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Rockmusik: Warum fromme Christen glauben, sie sei Satanswerk

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Für fromme Christen ist Rockmusik das Werk des Satans

Strenggläubigen Christen passt Rockmusik gar nicht in ihr Weltbild – sie sei zügellos und eine okkulte Gefahr.
08.07.2023, 08:0108.07.2023, 14:50
Hugo Stamm
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Für strenggläubige Christen ist Magie des Teufels. Vor allem schwarzmagische Phänomene lassen ihr Blut in Wallung bringen. Denn dahinter steckt in ihren Augen ausnahmslos der Satan, der die Menschen verführen will.

Gläubige aus radikalen Freikirchen haben Angst, der dämonischen Versuchung nicht widerstehen zu können und das Seelenheil aufs Spiel zu setzen. Für sie ist der christliche Glaube hell, weiss und lichtvoll. Gott ist gütig und barmherzig, Jesus die Lichtgestalt schlechthin. Die dunklen Seiten werden dem Satan zugeschrieben und verdrängt, was aus psychologischer Sicht problematisch ist.

Vermischung von Schwarz und Weiss ist für fromme Christen undenkbar

Der Hinduismus hingegen hat schon früh erkannt, dass das Ausklammern der dunklen Seite verhängnisvoll sein kann. Die Religion integriert die Dämonen in den Götterhimmel. Schwarz steht gleichberechtigt neben Weiss. Das Helle durchdringt das Dunkle und das Dunkle das Helle.

Eine solche Vermischung ist für fromme Christen unvorstellbar. Manche Okkultisten hingegen versuchen ebenfalls, die dunklen Seiten der menschlichen Existenz in ihr Bewusstsein zu integrieren.

Der 2017 verstorbene St.Galler Schriftsteller Akron, mit bürgerlichem Namen Charles Frey, verstand sich als Okkultist und schrieb rund 20 Bücher zum Thema. Es ging ihm um das Bewusstmachen verdrängter Persönlichkeitsanteile.

Akron Charles Frey

(CC BY-SA 4.0)
Akron kurz vor seinem Tod, 2017.Bild: wikipedia / Jürgen Hoppmann

Christen verdrängen, dass die Welt oft ein Ort des Grauens ist

Akron war eine schillernde und umstrittene Figur. Auch wenn man seine Ideen und Überlegungen nicht teilt, legte er seine Finger auf einen wunden Punkt des christlichen Glaubens:

Das Christentum kapriziert sich einseitig auf die hellen und weissen Seiten des Lebens und schliesst die dunklen aus, ja verteufelt sie im wahrsten Sinn des Wortes. Dabei würden Christen im Rahmen des Glaubens verdrängen, dass die Welt oft ein Ort des Grauens ist und wir Menschen manchmal bösartige und gewaltbereite Wesen sind.

Gegen solche Interpretationen wehren sich vor allem freikirchlich sozialisierte Christen. Für sie lauert die okkulte Gefahr in vielen weltlichen Aspekten. Sogar in der Musik: Heavy-Metal-Bands sind für sie ein Werkzeug des Satans. Wenn jeweils Alice Cooper ein Konzert in Zürich gab, demonstrierten fromme Christen vor dem Hallenstadion und zitierten Bibelverse.

epa03812402 US rock singer Alice Cooper performs at the 24th Wacken Open Air Festival, in Wacken, Germany, 03 August 2013. The heavy metal festival runs from 01 to 03 August. EPA/AXEL HEIMKEN
Wenn jeweils Alice Cooper ein Konzert in Zürich gab, demonstrierten fromme Christen vor dem Hallenstadion und zitierten Bibelverse.Bild: EPA

Bei manchen Gläubigen beginnt die okkulte Gefahr schon viel früher, nämlich bei der Rockmusik, die nichts mit Religion zu tun hat – weder musikalisch noch bei den Songtexten. So schreibt die christliche Plattform Das Wort der Wahrheit, dass Rock- und Popmusik auf «die Musik des Götzendienstes und der Dämonenanbetung verschiedener Heidenvölker, vor allem aus Schwarzafrika, zurückgeht». Diese Musik könne zur Ekstase führen und reize ihre Hörer dazu, «ihre Begierden zügellos auszuleben». Die Rock- und Popmusik habe wesentlich dazu beigetragen, die Rückführung des ehemals christlich geprägten Abendlandes in ein Neuheidentum voranzutreiben.

Dann folgt die Fundamentalkritik der Plattform. Mit listigen Kunstgriffen habe es der Satan geschafft, «die rebellische, zerstörerische, gesetzlose Musik der antichristlichen Jugendrevolte Schritt für Schritt in die Gemeinde Jesu Christi» einzuschleusen. Dabei sei doch jedem von neuem geborenen Christen glasklar, «dass diese zügellose, zur Befriedigung sündiger Begierden anstachelnde Musik niemals für heilige Zwecke, für die Verehrung Gottes und die Erbauung von Kindern Gottes» eingesetzt werden könne.

epaselect epa10698132 Axl Rose (L) and Slash (R) of US band Guns N' Roses perform during the closing night of Copenhell heavy metal festival in Copenhagen, Denmark, 17 June 2023 (issued 18 June 2 ...
Haben am Mittwoch in Bern eingeheizt: Axl Rose und Slash der Band Guns N' Roses. Auch sie machen laut fundamentalen Christen wohl «rebellische, zerstörerische, gesetzlose Musik der antichristlichen Jugendrevolte».Bild: keystone
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Die fromme Plattform führt für die Legitimation ihrer These von der gefährlichen Pop- und Rockmusik ein Bibelzitat heran:

«Denn es ist für uns genug, dass wir die vergangene Zeit des Lebens nach dem Willen der Heiden zugebracht haben, indem wir uns gehen liessen in Ausschweifungen, Begierden, Trunksucht, Belustigungen, Trinkgelagen und frevelhaftem Götzendienst.» (1 Pt. 4, 1–4)

Fazit: Es findet sich für jede Aussage in der Bibel ein Zitat, mit der die eigene Überzeugung untermauert werden kann. Egal, wie abstrus sie ist.

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603 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fretless Guy
08.07.2023 08:48registriert Juli 2018
Ich als Hobbymusiker nutze hier die Gelegenheit eines meiner Lieblingsbilder zu dem Thema zu posten. 😉
Wobei Kriege doch auch noch zum Geschäft des alten weissen privilegierten Mannes mit langem Bart gehören...
Bild
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Palpatine
08.07.2023 08:20registriert August 2018
Tja, ein Grund mehr, weshalb ich auf Heavy-Metal-Musik stehe! Dabei schnallen die frommen Christen oft gar nicht, dass dieses "Dämonische" der Bands nur ein Teil der Show ist.

Up the Irons! The Best of the Beast!
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Schlaf
08.07.2023 08:14registriert Oktober 2019
Für Christen sind doch die Menschen selber die dunkle Seite.
Kriegt man doch ständig gehört wie schlecht man ist und beichten muss man auch gehen, weil man ein Sünder ist.. Sünder hier🤘🏻
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