Schweiz
Gesellschaft & Politik

Blocher schwört Basis auf neuen Kampf ein – und Oskar Freysinger «lebt noch»

Lukas Reimann, Nationalrat und Praesident AUNS, spricht an der 32. ordentliche Mitgliederversammlung der AUNS, am Samstag, 6. Mai 2017 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Lukas Reimann, alter und neuer AUNS-Präsident, an der Mitgliederversammlung.Bild: KEYSTONE

Blocher schwört Basis auf neuen Kampf ein – und Oskar Freysinger «lebt noch»

Rechtskonservative News am Samstag: Die Mitgliederversammlung der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS) hat in Bern ihren Vorstand beauftragt, zusammen mit der SVP eine Initiative gegen die Personenfreizügigkeit auszuarbeiten.
06.05.2017, 12:3706.05.2017, 15:43
Mehr «Schweiz»

Der Entscheid fiel mit 504 Ja-Stimmen ohne Gegenstimme. Die Unterschriftensammlung soll in der zweiten Jahreshälfte lanciert werden. Ein Antrag auf eine raschere Lancierung der Initiative unterlag deutlich.

Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des früheren SVP-Fraktionschefs Caspar Baader hat drei Varianten skizziert, die in den nächsten Wochen «möglichst breit diskutiert werden», wie Baader vor den AUNS-Mitgliedern betonte. Die Delegierten der SVP Schweiz dürften am 24. Juni grünes Licht zum Initiativprojekt geben.

Kündigung oder «nur» generelles Verbot?

Die vom Text her «einfachste Variante» zielt auf die Kündigung des Abkommens zur Personenfreizügigkeit mit der EU. Der Verfassungsartikel schreibt vor, das Abkommen innerhalb von sechs Monaten nach Annahme der Initiative zu kündigen. Wegen der Guillotine-Klausel könnte dies zum Wegfall der anderen sechs bilateralen Abkommen führen. Nicht tangiert wäre das EFTA-Abkommen.

Die Variante 2 geht noch weiter, enthält sie doch zusätzlich ein generelles Verbot für den Abschluss von neuen völkerrechtlichen Verträgen, die einer nicht definierten Zahl von Ausländern eine Personenfreizügigkeit gewähren. Damit solle sicher gestellt werden, dass nach Kündigung des Abkommens zur Personenfreizügigkeit dieselbe «nicht auf anderem Wege wieder eingeführt» werde.

Die Variante 3 unterscheidet sich von den anderen beiden Varianten dadurch, dass sie bewusst auf die Kündigung des bestehenden Abkommens verzichtet. Hingegen verbietet sie die Personenfreizügigkeit zwischen der Schweiz und der EU grundsätzlich. Das Verbot gälte auch für alle bestehenden und neuen völkerrechtlichen Verträge.

Dieser dritte Vorschlag geht von der Annahme aus, dass sich die Ausgangslage mit dem Brexit dahingehend entwickelt, dass die Schweiz auch ohne Kündigung eine Lösung für die Aufhebung der Personenfreizügigkeit mit der EU finden wird. Die EU habe nämlich selber «ein ureigenes Interesse» an der Erhaltung der anderen sechs Abkommen, insbesondere des Landverkehrs- und Luftverkehrsabkommens.

Blocher schwört Basis auf neuen Kampf ein

AUNS-Gründungspräsident und alt Bundesrat Christoph Blocher schwor die über 500 Mitglieder in der Mehrzweckhalle der Kaserne Bern auf einen neuen Kampf gegen die «geplante Ankettung» an die EU ein. Sein Rückblick auf den historischen Erfolg der AUNS beim EWR-Nein vor 25 Jahren wurde immer wieder von Szenenapplaus unterbrochen.

Dr. Christoph Blocher, Gruendungspraesident der AUNS, a. Bundesrat und a. Nationalrat spricht an der 32. ordentliche Mitgliederversammlung der AUNS, am Samstag, 6. Mai 2017 in Bern. (KEYSTONE/Anthony  ...
Christoph Blocher im Element...Bild: KEYSTONE

Für die Zukunft rief Blocher die Mitglieder auf, «uns voll und ganz auf das grosse Ziel zu konzentrieren». Gemeint ist, das «verfassungsmässig bereits beschlossene Ende der Personenfreizügigkeit» durchzusetzen sowie «die geplante Ankettung an die EU» zu verhindern.

Blocher bezog sich dabei auf einen möglichen Rahmenvertrag oder ein institutionelles Abkommen, auf den sich der Bundesrat noch in diesem Jahr festlegen wolle und «der die Ankettung an die EU bis zur Selbstauflösung» beinhalte. «Ein aufrechter Schweizer lässt sich dies nicht gefallen.»

Oskar Freysinger: «Ich lebe noch»

Aufmunternden Applaus und eine Standing Ovation gab es für Oskar Freysinger, der knapp zwei Monate nach seiner Abwahl aus der Walliser Kantonsregierung als AUNS-Vorstandsmitglied ans Rednerpult trat.

«Ich lebe noch», sagte Freysinger unter dem Gelächter des Saals, bevor er zu einem Plädoyer für die direkte Demokratie und die Verteidigung des «Ausnahmefalls Schweiz» ansetzte. «Wir sind hier, weil wir an die Schweiz glauben.»

Als AUNS-Präsident einstimmig wiedergewählt wurde Nationalrat Lukas Reimann (SVP/SG).

(dsc/viw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
35 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
FrancoL
06.05.2017 13:12registriert November 2015
Bin ja mal gespannt wie die Wirtschaftselite der SVP sich da positioniert.
Am ehesten so:
An der Werktagen: sich an der PFZ weiter bedienen, den Inländervorrang umgehen.
Am Sonntag: Brav das hohe Lied der Einwanderungsbeschränkung mitsingen.
Aber es sind die Werktage die zählen und darum wird es spannend.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
LookatLuki
06.05.2017 12:54registriert Juli 2015
Was für ein Käse! Auch Variante 3 ist reine Augenwischerei. Ich glaube nicht, dass die EU in den nächsten 4-5 Jahren plötzlich einen der 4 Grundpfeiler des Binnenmarktes aufgibt. So schnell geht das sicher nicht. Auch Reimanns Aussagen im Tagi sind Blödsinn. "Wenn wir die Bilateralen künden, muss die EU mit uns verhandeln." Das ist eine Verhandlungsstrategie à la "wenn ich das Haus anzünde, müssen wir renovieren". Wenn ich den Mietvertrag kündige, muss der Vermieter auch nicht plötzlich mit mir verhandeln. Schon bei der MEI hat "wir beschliessen, dann muss die EU uns geben" nicht geklappt.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
zombie woof
06.05.2017 15:55registriert März 2015
Der alte Schreihals ist nur noch peinlich.
00
Melden
Zum Kommentar
35
«Ich schäme mich für diesen Fehler» – Ameti äussert sich erstmals nach Jesus-Schüssen
Sanija Ameti schoss im September auf ein Bild von Jesus und Maria, was einen medialen Shitstorm auslöste. Nun äussert sich Ameti erstmals in einem Interview, wie es ihr seither ergangen ist.

«Ich schäme und entschuldige mich dafür. Es war keine Provokation, es war ein Fehler», sagt Sanija Ameti, Co-Präsidentin der Operation Libero und Grünliberale-Politikerin, im Interview mit der «Schweiz am Wochenende».

Zur Story