Von der Jeans bis zum Haarföhn: Kaum ein Produkt, das heute nicht bequem im Internet bestellt werden kann. Online-Shopping hat sich in den letzten Jahren zu einer Art Volkssport gemausert – mit spürbaren Konsequenzen für die Schweizerische Post.
Vergangenes Jahr hat sie gegen 130 Millionen Pakete befördert – das sind rund 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Insbesondere die Kleinsendungen aus China nehmen stark zu, wie die SRF-Sendung Eco berichtete. Im Schnitt kommt alle zwei Sekunden ein Päckli aus Asien in die Schweiz. Das macht 45’000 am Tag und 14 Millionen pro Jahr.
Die chinesische Online-Plattform Aliexpress hat den Umsatz in der Schweiz vergangenes Jahr auf 280 Millionen Franken verdoppelt, wie ein E-Commerce-Experte in der Wirtschaftssendung schätzte. Und bereits drängen weitere Player in die Schweiz. So will der weltgrösste Onlinehändler Amazon den hiesigen Markt erobern. Dank eines Zoll-Arrangements mit der Post sollen die Bestellungen innert 24 Stunden beim Kunden sein.
Dies entspricht offensichtlich einem Bedürfnis: «Weil Onlinekunden ihre Pakete häufig am Tag nach der Bestellung erhalten möchten, ist in den letzten Jahren der Anteil der Priority-Pakete mit einer Zustellung am Folgetag überproportional gestiegen», sagt Post-Sprecherin Nathalie Dérobert Fellay zu watson. Wurde vor 15 Jahren noch jedes fünfte Päckli im Turbo-Modus verschickt, ist es inzwischen schon mehr als die Hälfte.
Die Online-Shopping-Manie bringt die Post an ihre Grenzen. Zwischen 2014 und 2016 hat sie bereits rund 60 Millionen Franken in den Ausbau der drei Paketzentren in Daillens, Frauenfeld und Härkingen gesteckt. Dadurch kann dort nun ein Viertel mehr Pakete sortiert werden als davor. Doch auch so ist das Limit bald wieder erreicht.
Bereits in zwei Jahren wird es wohl nicht mehr möglich sein, die Päckli-Flut in den bestehenden Zentren zu bewältigen. «Da die Post weiterhin mit einem starken Wachstum im Onlinehandel rechnet, baut sie bis 2020 in Cadenazzo, Untervaz und Vétroz drei neue regionale Paketzentren für rund 150 Millionen Franken», so die Sprecherin.
Doch der Platz in den Sortierzentren ist nur eines von mehreren Problemen. Engpässe drohen auch personell und bei der Fahrzeugflotte. So muss die Post das Personal bereits heute zu Spitzenzeiten um bis zu 30 Prozent aufstocken und Lieferwagen von Autovermietern zumieten, um alle Pakete rechtzeitig liefern zu können.
Seit 2004 ist der Paketmarkt in der Schweiz liberalisiert. Das heisst, neben der Post dürfen auch private Firmen Päckli ausliefern. Und das tun sie auch – immer neue Anbieter bieten ihre Dienste an. Den Mitbewerbern das Feld kampflos zu überlassen, kommt für die Post allerdings nicht infrage. Man nehme «jeden Konkurrenten ernst» und setze «alles daran, die Nummer 1 im Schweizer Markt zu bleiben», so Dérobert Fellay.