Den Nobelpreis für Chemie erhielt Dubochet gemeinsam mit seinen Forschungskollegen Joachim Frank und Richard Henderson für «ihren entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Kryo-Elektronenmikroskopie» zugesprochen. Tönt kompliziert, ist es auch.
Doch Dubochet entspricht keineswegs dem Klischee des eigenbrötlerischen Wissenschafter, der sich für nichts ausserhalb seines Fachgebiets interessiert. Seit seiner Pensionierung hält er Vorlesungen zum Thema «Biologie und Gesellschaft» an der Uni Lausanne. Dubochet setzt sich für den Naturschutz ein, hilft Flüchtlingen und politisiert für die SP im Stadtparlament von Morges VD. Kollegen beschreiben ihn als herzlich, bescheiden und umgänglich. Dass er Humor hat, beweist sein Lebenslauf auf der Homepage der Uni Lausanne.
An seinen vielfältigen Interessen und seiner ungestillten Neugier kann man auf Dubochets privater Website teilhaben. Auf seinem «Blog de Jacques» kommentiert der Waadtländer vor allem Artikel aus wissenschaftlichen Zeitschriften, welche er auch als Rentner geradezu verschlingt. Hinzu kommen philosophische Betrachtungen der Gegenwart. Wir präsentieren die schönsten Trouvaillen.
«Hart ist es, das Leben eines Rentners, der jederzeit die Freiheit hat, alles zu machen. Michèle hatte mir geraten, das erste Jahr nach der Pensionierung dafür zu widmen, den neuen Beruf zu erlernen. Der Ratschlag war gut, aber weitgehend ungenügend. Zehn Jahre später muss ich festhalten: Ich hätte jedes Jahr strenger sein müssen bei meinen Entscheidungen. Und ich habe mir jedes Jahr selber versprochen, mich zu bessern. Inzwischen bin ich einen Schritt weitergekommen: Ich habe bemerkt, dass ich nur eine Sache gleichzeitig machen kann. »
Eintrag vom 1.10.2017: «J’ai tout mon temps mais pas tout le temps»
«Bei den Frauen, welche für Trump gestimmt haben, gerate ich in Erklärungsnot. Ist der Machismo geschlechtsneutral?»
Eintrag vom 14.11.2016: «Pourquoi Trump?»
«Für mich ist ein Wissenschafter jemand, dessen einzige Wissensquelle die Natur ist. Er ist wie ein Schüler, der sich anstrengt, das aufzunehmen, was ihm die Natur sagen will. Er ist nicht der Lehrer, welcher der Natur Fragen stellt und ihr schlechte Noten gibt, wenn ihre Antworten nicht seinen Erwartungen entsprechen.
Wer bin ich denn, Fragen zu formulieren, auf die ich eine absolute und endgültige Antwort erwarte? Ist es vernünftig zu erwarten, dass in mein 1,5 Kilogramm schweres Gehirn eine vollständige Repräsentation des Universums passt? Und das diese so vollständig und zuverlässig ist, dass ich daraus das Wesen der Natur ableiten kann, ohne mir die Natur selber anzuschauen?»
Eintrag vom 25.4.2017: «Guillaud, F. (2013). Dieu existe. »Gedanken zum Buch ‹Dieu existe. Arguments philosophiques› von Frédéric Guillaud.
«Wie man jetzt sieht, lassen sich die Geschichten nicht unter den Teppich kehren. Worum geht es genau? Zuerst einmal zweifelsohne um eine manipulierte Wahl. Sie wird für ungültig erklärt werden. Denn selbst die USA werden diese Wahl nicht akzeptieren können. Trump wird vor die Tür gesetzt werden. Anstelle der Regierung wird eine grosse Leere bleiben.
Und danach? Mit der Nachfolge Obamas muss von Neuem begonnen werden. Das geht nicht vom einen Tag auf den anderen. Wie wäre es, Obama wieder ins Amt zu holen, bis Neuwahlen organisiert worden sind und das Geschehene ernsthaft zu reflektieren? Darum wird man nicht herum kommen.»
Eintrag vom 1. April 0217: «Un 1er avril plein de promesses»
«Das menschliche Wesen ruht auf zwei Beinen. Das eine ist das Individuum, das ‹Ich›. Das andere ist sein soziales Wesen, das ‹Wir›. Bei Problemen offeriert das ‹Ich› generell die erste Lösung, das ist die Werkseinstellung. Das ‹Wir› ist mühsamer umzusetzen, aber es offeriert die gehaltvolleren und häufig unvergleichlich besseren Lösungen. »
Eintrag vom 28.11.2016: «Colloque de l’Association Cèdres Réflexion de l’Église Évangélique Réformée Vaudoise»
«Sind wir Schafe? Auf Abstimmungsplakaten in der Schweiz werden die Menschen als schwarze Schafe dargestellt... und als weisse. Um zu verstehen, weshalb das so ist und um am 28. Februar in Kenntnis der Ursachen abzustimmen, habe ich zuerst einen Artikel eines Schafzüchters zu Rate gezogen. »
Eintrag vom 25.2.2016: «Les Moutons de Sophie». (Dubochet bezieht sich auf die Abstimmung über die Durchsetzungsinitiative der SVP, Anm. der Red.)
«Und dennoch streben wir, die normalen Leute, eine harmonische Welt für alle an und wären bereit, uns für diese Utopie zu engagieren. Es reicht, daran zu glauben. Aber wir glauben nicht daran, weil wir glauben, wir wüssten nicht, wie das zu bewerkstelligen ist. Dabei liegen die Lösungen auf der Hand.
Was fehlt also? Zuerst einmal sind wir hier und heute zuwenig klar bei unseren Werten, die uns ein harmonisches Leben ermöglichen und den Weg aufzeigen hin zu dieser Utopie, die unser gemeinsamer Wunsch ist. Und dennoch, es wäre nicht schwierig. Die Zutaten sind schon vorhanden. Wir müssen sie nur noch anrühren, wie bei einer Mayonnaise. »
Eintrag vom 14.11.2016: «Pourquoi Trump?»