«Ein Sturm im Wasserglas! Ich freute mich über die vielen Inserate, in denen speziell für Festivals der Homos, Lesben etc. geworben wird. Und fragte mich eher belustigt: Dürfen Normale eigentlich auch kommen? Dabei hatte ich das Wort ‹Norm› im Kopf wie ich es als alter Lateiner in der Schule gelernt hatte. Die ‹Norm› ist eingeengt. Man möge mir verzeihen, wenn ich jemanden verletzt habe. Ich bin mit Schwulen und Lesben genauso Freund wie mit ‹Normalen›. Sehr herzlich – Erich von Däniken»
Diese Nachricht erreichte den Jungpolitiker Dimitri Rougy am Montagnachmittag per Mail. Der 19-Jährige, der für die Sozialdemokraten im Interlaker Grossen Gemeinderat sitzt, hat sich am vergangenen Samstag furchtbar über Erich von Däniken geärgert. Dieser war in Zürich offenbar Zaungast des Pride-Umzugs in Zürich. Als die Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transpersonen an ihm vorbeizogen setzte er einen Tweet ab und erntete dafür einen Shitstorm.
Überall Festivals für Homos, Lesben etc. Nichts dagegen. Aber gibt's eigentlich auch noch Festivals, an deben sich Normale zeigen dürfen?
— Erich von Däniken (@vonDaeniken) 10. Juni 2017
«So etwas geht einfach nicht», sagt Rougy, der selber auch am Pride-Umzug teilnahm. Er ist noch immer empört über von Dänikens unbedachte Aussage. Zuerst habe er prüfen wollen, ob er gegen ihn Anzeige erheben kann. Dann habe er ihn angerufen und zur Rede gestellt. Zuletzt konnte er von Däniken eine schriftliche Entschuldigung abringen.
Doch so richtig zufrieden ist Rougy damit nicht. Er sagt: «Seine Erklärung des Wortes ‹Norm› und dessen lateinische Herkunft, finde ich nicht gerade überzeugend.» Wenn er auf Twitter nicht falsch verstanden werden möchte, solle er auch nicht unverständliche Aussagen verfassen. Für Rougy bleibt von Dänikens Aussage verletzend, auch wenn er ihm dafür dankt, sich entschuldigt zu haben. Ich möchte von Däniken keine böse Absicht zuschreiben. «Ich glaube, er wusste es einfach nicht besser.»
Von Däniken, vor allem bekannt durch seine pseudowissenschaftlichen Thesen und dem Mystery Park in Interlaken, ist heute 82 Jahre alt. Seine Bücher über sogenannte «Prä-Astronautik» waren teilweise Bestseller und bis heute unterhält er eine grosse Fangemeinde. Derzeit schreibt er wieder an einem neuen Buch und hat für ein Statement zum «Homo-Tweet Vorfall» nur wenig Zeit. Dass es einen Shitstorm gab, habe er gar nicht mitbekommen, sagt er. Er habe es sich abgewöhnt, die Reaktionen auf seine Aussagen zu lesen. Dazu habe er schlichtweg keine Zeit. «Mein Tweet war aber auf jeden Fall nicht diskriminierend gemeint», sagt er und erläutert nochmals, wie er das Wörtchen «Norm» für sich definiert. Mehr Zeit für eine Erklärung bleibt nicht. Er sagt: «Nun muss ich aber zurück an die Arbeit. Ich habe den Kopf gerade ganz woanders.»