Mit Ranglisten ist es immer so eine Sache. Geht es um Skidestinationen, ist das Ganze noch ein bisschen komplizierter. Was verstehen die Verfasser solcher Auflistungen unter «best»? Was sind die Kriterien? Wer wird befragt? Und wo wird gefragt?
Das Skiportal Snowplaza, das über 10 Millionen User zählt, kürt aktuell wieder einmal das «beste Skigebiet». Welches das ist, bestimmen die Leser. Sie können aus 650 Destinationen Europas auswählen. 25'000 User haben seit September abgestimmt, die grösste Online-Umfrage des Skisports läuft noch bis Ende Februar und es sieht nicht gut aus für die Schweiz.
Die aktuell besten Skigebiete heissen:
Achtmal Österreich, dazu je einmal Italien und Frankreich. Und die Schweiz? Weit, weit hinten. Als bestes Schweizer Skigebiet schafft es Zermatt auf den 26. Rang. Wie geht das? Was ist da schief gelaufen?
Felix Wende von Snowplaza hat eine einfache Erklärung: «Die Schweiz ist im Vergleich zu Österreich sehr teuer – und für die Menschen, die bei uns entscheiden, welches das beste Skigebiet ist, ist der Preis das wichtigste Kriterium.» Diese Menschen seien vor allem Deutsche; nebst dem Preis sei die Entfernung zwischen ihrem Wohnort und dem Skigebiet ein weiterer wichtiger Punkt.
Man kann es drehen und wenden wie man will, die Plattform Snowplaza und ihre Leser repräsentieren eine wichtige Gruppe Winterkunden und bei diesen scheint die Schweiz schlicht zu teuer zu sein. Wie können wir – trotz Frankenstärke – da entgegenhalten? Für Wende führt der Weg über günstigere Skitickets. Für ihn geht die Aktion von Saas Fee, das auf diesen Winter hin erstmals eine Saisonkarte für 222 Franken unter die Leute brachte, in die richtige Richtung. Andere Möglichkeiten, deutsche Touristen mit durchschnittlichem Portemonnaie in die Schweiz zu locken, sieht er nicht.
Ganz anders klingt es in der Schweiz. Janine Imesch, Marketing-Leiterin von Zermatt, sagt: «Wir definieren uns nie über den Preis, wir sind eine Premium-Destination.» Dass dies nicht einfach leere Worte sind, beweisen repräsentative Erhebungen. Zum Beispiel die von Best Ski Resort Report. Das Portal kürt nicht einfach per Online-Umfrage die besten Gebiete. Letztes Jahr sind beinahe 50'000 Gäste vor Ort befragt worden. Und bei Best Ski Resort Report stehen die Schweizer hervorragend da:
Imesch freut dieser Sieg selbstverständlich, dass Zermatt mit seinem Fokus auf Qualität richtig liegt, zeigt ihr aber noch mehr die Tatsache, dass 65 Prozent der Gäste des Wintersportorts Stammgäste sind. Diese Strategie verfolgt die Schweiz offenbar allgemein. Schweiz-Tourismus-Sprecher André Aschwanden sagt: «Qualität hat ihren Preis, die Schweiz positioniert sich darum nie über den Preis, sondern über das erstklassige Wintererlebnis.»
Wie passt da die Aktion mit den Billig-Saisotickets von Saas-Fee ins Konzept? Aschwanden findet es eine «kreative Marketingaktion, die isoliert betrachtet ökonomisch aufgegangen ist.» Es sei aber eine heikle Strategie für den Schweizer Wintertourismus, da damit impliziert werde, dass der innere Wert der Saisonkarte massiv tiefer sei. «Eine wuchtige Preissenkung kann nicht das Erfolgsmodell für die Branche sein», ist sich Aschwanden sicher. (feb/dwi)