Die perfekte Lösung gab es nicht, so viel ist klar: Die Situation, in die die Credit Suisse sich in den vergangenen Jahren grösstenteils selbstverschuldet manövriert hatte, hat unweigerlich Einfluss auf sehr viele Menschen, die gar nicht direkt mit der Bank zu tun haben. Der Bundesrat geriet unter Zugzwang und musste sich innert kurzer Zeit für jene Lösung entscheiden, von der er denkt, dass sie den negativen Einfluss des CS-Desasters am geringsten halten kann.
Ein Kommentar zum Schweizer Bankendeal:
Er entschied sich also gemeinsam mit der Schweizer Nationalbank (SNB), der Finma und der zweiten Schweizer Grossbank UBS, dieser die Übernahme des Konkurrenten mit staatlicher Unterstützung zu ermöglichen. Wie aus der Medienkonferenz am Sonntagabend hervorging, favorisierte die Landesregierung diese Lösung gegenüber drei anderen möglichen Szenarien:
Als Option diskutierte der Bundesrat unter anderem eine staatliche Liquiditätshilfe für die zwar gut kapitalisierte, aber im Markt aufgrund des massiven Vertrauensverlusts angeschlagene CS. Die Aussichten wären aber höchst ungewiss gewesen, ob sich so das Vertrauen der Finanzmärkte wieder hätte herstellen lassen, so die Einschätzung der Landesregierung.
Die aktuellsten Entwicklungen rund um den Bankendeal gibt es im Liveticker:
Auch eine vorübergehende Verstaatlichung (Temporary Public Ownership) wurde laut Finanzministerin Karin Keller-Sutter in Betracht gezogen. Es sei nicht von Anfang an klar gewesen, dass der Zusammenschluss von UBS und CS zustande komme, sagte die FDP-Bundesrätin am Sonntag in Bern vor den Medien.
Eine zeitweilige Übernahme der Grossbank durch den Bund hätte laut Keller-Sutter aber ein enormes Risiko für die Steuerzahlerinnen und -zahler bedeutet. Angesichts der schliesslich real bestehenden Möglichkeit einer privaten Übernahme sei diese Option schliesslich verworfen worden.
Ein weiteres Szenario wäre der Konkurs der Credit Suisse gewesen. Ein solcher hätte laut dem Bundesrat aber unabsehbare Folgen für die schweizerische Volkswirtschaft und das globale Finanzsystem gehabt.
Der Konkurs einer systemrelevanten Bank hätte das Zahlungssystem der Schweiz gefährdet und destabilisiert, so der Bundesrat. Konsum und Investitionen in der Schweiz hätten sich wohl drastisch reduziert und die Volkswirtschaft wäre dadurch erheblich geschädigt worden.
So reagiert die Schweizer Presse auf das historische CS-Aus:
Ein Konkurs würde nach Ansicht des Bundes zudem das Vertrauen internationaler Kunden und Investoren in den Schweizer Finanzplatz erschüttern – mit anhaltenden Folgen für Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Steuereinnahmen in der Schweiz.
Vor einem solchen Szenario wurde bereits vor der Verkündung des Deals gewarnt. Beispielsweise erklärte FDP-Präsident Thierry Burkart, dass ein Kollaps der CS eine internationale Bankenkrise hervorrufen könnte – die Reputation der Schweiz als Auslöser dieser wäre Burkart zufolge nachhaltig beschädigt.
Mit der Ermöglichung der Übernahme der CS durch die UBS hat der Bundesrat jene Entscheidung getroffen, bei welcher er davon ausgeht, dass der negative Einfluss auf die wirtschaftliche Situation des Landes am kleinsten ist. Die Risiken seien die niedrigsten. Ob die Entscheidung die richtige war, wird wohl erst in den kommenden Jahren zu beurteilen sein – Risiken birgt auch die nun favorisierte Lösung allemal genug:
(con/sda)
Jetzt hat man ein noch grössere Bank, mit noch weniger Wettbewerb, plus viel mehr Risiko.
In 15 Jahren dann...