Sag das doch deinen Freunden!
Die Impfquoten des Pflegepersonals in den Schweizer Spitälern sind tief. 16 Prozent in der Deutschschweiz, 30 Prozent in der Romandie, in Luzern beträgt sie gar nur 10 Prozent und in Bülach 7,7 Prozent.
Weil das Thema zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert wird, reagieren die Spitäler nun darauf. Das Kantonsspital Luzern, wie auch das Universitätsspital Basel etwa erfassen neu Ansteckungen systematisch und lassen bei allen Patienten mit Symptomen automatisch abklären, ob sie Influenza haben. Das Universitätsspital Zürich und das Berner Inselspital untersuchen Patienten sowie Mitarbeiter um aufzuzeigen, wer sich wo ansteckt und wie wichtig Impfungen seien. Gewisse Stimmen wollen gar ein Impf-Obligatorium für das Pflegepersonal einführen.
Das Universitätsspital Basel geht noch einen Schritt weiter. Dort wollen die Verantwortlichen herausfinden, warum sich in gewissen Pflegeteams sehr viele impfen lassen, bei anderen hingegen fast keine. Anja Ulrich, Fachbereichsleiterin Pflege Medizin, sagt: «Vor drei Jahren hatten wir mit einer Impfquote von 8 Prozent beim Pflegepersonal einen absoluten Tiefpunkt erreicht, darauf mussten wir reagieren.» Basierend auf einer Kampagne des Bundes rief eine Gruppe aus Infektiologen, Spitalhygienikern und der Pflegeleitung eine eigene ins Leben. Dabei ging es im Kern um drei Punkte:
Punkt drei führte zu Aktionen wie einer Impf-Bar vor der Kantine oder Impfungen auf den Abteilungen – «wir gingen hin zu den Leuten», sagt Ulrich. Das war erfolgreich. Die Quote stieg innerhalb von drei Jahren auf fast 30 Prozent (54 Prozent bei den Ärzten, 22 Prozent beim Pflegepersonal, 22 Prozent in der Administration). Allerdings stagnierte dieser Wert und die Spital-Verantwortlichen suchten nach neuen Wegen, die Quote zu steigern.
«Wir wollen wissen, was der Grund derjenigen Teams, die eine hohe Impfquote haben, ist, dass sie sich impfen liessen. Der Sinn ist, von einem positiven Ansatz aus zu erforschen, von den Besten zu lernen», sagt Ulrich. Man kam zum Schluss, ein Forschungsprogramm mit dem Namen SIP (Seasonal Influenza Prevention) ins Leben zu rufen. Oberstes Ziel davon ist eine multidimensionale Intervention aufzubauen, um Grippe-Ansteckungen im Spital zu reduzieren.
Dieses Programm wird jetzt umgesetzt. Momentan entwickelt ein Team ein Überwachungssystem für den klinischen Alltag. Weiter werden systematisch Unterschiede und Bedürfnisse des Pflegepersonals im Umgang mit Grippe-Präventionsmassnahmen erfasst. Dazu gehören eine gut geschulte Händehygiene und das Tragen von Masken. Das Ganze wird über mehrere Spitäler getestet. Forschungsleiter sind Matthias Schlegel, Leiter der Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen, und Dunja Nicca, Assistenzprofessorin Institut für Pflegewissenschaft am Universitätsspital Basel. Der Mensch, der Mitarbeiter soll im Mittelpunkt stehen, individuelle Gespräche sind ein weiterer Aspekt des Programms.
«Wir sind noch ganz am Anfang», sagt Nicca. Allerdings ist die Projektidee im September bereits ausgezeichnet worden – von der Schweizerischen Gesellschaft für Spitalhygiene. In einem ersten Schritt strebt das Universitätsspital Basel eine Impfquote von 35 Prozent an, danach soll sie auf 60 Prozent gesteigert werden.