Zieht man sich eine Brand- oder Schnittwunde zu, gilt der erste Griff oftmals dem Pflaster, das die Wunde vor Bakterien schützen und wenn nötig Blut stoppen soll. Heftpflaster gibt es in jeglichen Formen, meistens sind sie beige gefärbt, für Kinder gibt es solche mit Tiermuster. Nur für eine Personengruppe gibt es hierzulande keine passenden Pflaster: dunkelhäutige Menschen.
Die wenigsten hiesigen Apotheken haben Pflaster im Sortiment, die braun oder schwarz sind und auf dunkler Haut diskret wirken. Das Schweizer National Coalition Building Institute, das sich gegen Rassismus stark macht, kritisiert diesen Umstand.
Der Leiter der Zürcher Sektion des Instituts, Ron Halbright, sagt: «Es gibt zwar Themen wie Diskriminierung bei der Wohnungs- oder Jobsuche, die eher im Zentrum stehen, aber dass es nur beige Pflaster gibt ist symptomatisch für die Diskriminierung in unserer Gesellschaft.» Niemand denke daran, für dunkelhäutige Menschen passende Pflaster zu kommerzialisieren. «So lässt man ihnen keine andere Wahl, als mit einem beigen Punkt auf dem Arm rumzulaufen.»
Die Debatte um die politisch korrekten Heftpflaster wurde in Schweden bereits geführt. Die Gründerin der schwedischen Website vardagsrasismen.nu (Alltags-Rassismus) hat die staatliche Apothekenkette 2015 aufgefordert, ihr hautfarbenes Heftpflaster in mehr Farbnuancen, sprich Hautfarbtypen, anzubieten. Folge davon war, dass die Apothekenkette versprach, nach Produkten zu suchen, die zu dunkleren Hauttypen passen, wie die «NZZ» damals schrieb.
Das für die Pflastermarke DermaPlast verantwortliche Unternehmen IVF Harmann erklärt auf Anfrage, die Farbe ihrer Pflaster stehe gar nicht in Zusammenhang mit einer Hautfarbe. Pflaster, die in Westeuropa als «hautfarbig» bezeichnet würden, seien auch bei hellhäutigen Menschen alles andere als unsichtbar. «Das Schicksal, dass ein Pflaster sichtbar ist, teilen sämtliche Menschen, unabhängig ihrer Hautfarbe», so ein Sprecher.
Marktleader Hansaplast führt auch keine dunkelbraunen oder schwarzen Pflaster in seinem Sortiment. Zur Thematik will bei der Muttergesellschaft Beiersdorf jedoch niemand Stellung nehmen.