Wer in einem Gemeinderat sitzt, wendet viel Zeit auf. In mittelgrossen Zürcher Gemeinden durchschnittlich 12,4 Stunden pro Woche, berichtete der «Tages-Anzeiger» vor ein paar Jahren. Oft gehen die Lokalpolitiker daneben einem 100-Prozent-Job nach.
In ihrer politischen Tätigkeit übernehmen sie Verantwortung und sammeln wichtige Führungserfahrungen und -kompetenzen. Doch: Diese Erfahrungen werden in unserem Milizsystem nicht offiziell anerkannt.
Dies beabsichtigt die Schweizer Kader-Organisation nun zu ändern. Er will den Deutschschweizer Gemeinde- und Stadträten in Zukunft ein Zertifikat ausstellen, das die verschiedenen Kompetenzen ausweist.
In der Westschweiz vergibt der Verband solche Zertifizierungen bereits seit 2015. Wer mindestens vier Jahre lang in einem Gemeinderat sass, wird nun auch auf der anderen Seite des Röstigrabens sein Dossier zur Prüfung einreichen können, sagt Briguet zum Westschweizer Fernsehsender «RTS». Das Zertifikat werde der Verband aber erst nach einem Evaluationsgespräch aushändigen. Wann genau die ersten Lokalpolitiker zertifiziert werden sollen, sei noch nicht klar.
Briguet war von 1993 bis zu seiner Abwahl im Jahr 1996 selbst Gemeinderat. Er politisierte für die CVP in Siders. Es sei seine persönliche Geschichte, die ihn dazu gebracht habe, sich dem Thema zu angenommen, heisst es in der «RTS»-Reportage.
Die bessere Anerkennung unserer Militzpolitikern war in der Vergangenheit immer wieder Thema. So forderte SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr 2013 in einer Parlamentarischen Initiative die Anerkennung der politischen Arbeit als berufliche Weiterbildung – erfolglos.
Konkret hätte ein politisches Amt bei Weiterbildungen an Universitäten und Fachhochschulen anerkannt werden sollen. So hätte ein Parlamentarier mit mehreren Dienstjahren oder ein Regierungsmitglied gar keine oder nicht mehr alle Unterrichtsstunden besuchen müssen, um einen Titel wie einen «Executive Master» zu erhalten.