Ab dem 26. April soll der Lockdown langsam geöffnet und die Wirtschaft wieder hochgefahren werden. Wie das vonstatten gehen soll, will der Bundesrat heute Donnerstag aufzeigen. Nachdem die meisten Geschäfte in der Schweiz bereits seit einem Monat zu sind, erwarten sie die Lockerungen der Notmassnahmen sehnlichst. Einige stehen schon mit mehr oder weniger konkreten Konzept bereit, wie sie den Laden nach dem Lockdown wieder in Betrieb nehmen können.
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Einfach und unkompliziert wieder aufgemacht werden könnten die Fachmärkte der Migros, Detailhandel-Filialen und die abgesperrten Sortimente in den Supermärkten. In den letzten Wochen hat sich gezeigt, dass das Zählsystem zur Beschränkung der Kunden in den Supermärkten gut funktioniert. Auch das Desinfizieren der Hände und das Abstand halten kann übernommen werden. Diese Hygienemassnahmen gelten natürlich auch nach dem 26. April weiterhin.
Diskutiert wird, ob das Tragen von Schutzmasken oder Handschuhen durch das Verkaufspersonal eingeführt werden soll. Der Verband Schweizerischer Filialunternehmungen sieht dies als eine der denkbaren Massnahmen, wie der Tages-Anzeiger schreibt.
Ebenfalls als Erste wieder geöffnet werden könnten Garten- und Baumärkte. Oftmals liegen sie an Randgebieten und werden mit dem Auto angefahren. Zudem sind die Flächen der Garten- und Baumärkte gross genug, damit Kundinnen und Kunden den Sicherheitsabstand gut einhalten können. Auch hier würden die Geschäfte bei der Wiedereröffnung Desinfektionsmittel bereit stellen und ein Zählsystem zur Beschränkung der Anzahl Kunden im Laden installieren – so wie man es jetzt bereits in den Lebensmittelgeschäften kennt.
Laut der NZZ am Sonntag hat Gesundheitsminister Alain Berset bereits vorgelegt, wie personenbezogene Dienstleister wie Coiffeure, Kosmetiker und Nagelstudios rasch wieder öffnen können. In einem Coiffeursalon käme man sich zwar nahe, aber Hygienemassnahmen seien gut umsetzbar, auch mit Masken könne man sich dort gut schützen. Zudem generierten diese Betriebe keinen grossen Publikumsverkehr.
Einen konkreten Plan für die Wiedereröffnung hat deshalb der Verband der Schweizer Coiffeur-Geschäfte vorgelegt. Dabei setzt man auf Einweghandschuhe für die Coiffeure und Einweg-Schutzumhänge für die Kundinnen und Kunden. Für sämtliche Personen im Geschäft gälte Maskenpflicht und die Desinfektion der Hände. In einer ersten Phase würden die Coiffeursalons nur die Hälfte der Kundenkapazität bedienen. Für Arbeiten im Gesicht müsste eine Visiermaske aus Plexiglas getragen werden.
Neben den personenbezogenen Dienstleistungen dürften wohl auch kleinere Läden wie Bücher- oder Blumengeschäfte weit oben auf der Öffnungsliste stehen, schreibt die «NZZ am Sonntag» weiter. Mit denselben Sicherheitsvorkehrungen, wie sie bisher in den Lebensmittelläden gelten, könnten sie einfach und unkompliziert wieder öffnen.
Auch die Fitness-Studios wollen so bald wie möglich wieder aufmachen. Wie das gehen kann, erläutert der Verband Schweizerischer Fitness- und Gesundheitscenter in einer Mitteilung, in der Richtlinien für einen risikoarmen Betrieb vorgestellt werden. Darüber berichtete die Gratiszeitung «20 Minuten».
Gemäss dem Vorschlag des Verbands könnten jene Geräteflächen geöffnet werden, wo gewisse Bedingungen eingehalten werden. Dazu gehörte eine Beschränkung auf zehn Trainierende pro 100 Quadratmeter Fläche und der Mindestabstand von zwei Metern. Das Personal müsste die Einhaltung der Hygienemassnahmen beaufsichtigen. In der Garderobe müsste das Schrankangebot ausgedünnt und jede zweite Dusche abgestellt werden. Saunen und Wellnessbereiche sowie Kinderhorte würden geschlossen bleiben.
Auch Gastronomen arbeiten an Plänen, wie sie in einem sicheren Rahmen bald wieder Gäste empfangen können. Wie der Branchenverband Hotelleriesuisse gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt, könnten Masken ein hilfreiches Element sein, um den Ausstieg aus dem Lockdown zu unterstützen. Beim Verband Gastrosuisse klingt es allerdings weniger optimistisch: «Es ist nicht davon auszugehen, dass das Gastgewerbe zu den ersten Branchen gehören wird, die behutsam geöffnet werden.» Vorschläge, wonach einzelne Tische mit Plexiglas-Scheiben voneinander abgetrennt werden könnten, gibt es bisher keine. In asiatischen Städten wie Hongkong wird dies von Restaurants bereits praktiziert.
An der letzten Medienkonferenz des Bundesrates sagte Alain Berset, die Schulen gehörten wohl nicht zu den Ersten, die geöffnet werden, aber sicher auch nicht zu den Letzten. Auch die oberste Bildungsdirektorin des Landes, Silvia Steiner, liess in Interviews verlautbaren, dass der Fernunterricht nach den Frühlingsferien weitergeführt wird.
So wie auch Saunas oder andere Wellness-Einrichtungen dürften auch die Badis nicht zu jenen Betrieben gehören, die nun als Erste aufmachen dürfen. In weiser Voraussicht haben viele Schwimmbäder die Eröffnung für den Sommerbetrieb bereits verschoben. Vielerorts wäre dieser bereits auf Ende April gefallen.
Schlecht sieht es auch für Clubs, Festivals oder andere Grossveranstaltungen aus. Justizministerin Karin Keller-Sutter sagte bereits vergangene Woche: «Sie können sicher nicht davon ausgehen, dass am 27. April ein Konzert im Hallenstadion mit mehreren tausend Personen möglich sein wird.» Die Social Distancing Massnahme wird auch dann noch gelten, demzufolge sind Events, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, bis auf weiteres Tabu.
Ein Indiz, wie sich die Situation in der Schweiz entwickeln könnte, gibt der Blick über die Landesgrenze: In Österreich sind Grossveranstaltungen bis Ende Juni verboten. In Deutschland gar bis Ende August. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagte Stefan Matthey, CEO des Konzertveranstalters Good News Productions: «Wir rechnen damit, dass bis zum Ende des Sommers gar keine Konzerte stattfinden können.» Der Festival-Sommer dürfte wohl komplett ins Wasser fallen.
Dort wo es eh schon klar ist, dass eine Lockerung noch länger nicht möglich ist, also z.B. bei (Gross-)Veranstaltungen, soll endlich Klartext gesprochen werden, und zwar nicht wieder nur für ein paar mickrige Wochen. Dort gibt's zum Teil sehr lange Vorlaufzeiten und riesige Budgets. Es hängen etliche Dienstleister, Zulieferer und weitere Beteiligte in der Kette, die ebenfalls unter der Planungsunscherheit leiden. Zudem ist eine Absage ohne klare behördliche Weisung auch immer eine Haftungsfrage.
ABER in den Gängen war es schlicht nicht möglich Abstand zu halten... Resp. Keiner hielt Abstand...
ABER nach der Kasse beim Einpaken musst du direkt nebeneinander stehen...
Wenn wir ehrlich sind funktioniert es nicht wirklich...
Wir müssen lernen mit der Situation umzugehen. Der Lockdown war notwendig. Aber vor allem weil wir auf dieses Szenario nicht vorbereitet waren (weder Wirtschaft, nocht Politik, noch Gesellschaft).
Bis jetzt habe ich ernsthaft das Gefühl, dass bei uns (CH) die Gesellschaft (als Gesamtes, nicht einzelne Ausreisser) die Situation echt gut und diszipliniert meistert, hat mich überrascht und erfreut. Mittlerweile sind wir relativ gut vorbereitet.
Ich schaue positiv in Richtung langsame und schrittweise Öffnung.