Es ist vollbracht. Ab der nächsten Saison glänzt von der Brust der Basler Spieler ein zweiter Stern. Als zweiter Klub nach den Grasshoppers verdient sich der FCB nach dem Gewinn des 20. Schweizer-Meister-Titels dieses Prestigesymbol. Eingeführt wurde dieses 1958 in Italien, als Juventus Turin zum zehnten Mal den «Scudetto» holte und bei der Liga den Antrag stellte, diese Leistung mit einem Symbol auf dem Trikot oder im Vereinswappen dokumentieren zu dürfen.
Es wurde der fünfzackige Stern geboren, und von den meisten Ligen übernommen. Die letzte GV des FCB beschloss indes, dass das offizielle Logo des Klubs keinen Stern mehr trägt; da es zeitlos bleiben soll. Wo der Stern aber in Verbindung mit dem sportlichen Erfolg steht, wie auf dem Trikot, wird er verwendet.
Noch fehlen dem FCB sieben Meistertitel, um Rekordmeister GC (27 Titel) einzuholen. Das klingt nach viel, doch ist seine Aufholjagd zuletzt so atemberaubend verlaufen, dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis Basel auch diesen Rekord besitzt. Noch vor acht Jahren lag Rot-Blau 15 Titel hinter den Grasshoppers.
Acht Mal Meister in Serie − auch dieses Glanzstück hat der FCB geschafft und ist damit in der Schweiz einsame Spitze. Vor den Young Boys, die zwischen 1957 und 1960 vier Mal Meister geworden waren. Möchte der FCB aber den europäischen Rekord angreifen, liegt noch Arbeit vor ihm. Der FC Skonto Riga ist von 1991 bis 2004 stolze 14 Mal in Folge lettischer Meister geworden. Mittlerweile ist er aber bankrottgegangen.
Der zweite Stern des FC Basel ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte eines Vereins, der im November des nächsten Jahres seinen 125. Geburtstag feiert. Der im Jahr 1893 mit einem Budget von 244.50 Franken begonnen hatte und vor gut zwei Monaten einen Umsatz von 132 Millionen Franken, einen Gewinn von 29 Millionen und ein Eigenkapital von 60 Millionen auswies.
Unter dem Eindruck der schwindelerregenden Erfolge mit zwölf Meistertiteln, sechs Cupsiegen sowie sieben Teilnahmen an der Champions League in den letzten 15 Jahren geht gerne vergessen, dass der FCB in seiner Historie auch immer mal wieder lange Durststrecken zu bewältigen hatte. So musste er nach der Gründung 40 Jahre auf den ersten Cupsieg und gar 60 auf den ersten Meistertitel warten.
Als der FC Basel 1965 einen neuen Trainer brauchte, schickte Präsident Lucien Schmidlin ein Telegramm nach Köln. Empfänger: Helmut Benthaus, der beim 1. FC Köln in der Bundesliga spielte und soeben das Trainerdiplom erworben hatte. Schmidlin schaffte es tatsächlich, den 29-Jährigen nach Basel zu lotsen. Wo er siebzehn Jahre lang blieb. Zuerst war Benthaus Spielertrainer, dann ausschliesslich Trainer.
Sieben Mal führte der Deutsche seine Mannschaft mit begnadeten und ehrgeizigen Spielern wie Karl Odermatt und Ottmar Hitzfeld zum Meistertitel, zwei Mal zum Cupsieg. Was für eine herausragende Bilanz, wenn man bedenkt, dass die Basler zuvor in 72 Jahren nur vier Trophäen (einmal Meister, dreimal Cupsieger) gewonnen hatten. Rückblickend lässt sich sagen, dass Benthaus den Fussball in Basel erstmals so richtig populär gemacht hatte. 1972 kamen zu einem Spiel gegen den FCZ 53 702 Zuschauer ins Joggeli.
1982 ging Benthaus dann in die Bundesliga, wo er dem VfB Stuttgart den ersten Meistertitel seit der Ligagründung bescherte. Nach drei Saisons kehrte er zum FC Basel zurück, doch Erfolge wollten sich nicht mehr einstellen. Ausser man betrachtet den 1987 knapp geschafften Ligaerhalt als solchen. Doch die fetten Jahre waren nicht nur vorbei, nein, der FCB schlitterte in eine Krise. Nach 42 Jahren Zugehörigkeit zur höchsten Spielklasse stieg er unter Trainer Urs Siegenthaler 1988 in die Nationalliga B ab.
Es wurden trostlose Jahre mit Spielen vor 2500 Zuschauern; es kamen Gegner wie Emmenbrücke, Malley, Glarus und Châtel-St-Denis ins riesige Joggeli. Dazu war die Lage finanziell arg angespannt. Mehrmals drohte der Konkurs. Die Solidarität der Stadt und der Region mit dem darbenden Klub war dünn. Sechs Jahre kickte der FCB in der Zweitklassigkeit. Highlights wie ein Spiel gegen den FCZ vor 40 000 Zuschauern waren rar.
Nachdem das 100-Jahr-Jubiläum 1993 als NLB-Klub begangen worden war, gelang 1994 unter Trainer Didi Andrey die Rückkehr ins Oberhaus. 20 000 Anhänger feierten den Aufstieg und die Mannschaft auf dem Barfüsserplatz, nachdem diese unmittelbar nach dem 1:1 in Carouge in einer gesponserten Crossair-Maschine nach Basel geflogen war. Wegweisendes sollte sich dann 1996 mit der Wahl von René C. Jäggi zum neuen FCB-Präsidenten ereignen.
Dieser stellte einen Fünfjahresplan auf, an dessen Ende die erstmalige Qualifikation für die Champions League stand. Noch wichtiger aber war kurz vor Weihnachten 1998 der Spatenstich für das neue Stadion St. Jakob-Park auf dem Gelände des Joggeli. Ein knappes Jahr später landete René C. Jäggi dann einen veritablen Coup, als es ihm gelang, Gigi Oeri, die Milliardärsgattin und Miterbin des Basler Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, in den Vorstand zu holen.
Aber René C. Jäggi brachte nicht nur Oeri zum FC Basel, sondern mit Christian Gross auch die entscheidende sportliche Kompetenz. Ein grosser Meilenstein in der FCB-Historie war 2001 die Eröffnung des neuen Stadions. 33 433 Fans sahen ein 0:0 gegen Lausanne-Sports. Während später andere Vereine wie Servette mit einem neuen Stadion nichts anzufangen wussten, wurde der St. Jakob-Park für den FCB zum Glücksfall.
Schon im Frühjahr 2002 feierte der FCB das Double. 22 Jahre nach dem letzten Meistertitel, gar 27 Jahre nach dem letzten Cupsieg. Mit einem Jahr Verzögerung ging auch Jäggis Fünfjahresplan auf: 2002 debütierte der FCB gegen Spartak Moskau in der Champions League. Es sollten viele magische Nächte folgen bis hin zu den gefeierten Heimsiegen über Manchester United und Bayern München. Unter Murat Yakin gelang 2013 in der Europa League der Halbfinaleinzug; dort war Chelsea Endstation.
Einschneidendes hatte sich indes sieben Jahre zuvor zugetragen. Am 13. Mai 2006 schnappte der FC Zürich in der 93. Minute mit Iulian Filipescus Siegtor zum 2:1 dem FCB den sicher geglaubten Titel weg. Was danach folgte, waren die schlimmsten Krawalle, die es je in einem Schweizer Fussballstadion gegeben hatte mit 100 Verletzten und hohem Sachschaden.
Basler «Fans» hatten den Rasen gestürmt und waren auf Zürcher Spieler losgegangen. Gigi Oeri war wenige Tage zuvor Präsidentin des FCB geworden, die erste Frau an der Spitze eines Super-League-Vereins. Federführend bei der Aufarbeitung der Ereignisse im St. Jakob-Park war indes Bernhard Heusler, der erstmals so richtig ins Blickfeld der breiten Öffentlichkeit rückte. Er erwies sich als feinfühliger Moderator in einem breiten Spannungsfeld. Eingeschlagen wurde dann der «Basler Weg» mit dem Dialog zwischen der Ultra-Szene,den Behörden und dem Klub.
Heusler wurde zum starken Mann im operativen Bereich und baute die Strukturen mit Weitsicht aus. 2009 musste der am Ende glücklose Erfolgstrainer Christian Gross gehen. 2012 übernahm Heusler die Aktienmehrheit und wurde Präsident. Oeri sorgte zum Abschied mit dem Bau des formidablen Campus dafür, dass der FCB-Nachwuchs unter besten Bedingungen ausgebildet wird. Heusler indes schrieb zusammen mit Sportchef Georg Heitz weiter an der grandios gewordenen Erfolgsgeschichte des FCB.
Dieser knackte 2014 die 100-Millionen-Umsatzgrenze. Heusler und Heitz gehen in die FCB-Geschichte ein als Vorzeigefunktionäre, unter denen der Klub immer Meister geworden ist. Möglicherweise krönen sie am 25. Mai im Cupfinal gegen Sion ihre im Sommer zu Ende gehende Ära mit dem dritten Double. Der neue Präsident Bernhard Burgener und der neue Sportchef Marco Streller treten in grosse Fussstapfen.