Die Grünliberalen Schweiz (GLP) haben einen neuen Präsidenten. Der Berner Nationalrat und Unternehmer Jürg Grossen wurde am Samstag an der GLP-Delegiertenversammlung in Rüschlikon ZH klar zum Nachfolger des abtretenden Martin Bäumle ernannt.
«Die Verbindung von Wirtschaft und Umwelt bleibt für uns zentral», sagte Grossen gemäss Communiqué anlässlich seiner Wahl. Die Grünliberalen stünden zudem für eine offene und vernetzte Schweiz. «Dem zunehmenden Trend zu Protektionismus, Stillstand und Abschottung von links und rechts treten wir entschieden entgegen.»
Bäumle hatte im Mai seinen Rücktritt bekannt gegeben. Der 52-Jährige hatte die Partei seit der Gründung im Jahr 2007 präsidiert und massgeblich geprägt. «Die Grünliberalen haben sich in der Schweizer Politik etabliert», sagte Bäumle in seiner Abschiedsrede zu den Delegierten.
Die Partei habe sich in den meisten Kantonen verankern können und zudem die Verbindung von Wirtschaft und Umwelt auf die politische Agenda gebracht. «Unter diesen Umständen kann ich mein Parteipräsidium optimistisch und mit gutem Gewissen in neue Hände geben.»
Mit dem 48-jährigen Grossen folgt auf den charismatischen Bäumle ein Mann, der sich bisher kaum in den Vordergrund drängte und als zurückhaltend gilt. Grossen ist seit 2011 Nationalrat und war seit 2016 Vizepräsident der GLP. Seit 2015 ist er zudem Vizepräsident der GLP-Bundeshausfraktion. Er engagiert sich vor allem in der Energie- und Verkehrspolitik.
Als Parteipräsident wolle er sich für ein klares politisches Profil einsetzen, hatte er nach seiner Nominierung gesagt. Er betonte, dass die GLP - die bei den letzten Wahlen Federn lassen musste - bei den Wahlen 2019 wachsen wolle. Dabei werde sie weiterhin auf Listenverbindungen setzen.
Inhaltlich kündigte Grossen ebenfalls keinen Richtungswechsel an. Er bezeichnete die GLP als «ideale Heimat für KMU». Als Parteipräsident würde er seine Erfahrungen als Geschäftsmann einfliessen lassen.
Von Beruf ist Grossen Elektroplaner. Seit 1994 ist er als Unternehmer tätig und beschäftigt aktuell rund 40 Mitarbeitende.
Im Januar 2016 gewann er mit seinen Firmen den Schweizer Energiepreis Watt d'Or. Zu seinen Tätigkeiten in Verbänden und Vereinen zählt das Präsidium von Swiss e-Mobility und der Konferenz der Gebäudetechnikverbände.
Auf die Frage, ob er sich im Kreis der Parteichefs behaupten könne, antwortete er am Freitag in einem Interview mit dem mit den Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Der Bund», es sei gar nicht nötig, laut zu kommunizieren. «Im Übrigen bin ich auch ein Alphatier und streitlustig.»
Bei der Nachfolge des abtretenden FDP-Bundesrats Didier Burkhalter möchte Grossen lieber eine zusätzliche Frau als einen Tessiner in der Landesregierung. Frauen machten eine sehr nachhaltige und genauso gute Politik wie Männer, sagte er Anfangs Juni in einem Interview mit dem «Blick». Am liebsten hätte er vier Frauen im Bundesrat.
Grossen ist in Saanen, Gstaad und Frutigen im Berner Oberland aufgewachsen. In Frutigen lebt er heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Der sportbegeisterte Grossen spielt unter anderem Fussball im Mittelfeld des FC Nationalrat. (sda)