Produkte, die von blinden und schwer sehbehinderten Personen hergestellt werden, sind eine gute Sache. Zumindest in der Schweiz sind viele Menschen bereit dafür einen Aufpreis zu zahlen und Blindenwerkstätten zu unterstützen.
Eine davon befindet sich seit 2005 in Brig und beschäftigt angeblich über ein Dutzend Blinde. Gefördert wird das deutsche Unternehmen von der Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenwerkstatt (SBSW) und der Walliser Regierung.
Wie die Recherche von Blick zeigt, wird aber mächtig geschummelt. Verschlossen sind einzig die Augen der Walliser Aufsichtsbehörde und der SBSW. «In dieser Werkstatt arbeiten keine Blinden – ich selber habe eine leichte Sehschwäche, aber das ist schon alles», zitiert der Blick einen ehemaligen Mitarbeiter. Er habe Besen und Bürsten hergestellt, die dann für einen höheren Preis in den Verkauf gelangten.
Ausschlaggebend sei nur, dass man eine Brille benötige – der Grad der Sehschwäche spiele keine Rolle. Ausser einer Person mit einer schweren Sehbehinderung, waren alle anderen Mitarbeiter lediglich Brillenträger – und kamen teilweise mit dem Auto zur Arbeit.
Geschummelt wird auch im Katalog der SBSW bei der korrekten Herkunftsdeklaration. Die meisten Produkte stammen nämlich nicht aus der Werkstatt in Brig, sondern werden vom SBSW aus den Nachbarländern Deutschland oder Österreich importiert. Der unauffällige Hinweis dazu findest sich nur auf der Homepage – nicht aber im Katalog.
Vermarktet werden die Produkte durch ein St.Galler Callcenter – und falsch angepriesen. Einem Blick-Mitarbeiter wollte man doch tatsächlich Frotteetücher aus Brig andrehen – doch dort werden gar keine hergestellt.
Der Personalverantwortliche der genannten Werkstatt bestätigt, dass das Geld im Vordergrund steht. «Produkte, die von Blinden gemacht werden, lassen sich besser verkaufen als Produkte von Menschen mit einer anderen Behinderung», zitiert der Blick. Beim Blindenbund wollte man zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. (vom)