Die Bundesstadt Bern ist auch die Welthaupstadt der Post: 1874 wurde hier die UPU, die Union postale universelle (zu Deutsch: Weltpostverein) gegründet. Der Verein zählt somit zu den ältesten internationalen Organisationen der Welt und ist seit 1947 eine Sonderorganisation der UNO. Er regelt die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden auf der ganzen Welt.
Generaldirektor des Weltpostvereins ist seit 2012 der Kenianer Bishar Abdirahman Hussein. Der frühere Botschafter Kenias in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der erste Schwarzafrikaner an der Spitze der UPU. Doch trotz seiner Vergangenheit als Diplomat neigt Hussein offenbar zu Wutausbrüchen – die manchmal beängstigende Ausmasse annehmen.
Bei einem Meeting in Bern Ende März drohte Hussein gemäss mehreren Zeugenaussagen Chris Powell, einem Delegierten der Royal Mail – der Post des Vereinigten Königreichs – damit, ihm den Kopf abzuschneiden. «I will cut your head off!» habe Hussein ausserhalb des Konferenzraums zu Powell gesagt. Die Aussage habe er mit entsprechenden Handbewegungen unterlegt, wie die «Basler Zeitung» berichtet.
Der Brite Powell habe sich den Zorn Husseins zugezogen, weil er sich zuvor mit seiner Delegation gegen die Reformpläne des Generaldirektors gestellt hatte. Die schockierte britische Delegation informierte umgehend ihre oberste Chefin, Royal-Mail-CEO Moy Greene, in London über den Vorfall. Sie befahl die Abreise der Delegation aus Bern.
Der Ausraster von Ex-Botschafter Hussein hatte ein diplomatisches Nachspiel. Royal-Mail-Chefin Greene setzte den britischen Botschafter in Bern über die Drohung Husseins in Kenntnis. Der Botschafter intervenierte daraufhin beim obersten Pöstler der Welt.
Bishar A. Hussein sorgt nicht das erste Mal für Schlagzeilen. Die «Basler Zeitung» schreibt von vier laufenden Gerichtsverfahren, die ehemalige Angestellte des Weltpostvereins gegen ihn angestrengt haben.
Er soll bei Kündigungen gegen geltendes Rechts verstossen, die dafür zuständigen Gremien hintergangen sowie Fristen nicht eingehalten haben. Ausserdem wird ihm Günstlingswirtschaft vorgeworfen. (cbe)