Das Bauernsterben ist Tatsache. Von 2000 bis 2010 mussten insgesamt 11'500 Bauern ihren Hof dichtmachen. Das sind mehr als drei Betriebe pro Tag. Um zu überleben, müssen viele Bauern umrüsten und sich vermehrt auf Spezial- und Nischenprodukte konzentrieren.
Den Rückgang der Bauern will die Initiative für Ernährungssouveränität stoppen. Die Initianten wollen, dass die Schweizer Bevölkerung überwiegend mit einheimischen Lebensmitteln versorgt wird. Dass wir dabei nicht nur Milch, Kartoffeln und Mais konsumieren müssten, zeigen die folgenden sieben Beispiele:
Zugegeben, Aprikosen aus der Schweiz sind nichts Neues. Besonders im Wallis gedeihen sie Jahr für Jahr in voller Pracht. Neu ist, dass die orangen Früchte nun auch im grossen Stil im Aargauer Seetal angebaut werden. Die beiden Obstproduzenten Urs Baur und Robert Siegrist haben diesen August die schweizweit grösste Aprikosenanbaufläche unter modernen Folientunnel eingeweiht.
600 Aprikosenbäume werden diesen Herbst unter den 120 Meter langen und neun Meter breiten Folien angepflanzt. In fünf bis sechs Jahren wird mit einer Ernte von rund neun Tonnen gerechnet. Der Aargau ist derzeit der viertgrösste Produzent von Aprikosen. Unbestrittener Leader bleibt der Kanton Wallis.
Die Goji-Beere, auch bekannt als Wolfsbeere, kommt ursprünglich aus China und der Mongolei. Auch die Aronia-Beeren stammt aus dem Ausland und hat ihren Ursprung in den Wäldern Kanadas. In jüngster Zeit erlebten die süssen Beeren einen regelrechten Aufschwung. Denn sie werden neben Chiasamen und Co. als «Superfood» gehandelt. Den Boom der süssen Früchte hat sich die Bauernfamilie Räss aus dem Zürcher Weinland zu Nutzen gemacht. Lange war der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Räss mit konventioneller Milchwirtschaft betrieben, bis sich Hans Räss (60) auf die Produktion von Kartoffeln spezialisierte. Wie die Bauernzeitung berichtet, strebten seine Söhne Simon und Christoph Räss eine Neuausrichtung an. Das Ziel: Weg vom Kartoffelhersteller, hin zum biologischen Wildbeerenproduzenten.
Seit 2016 erntet die Familie Räss jedes Jahr zwischen Juni und November Goji- und Aronia-Beeren. Das Geschäft floriert. Bei den Aronia-Beeren zählen sie bereits heute zu den zwei grössten Produzenten in der Schweiz.
Auch Quinoa gilt in den hiesigen Breitengraden als «Superfood». In anderen Teilen der Welt hilft die Pflanze, den Welthunger zu stillen. Das Jahr 2013 wurde vom ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon gar zum «Quinoa-Jahr» auserkoren. In der Schweiz gab es immer wieder Versuche den «Inkareis» anzubauen.
2015 startete Bio-Landwirt Stefan Brunner aus Bern mit dem Anbau von zehn Aren Quinoa. Eine gute Ernte ist vor allem abhängig von der Sorte und den Wetterbedingungen. Im ersten Jahr erntete Brunner rund hundert Kilo Quinoa.
Das Wort «Edamame» ist japanisch und heisst übersetzt «Bohnen am Zweig». Die grünen Bohnen sind in Japan eine beliebte Vorspeise oder Beilage zum Bier. In der Schweiz erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Das brachte einige Bauern dazu, umzurüsten.
So zum Beispiel der Seuzacher Klaus Böhler. Er ist der erste Schweizer Bauer, der Edamame im grossen Stil anpflanzt, wie SRF berichtet. Gesät werden die Bohnen im Frühjahr. Edamame sind eigentlich Sojabohnen, werden aber früher als normale Sojabohnen geerntet, nämlich dann, wenn die Hülsen und Kerne noch grün sind.
Das süssliche Knollengewächs gehört zu den meistproduzierten Wurzelpflanzen der Welt. Grösster Produzent der Süsskartoffeln ist mit 70,6 Millionen Tonnen China, gefolgt von Nigeria (3,9 Millionen Tonnen) und Tansania (3,8 Millionen Tonnen).
Auch in der Schweiz gedeihen Süsskartoffeln. Im Frühling 2014 begannen Simon van der Veer und Christian Hurni im Seeland mit dem Anbau im grossen Stil, wie die Bauernzeitung berichtete. Verkauft wird das Gemüse seither in Migros-Filialen in Bern, Basel und Luzern.
Die Mini-Früchte gehören zur Familie der Strahlengriffelgewächse und kommen ursprünglich aus Ostasien. Die zwei bis vier Zentimeter grossen Beeren sind im Unterschied zu den herkömmlichen Kiwis unbehaart und können ungeschält gegessen werden.
Mini-Kiwis sind winterhart und können auch in der Schweiz angepflanzt werden. Im Thurgau, entlang des Bodensees, produzieren unterdessen rund 20 Landwirte die kleine grüne Frucht. In den vergangenen Jahren wurden im Durchschnitt ungefähr 23 Tonnen Mini-Kiwis geerntet. Viele Konsumenten kennen die kleine Frucht aber gar nicht. Das will eine neugegründete Interessengemeinschaft ändern, die sich unter anderem für die Vermarktung der Mini-Früchte einsetzt.
Auf der Suche nach einem Nischenprodukt war auch Landwirt Stephan Müller aus dem Zürcher Unterland. Auf seinem Hof wächst seit einigen Jahren Ingwer. Die heilkräftige Wurzel, die vor allem in Sri Lanka, Indien, China und Japan angepflanzt wird, gedeiht auch in der Schweiz.
Landwirt Müller traf mit dem Ingwer-Anbau den Nerv der Zeit. Produkte aus Ingwer wie Sirup oder Tee sind beliebt. 2018 wurde die bitter-scharfe Wurzel gar zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Auch in der Gastronomie ist die Wurzel beliebt: Viele Szene-Bars schenken Ingwer als Likör ein.