Dem Film gelang ein Kunststück: Er bildete die trockene Arbeit an einer staubtrockenen Vorlage auf eine derart inspirierte und unterhaltsame Weise ab, dass Kritik und Publikum begeistert waren. Er hiess «Mais im Bundeshuus», behandelte die Kommissionsberatungen zur Gen-Lex und machte Hinterbänkler wie den Luzerner SVP-Nationalrat Josef Kunz zu Medienstars.
Das war 2003. Einen ähnlichen Coup hatte wohl SRF-Reporterin Karin Bauer im Hinterkopf, als sie mit den Arbeiten zum Film «Inside Bundeshaus» begann, der am Donnerstag ausgestrahlt wurde. Dabei nahm sie sich nichts Geringeres vor als die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative, das heisseste politische Eisen der letzten Jahre.
Doch 14 Jahre nach «Mais im Bundeshuus» hat sich viel verändert. Das politische Klima ist härter geworden, der Umgangston rauer. Das musste auch Karin Bauer erfahren, wie sie in einem Beitrag auf der SRF-Website festhält. Die Politiker, die das Geschäft in der Staatspolitischen Kommission des Nationalrats behandelten, gaben sich weitaus zugeknöpfter als ihre Vorgänger.
Die Brisanz der Vorlage war dabei keineswegs hilfreich. Also griff Bauer zu einem Kniff, den sie in ihrem Beitrag selbst als «zweischneidiges Schwert» bezeichnet. Sie personalisierte das Thema anhand von Vertretern der vier Bundesratsparteien: Andreas Glarner (SVP), Cédric Wermuth (SP), Kurt Fluri (FDP) und Ruth Humbel (CVP).
Funktioniert hat es bedingt. Die Ausflüge ins Privatleben der Protagonisten lenkten vom Thema ab und zerdehnten den zu lang geratenen Film. Die erste Hälfte verlief zäh und war höchstens für Politikinteressierte ein Gewinn. Man erlebte den vergeblichen Versuch der FDP, eine bürgerliche Allianz zu schmieden, die Heimlichtuerei und den Slalomkurs der angeblich volksnahen und geradlinigen SVP, den Sololauf der CVP und die Geduld, mit der die SP darauf wartete, dass ihre Zeit kam.
Manche Zuschauer waren da wohl ausgestiegen, was bedauerlich war, denn im zweiten Teil gewann der Film an Fahrt. Im Zentrum stand die gehässige Debatte im Nationalrat vom letzten September. Zum eigentlichen Höhepunkt wurde ein Wortgefecht von Kurt Fluri und Roger Köppel (SVP), in dem sich die beiden mit Schlötterlingen («Saboteur», «Lügner») eindeckten und ihre gegenseitige Verachtung nur mühsam verbergen konnten. Sie siezen sich, was im Parlament eine Seltenheit ist.
Fluri war so etwas wie der tragische Held des Films. Ausgerechnet während der besagten Debatte, in der er von der SVP massiv attackiert wurde, musste sich seine schwer kranke Frau einer Operation unterziehen. Man konnte die Gelassenheit nur bewundern, mit der der Solothurner Freisinnige («einer der bestbezahlten Politiker der Schweiz») mit der Doppelbelastung umging.
Zum heimlichen Star des Films aber wurde aus Sicht vieler Zuschauer wohl Andreas Glarner. Der Aargauer Polit-Ultra versteht es, seine knallharten Positionen mit verschmitztem Charme zu garnieren. Und mit Selbstironie. Als ihn die Filmerin fragte, ob er in diesem Spiel der Gladiator sei, konterte Glarner: «Nein, der Pausenclown.» Und auf die mediale Wirkung seiner Provokationen angesprochen, erwiderte er: «Ihr fallt ja immer darauf herein.»