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Waffenexporte: Allianz will Volksinitiative lancieren

Allianz will Waffenexporte verhindern – und versucht's mit einem Trick

10.09.2018, 11:0810.09.2018, 13:48
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Eine überparteiliche Allianz will mit einer Volksinitiative Waffenexporte in Bürgerkriegsländer verhindern – und greift dabei zu einem kleinen Motivationstrick: Lanciert werden soll das Volksbegehren nur, wenn sich innerhalb von zwei Wochen 25'000 Menschen verpflichten, je vier Unterschriften für die Volksinitiative zu sammeln. 

Therese Froesch, Praesidentin der Helvetas, 3. von rechts, spricht zusammen mit Mitgliedern der Allianz gegen Waffenexporte in Buergerkriegslaender, ueber ihre Opposition gegen die Lockerung der Krieg ...
Die Allianz gegen Waffenexporte in Bürgerkriegsländer hat heute seine Volksinitiative vorgestellt.Bild: KEYSTONE

So sollen die für eine Volksinitiative benötigten 100'000 Unterschriften zustande kommen. Die Allianz will auf diese Weise die Bevölkerung entscheiden lassen, ob es diese «Korrektur-Initiative» braucht oder nicht, wie die Initianten an einer Medienkonferenz vom Montag bekannt gaben.

Mit der geplanten Änderung der Kriegsmaterialverordnung, welche Waffenexporte auch in Bürgerkriegsländer ermöglichen würde, überschreite der Bundesrat klar eine rote Linie. Eigenmächtig habe er dem Anliegen der Rüstungsindustrie nachgegeben und wolle nun Waffenlieferungen auch in Länder ermöglichen, die in interne bewaffnete Konflikte verwickelt seien.

Waffenexporte! Jeeee!

Video: watson/Renato Kaiser

Die Bewilligungskriterien würden ohne vorherige demokratische Abstimmung im Parlament gelockert. Bereits 2014 habe das Parlament die Kriegsmaterialverordnung gelockert, als es entschieden habe, Waffen auch in Länder zu exportieren, welche die Menschenrechte schwerwiegend und systematisch verletzten.

Das Ziel der Allianz gegen Waffenexporte in Bürgerkriegsländer sei, diese beiden Entscheide rückgängig zu machen: Es gehe also darum, den Status Quo von vor 2014 wiederherzustellen. Da gegen eine Verordnungsänderung kein Referendum ergriffen werden könne, handle es sich bei der Volksinitiative um ein Referendum in Form einer Initiative.

«Wir möchten dem Bundesrat nochmals eine Chance geben, damit er zur Vernunft kommt.»
SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf

«Wir möchten dem Bundesrat nochmals eine Chance geben, damit er zur Vernunft kommt», sagte die Zürcher SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Er solle jetzt auf die Stimme des Volkes hören: «Falls er das nicht tut, dann haben wir die Initiative im Köcher», sagte sie in einem Video von Keystone-sda.

Kein Totalverbot angestrebt

Nach den Worten des Aargauer GLP-Nationalrats Beat Flach geht es der Allianz nicht um ein gänzliches Verbot, Rüstungsgüter zu exportieren. Exporte der Rüstungsindustrie sollen weiterhin möglich sein. Für Therese Frösch, Präsidentin von Helvetas, steht die geplante Lockerung im Widerspruch zu den Grundpfeilern der Schweizer Aussenpolitik und laufe der humanitären Tradition der Schweiz grundsätzlich zuwider.

Der Bericht der eidgenössischen Finanzkontrolle hat nach Einschätzung der Zürcher SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf bestätigt, dass die Kontrollen für die Exporte von Kriegsmaterial heute viel zu lasch sind. Zudem könnten die Vorschriften leicht umgangen werden.

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Hinter der Allianz für die Korrektur-Initiative stehen unter anderen Vertreterinnen und Vertreter von SP, GLP, Grünen, BDP und EVP sowie der Jungparteien. Dazu kommen kirchliche Kreise, Entwicklungsorganisationen, Amnesty International, die Gruppe Schweiz ohne Armee und andere. (sda)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
10.09.2018 11:43registriert April 2016
Die 100k Unterschriften sind so was von gesichert.

Hab kurz die Kommentare bei Blick und 20Min zum Thema überflogen: Wenn selbst da die eindeutige Meinung vorherrscht, dass Rüstungsexporte in Bürgerkriegsländer ein Unding sind...

Denke, dass nun einige Politiker der FDP und CVP (inkl 4 Personen aus dem Bundesrat) Angst vor unangenehmen Fragen haben. Deshalb hätte man das Geschäft auch gerne ohne grosses Aufsehen via Sicherheitskommision verabschiedet... also so, wie man die Ausfuhrbestimmungen bereits in den letzten Jahren immer wieder gelockert hat.
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s'Paddiesli
10.09.2018 11:37registriert Mai 2017
Ich finde locker 4 Personen, die unterschreiben würden.
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Borki
10.09.2018 13:55registriert Mai 2018
Ich hätte es nie in meinem Leben für möglich gehalten, dass ich je einmal mit der GSoA zusammen Unterschriften sammeln werde... Verrückte Welt! Oder verrückter Bundesrat, wie man es will.
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