Weil in Schweden ein Koran verbrannt wurde, brannte kürzlich in Pakistan eine Schweizer Flagge. Es ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte zweier Länder, die das schwere Schicksal teilen müssen, ständig miteinander verwechselt zu werden.
Dass man in Spanien oder in China Mühe hat, die Schweiz (Spanisch: «Suiza», Chinesisch: «ruishi») und Schweden («Suecia» und «ruidian») auseinanderzuhalten, dafür haben wir noch Verständnis. Zumindest in China wird da seit 2012 mit einer schwedisch-schweizerischen Kampagne beider Generalkonsulate dran gearbeitet.
Okay, beide Länder liegen in Europa, beide sind offiziell politisch neutral, teilen das «Schw-» (resp. auf Englisch das «Sw-») und in beiden Ländern kann es wirklich, wirklich kalt werden. Ansonsten hat es sich eigentlich mit dem Verwechslungspotenzial: Schweden ist mehr als zwölfmal so gross wie die Schweiz, die Flaggen ähneln sich nicht im Geringsten und «-eiz» und «-eden» hat überhaupt nicht den gleichen Klang – «-itzerland» und «-eden» schon gar nicht. Es überrascht deshalb, warum man gerade in den USA immer wieder Mühe bekundet, die zwei Länder auseinanderzuhalten.
Doch bevor wir uns über die Geografiekenntnisse der Amerikanerinnen und Amerikaner auslassen, erinnern wir euch an diese fünf Beispiele von mehr oder weniger peinlichen Schweden/Schweiz-Verwechslungen. Und diese zeigen: Auch europäischen Ländern unterläuft der Fehler ab und zu – manchmal sogar unseren eigenen Nachbarn...
Im April 2018 feierte Spotify seinen Börsengang in New York. Was für den schwedischen Streamingdienst ein äusserst erfolgreicher Tag war, gestaltete sich für die New Yorker Börse eher als kleines Desaster: Statt der schwedischen hing dort nämlich die quadratische Schweizer Flagge.
Zum Glück bemerkte man das Malheur ziemlich rasch und tauschte sie aus. Die New York Stock Exchange nahm es mit Humor und twitterte: «Wir hoffen, jeder genoss unsere flüchtige Ode an unsere neutrale Rolle der Preissetzung an diesem Morgen. »
We hope everyone enjoyed our momentary ode to our neutral role in the process of price discovery this morning
— NYSE 🏛 (@NYSE) April 3, 2018
Die Spieler des SC Bern staunten nicht schlecht, als sie vor dem Spiel gegen Gastgeber Grenoble nicht nur die schwedische Fahne über sich sahen, sondern auch der schwedischen Hymne lauschen mussten.
Liebe Franzosen. Dass Schweden nicht gleich Schweiz ist, müsstet ihr eigentlich wissen 😂 Im Gastspiel des @scbern_news in Grenoble ertönte die etwas falsche #Hymne - und sorgte für betretene Gesichter 😅. #srfhockey pic.twitter.com/gt4y57eRaw
— SRF Sport (@srfsport) October 15, 2019
Die Spieler der Berner schauten entweder betreten an den Boden oder lachten die Panne ihres Gastgebers einfach weg. Auf jeden Fall brachte es sie nicht aus dem Konzept: Die «Mutzen» gewannen das Spiel mit 3:1 und sicherten sich das Ticket für die Achtelfinals der Champions Hockey League.
Auch im Nachgang zeigte sich der Berner Eishockeyclub kulant, schickte den Franzosen einige Tage später dafür eine Postkarte. Darin enthalten war eine Einladung auf das Jungfraujoch und die Worte: «Wir werfen Ihnen nicht vor, dass Sie die Schweiz mit Schweden verwechseln. Das passiert den besten Nachbarn.» Schweden sei ohne Zweifel ein wunderschönes Land – aber auch die Schweiz habe sehr schöne Orte.
Die Verwechslung mit Humor nehmen, das war in diesem Fall etwas weniger angezeigt. Im April 2009 veröffentlichte die Nachrichtenagentur SDA eine Berichtigung. Sie lautete wie folgt:
Zwei Schweden sind am Freitag im Süden der Philippinen festgenommen worden – und nicht zwei Schweizer, wie zuerst irrtümlich von der Polizei vermeldet. Sie sollen ein Geschäft für Cybersex betrieben haben. Die Schweizer Botschaft in Manila klärte die Verwechslung auf. Die beiden Schweden wurden nach Angaben der Polizei in einem Vorort von Cagayan de Oro City, 835 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila, bei einer Polizeirazzia gefasst. Zudem seien 17 junge Frauen in Haft genommen worden. Von ihnen seien sechs auf frischer Tat ertappt worden, als sie sexuelle Handlungen vor einer Kamera vollführten, die über einen Computer mit dem Internet verbunden war.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten habe zunächst die Meldung der philippinischen Polizei, dass zwei Schweizer festgenommen worden seien, auf Anfrage nicht bestätigen können. «Nachforschungen der Vertretung in Manila» hätten schliesslich ergeben, dass es sich um ein Missverständnis handelte.
2018 wechselte Xherdan Shaqiri von Stoke City zum FC Liverpool. Auch auf Instagram begrüsste der Premier League Club den Schweizer bei sich.
Aus unersichtlichen Gründen dachte man dort aber nach Vertragsabschluss, Shaqiri sei ein Schwede – oder zumindest dachte das die für Social Media verantwortliche Person. Zu ihrem Glück wurde der Fehler schnell bemerkt und behoben.
Kurz vor dem Wechsel Shaqiris nach Liverpool verlor übrigens die Schweizer Nationalmannschaft an der WM 2018 in Russland gegen Schweden. Für alle, die dachten, Schweden und die Schweiz seien dasselbe, dürfte dieser Match für einigermassen Verwirrung gesorgt haben ...
Jeder, der sich jetzt dachte: «Wann kommt Donald Trump in dieser Liste?», wird enttäuscht. Der Republikaner war zwar Meister im Finden von Fettnäpfchen, in dieses ist er tatsächlich aber nie getreten.
Trump war jedoch nicht lange weg vom Amt, als sein Nachfolger dieses Kunststück vollbrachte. Am Nato-Gipfel im Sommer 2022 erklärte Joe Biden den Medien, der finnische Präsident Sauli Niinistö habe vorgeschlagen, «die Regierungschefin der Schweiz wegen ihrer Beitrittsbestrebungen anzurufen.»
Joe Biden confuses Sweden with Switzerland: "We got on the telephone, he suggested we call the leader of, uh, of Switzerland. Switzerland! My goodness. I'm getting really anxious here about expanding NATO, of Sweden." pic.twitter.com/jEeW7QvpNs
— Real Mac Report (@RealMacReport) June 30, 2022
Eines muss man den Amerikanern aber auch in diesem Fall lassen: Sie können es mit Humor nehmen. So bemerkte der US-Präsident seinen Fauxpas sofort: «Die Schweiz, mein Gott ... Ich habe offensichtlich wirklich sehr grosse Lust, die Nato zu erweitern», scherzte er und fügte hinzu, er habe natürlich Schweden gemeint.
(lak)
sweeneytodd
John T. Ripper
Sean Strange