopareo
Leser-Kommentar von Kopareo
29.09.2016 08:11
Mich irritiert der Artikel. Theo wird nicht wie ein Verbrecher behandelt, er ist einer. Ich habe kein Problem wenn sich einer komplett betrinkt und sich auch noch eine Line gönnt. Wer dann aber auf ein Velo sitzt und somit alle anderen Verkehrsteilnehmer gefärdet hat eine harte Strafe verdient. Nimm halt einfach ein ÖV verdammt?!
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
walsi
Leser-Kommentar von walsi
29.09.2016 07:56
Wenn ich als Autofahrer einen betrunkenen Velofahrer über den Haufen fahre, nur weil der nicht gerade ausfahren kann, bin ich der Depp und mache mir womöglich mein Leben lang Selbstvorwürfe wenn der das nicht überlebt hat. Natürlich gefährden alkoholisierte Velofahrer andere Verkehrsteilnehmer, sie machen es nur auf eine andere, den meisten nicht bewusste, Art.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird
Nocciolo
Leser-Kommentar von Nocciolo
29.09.2016 20:41
@denk nach: man gefährdet definitiv auch alle anderen, wenn man betrunken fahrrad fährt. Z.b. fussgänger oder auch autofahrer, wenn man überraschende und gefâhrliche manöver fährt.
Zu: Führerschein weg, 7000 Franken weg – warum Theo nach einer Velofahrt wie ein Verbrecher behandelt wird

Velofahrer sind auch Künstler – zumindest mit GPS

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Velofahrer sind auch Künstler – zumindest mit GPS
Stephen Lund zeichnet nicht mit Farbe und Pinsel, sondern mit Velo und GPS.

bild: imgur
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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gantii
30.09.2016 11:39registriert Februar 2015
wegen normalen delikten ist es in der schweiz praktisch unmöglich direkt in den knast zu kommen ausser bei via secura..

da müsste es doch bei jedem klingeln dass da etwas nicht stimmt
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ostpol76
30.09.2016 11:37registriert November 2015
"Die Richter könnten nicht von Fall zu Fall individuell entscheiden"

Diese Automatismen wurden doch bei der DSI-Initiative aufs schärfste kritisiert (und war wahrscheinlich der springende Punkt, dass diese zurecht nicht angenommen wurde)

Wieso wird dies bei der Via Secura so hingenommen?
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Truth Bot
30.09.2016 12:22registriert Februar 2014
Ich kenne einen Fall von einem Fussgänger bei dem man eine kleine Menge Drogen fand: Resultat Fahrausweisentzug ohne jeglichen Verstoss gegen das Strassenverkehrsgesetz. Bei eurer Headline könnt ihr das 'bald' eigentlich streichen.
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