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Weshalb du, 40-jähriger Mann, Dave Chappelles neue Shows schauen musst

Dave Chappelle performs at Radio City Music Hall on Wednesday, June 18, 2014, in New York City. (Photo by Brad Barket /Invision/AP)
Nach 12 Jahren hat Chappelle endlich wieder ein «Special» veröffentlicht. Bild: Brad Barket/Invision/AP

Weshalb du, 40-jähriger Mann, Dave Chappelles neue Shows schauen musst

06.01.2018, 14:5606.01.2018, 15:26
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Gute Comedy ist zeitlos und komplett unabhängig von Geschlecht und Alter. Gute Comedy funktioniert immer und überall.

Nicht so bessere Comedy. 

Die besten Komiker sind immer die der eigenen Generation, des eigenen Geschlechts. Man könnte die Liste erweitern: mit demselben Beziehungsstand, derselben sexuellen Ausrichtung, derselben Gesellschaftsschicht, denselben Problemen.

Natürlich kann ich auch über George Carlin lachen, natürlich freue ich mich auch auf ein neues Programm von Amy Schumer. Auch ihnen gelingt es, mir den Spiegel vorzuhalten. 

Mir mit dem Spiegel die Fresse zu polieren, das gelingt allerdings nur den Leuten meiner Generation und meines Geschlechts: Louis C.K., Jim Jefferies, Bill Burr ... und eben Dave Chappelle. Letzterer hat soeben zwei «Specials» auf Netflix veröffentlicht.

Sie sind ein Segen.

Chappelles Themen sind hip: Trumpwahl, Gesellschaftswandel, #metoo.

Seine Sichtweise ist hingegen ... etwas weniger hip.

Der wahnsinnig harmlose Trailer zur zweitletzten Show:

Chappelle sieht sich mit einer Welt konfrontiert, die er zu verstehen versucht, dem dieses Vorhaben aber immer weniger gelingt. Akzeptanz und Verständnislosigkeit tanzen Tango. Chappelles Zerrissenheit ist deutlich spürbar – und als Mitt-40er weiss Mann genau, wie er sich fühlt.

Vor allem in seinem letzten und persönlichsten Stück «The Bird Relevation» zeigt Chappelle neben einem Pointen-Feuerwerk auch seine nachdenkliche Seite. Das schelmische Grinsen verschwindet und macht der vielbesungenen Komiker-Schwermut Platz. Wenn das gespielt ist, kriegt er dafür einen Oscar. Ah nein. Er ist ja dunkelhäutig.

Bei aller Nachdenklichkeit, der «beste Stand-Up-Comedian aller Zeiten» (Kevin Hart) teilt auch aus. Seine Kritik richtet sich an sich selbst – aber auch an Gesellschaftsgruppen, die momentan eigentlich unter Schutz stehen: Frauen, Transgender, Missbrauchsopfer (von Louis C.K.).

Chappelle über Trumps Wahl:

Dafür steckte er selbstverständlich Kritk ein. Er sei nicht mehr lustig. Seine Witze seien schlecht gealtert. Shitstormtrallala.

Komiker durchleben gerade eine schizophrene Phase. Einerseits sind sie so mächtig wie noch nie. Im Social-Media-Meer der tausend Meinungen sind sie Leuchttürme der Deutungshoheit und bestimmen das Narrativ.

Andererseits vollführen Komiker ihren Tanz auf dünnem Eis. Sie leiden besonders an der momentanen Empörungskultur. Das Minenfeld hat sich derart verdichtet, dass eine schadlose Überquerung nicht mehr möglich ist. Irgendjemand ist immer gekränkt. Und die, die am schnellsten beleidigt sind, haben in der Regel die grössten Social-Media-Atomknöpfe.

Deshalb zieht sich Chappelle nach eigenen Angaben nach diesen «Specials» (wieder) aus der Öffentlichkeit zurück. Er ertrage es nicht, wenn seine Witzchen andere Leute kränke.

«After this shit, it's time to make America wait again.»
Dave Chappelle spielt in «Equanimity» auf seine lange TV-Abwesenheit an.

Seinen Abgang hat er sich mit 60 Millionen (für die vier Netflix-Specials) vergolden lassen. In meinen 40-jährigen Augen hat er jeden Cent davon verdient. Denn Dave Chappelle macht keine gute Comedy, die immer und überall funktioniert. Dave Chappelle macht bessere.

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raembe
06.01.2018 15:46registriert April 2014
Insgesamt sind alle von Daves Netflix-Specials Weltklasse. Kann man nicht genug davon bekommen.
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Jekyll & Hyde
06.01.2018 16:12registriert Januar 2017
Hab mir gestern Abend die Specials angesehen. Absolut Top!

Chapelle gehört mit Bill Burr und Louis CK (ja den finde ich trotzdem gut, auch wenn ich es nicht gutheisse, was er getan hat!) Zu meinen Top 3 Stand Uper weltweit.

Deutsprachige Comedians sind da noch meilenweit entfernt, aber es gibt einige, die auf gutem Weg sind:

- Alain Frei (sogar ein Schweizer)
- Maxi Gstettenbauer
- Ingmar Stadelmann
- Beni Stark (Geheimtipp)
- Salim Samatou (seine "auch Ausländer sind Nazis"-Nummer ist zum Dahinknien.)

In dem Sinn:
More Laugh less war.
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Am 1. April muss man auf der Hut sein und darf nicht alles glauben, was man sieht und hört. Hier entlarvt watson die «lustigsten» Aprilscherze der Schweizer Medien und Firmen.

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