Herr Pfister, gemäss der jüngsten Tamedia-Umfrage verliert die CVP 1,7 Prozentpunkte Wähleranteil und kommt noch auf 9,6 Prozent. Wie gross sind Ihre Sorgenfalten?
Gerhard Pfister: Ich sehe Umfragen als Indikatoren, aber mehr auch nicht. Beim SRG-Wahlbarometer vor zwei Wochen kamen wir auf 11,3 Prozent und konnten uns damit als einzige Bundesratspartei im Vergleich zur SRG-Umfrage im Oktober 2018 verbessern. Dieser grosse Unterschied innerhalb so kurzer Zeit relativiert in meinen Augen die Bedeutung der jüngsten Umfrage. Ich bin optimistisch für die Wahlen im Herbst.
In der Umfrage liegen die Grünen lediglich 0,3 Prozentpunkte hinter der CVP. Grünen-Chefin Regula Rytz hat 2018 gegenüber watson angekündigt, einen Bundesratssitz einzufordern, falls die Partei zulegt. Muss die CVP um die Wiederwahl ihrer Bundesrätin Viola Amherd zittern?
Wir werden vor den Grünen landen, daran habe ich nicht die geringsten Zweifel. Viola Amherd wird die Wiederwahl in den Bundesrat schaffen. Ob es eine grüne Bundesratskandidatur gegen den CVP-Sitz oder gegen eine andere Partei geben wird, werden wir sehen.
Mit welchem Resultat rechnen Sie für die CVP?
Wir werden unseren Wähleranteil gegenüber den 2015 erreichten 11,6 Prozent steigern. Das wird sich bei der Sitzzahl im Nationalrat auswirken, wo wir gegenwärtig 28 Sitze haben. Im Ständerat werden wir die stärkste Kraft bleiben.
Was Sie freuen dürfte: In beiden erwähnten Umfragen sind die Krankenkassenprämien als grösste Sorge der Stimmbürger genannt. Die CVP sammelt derzeit Unterschriften für ihre Kostenbremse-Initiative. Hilft Ihnen das im Wahlkampf?
Die CVP hat sich schon seit längerem konsequent als die einzige bürgerliche Partei positioniert, die etwas gegen die steigenden Gesundheitskosten tut. Natürlich fühlen wir uns durch die Umfragen bestätigt, dass unsere Initiative dort ansetzt, wo der Bevölkerung der Schuh drückt. Das ist positiv im Hinblick auf die Wahlen.
Im Frühling wird noch in den Kantonen Zürich, Luzern, Basel-Landschaft und Tessin gewählt. Die CVP verlor in der laufenden Legislatur bereits 29 Sitze in Kantonsparlamenten. Setzt sich die Niederlagenserie zum Auftakt des Wahljahrs fort?
Die nackten Zahlen täuschen. In den letzten vier kantonalen Wahlen haben wir überall entweder Regierungs- oder Parlamentssitze hinzugewonnen oder beim Wähleranteil zugelegt. Ich bin überzeugt, dass das auch in Zürich, Luzern, Basel-Landschaft und im Tessin gelingt.
Sie haben kürzlich gegenüber dem Blick gesagt, dass Sie die CVP gerne auch 2023 als Präsident in die Wahlen führen würden. Angenommen, Ihre Partei verliert im Herbst und fällt hinter die Grünen zurück: Nehmen Sie dann den Hut?
Ich habe schon vor meiner Wahl zum Parteipräsidenten 2016 gesagt, dass es Zeit braucht, damit ein Turnaround gelingt. Diesen wollen wir mit dem Projekt «CVP 2025» schaffen. Das ist der Zeithorizont, in dem wir uns bewegen. Aber natürlich entscheiden letztendlich die Delegierten unserer Partei, wie lange sie mich als Präsident wollen. Aber ich wiederhole noch einmal: Ich mir sicher, dass wir vor den Grünen landen werden.