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Da die Athleten der 31-köpfigen nordkoreanischen Delegation in Rio ihre Kommunikation aufs Nötigste minimieren (müssen), sind es die Bilder, die mehr erzählen als tausend Worte: Da ist zum Beispiel der Gewichtheber Om Yun Chol, der – mit seiner Silbermedaille um den Hals – gequält lächelnd vom Siegerpodest winkt. Oder der Turner Ri Se-Gwang, der nach dem Gewinn der Goldmedaille im Sprung kaum Emotionen zeigt.
Die Bilder der erfolgreichen, nordkoreanischen Sportler gleichen sich: versteinerte Mienen, keine grossen Gefühlsregungen, höchstens der Anflug eines Lächelns. Als Beobachter spürt man förmlich, dass diese Athleten unter einem enormen Druck stehen und standen. Die Aussage des Turners Se-Gwang an der Siegerpressekonferenz lässt erahnen, woher der Wind weht: «Ich bin voller Freude, weil ich unserem Führer ein Gefühl des Sieges vermitteln konnte.» Der Führer – das ist Diktator Kim Jong Un, der sein Land und sein Volk total von der Aussenwelt abschottet.
Un schickte die nordkoreanische Delegation nach Rio mit der Aufgabe, fünf Goldmedaillen mit nach Hause zu bringen – eine mehr als vor vier Jahren in London. Die Messlatte der Sportler aus einem Land, welches in vollkommener Isolation existiert, wurde vom «Führer» also noch mal nach oben gesetzt. Der Druck noch mal verstärkt. Denn die Olympioniken sind vor allem ein Vehikel dafür, dem unterdrückten Volk die Kraft und Herrlichkeit des eigenen Landes vorzugaukeln.
Auch deshalb ist es wenig erstaunlich, dass der Gewichtheber Chol, der seinen Titel von London nicht verteidigen konnte, untröstlich war nach seiner «Niederlage» und sich entschuldigte für sein Versagen. «Ich bin kein Held in unserem Land, weil ich nicht die Goldmedaille gewonnen habe», sagte er an der Pressekonferenz. Das Gefühl, sein Land und vor allem Kim Jong Un enttäuscht zu haben, überschattete alles. Es passte, dass selbst die nordkoreanischen Offiziellen verzichteten, der Siegerehrung beizuwohnen.
Einen schon fast unglaublichen Kontrastpunkt setzte die Kunstturnerin Hong Un Jong, die mit ihrem spontanen Selfie mit ihrer südkoreanischen Konkurrentin Lee Eun-ju weltweit für Schlagzeilen sorgte. Zwei Athleten aus zwei sich auf politischem Parkett spinnefeind gesinnten Nationen auf demselben Bild – unglaublich!
Das Handy zücken musste allerdings die 17-jährige Südkoreanerin. Denn die Smartphones, die der Olympia-Hauptsponsor an alle teilnehmenden Sportler verteilte, mussten die Mitglieder der nordkoreanischen Delegation sofort wieder abgeben. Auch hier gilt die Maxime: so wenig Kontakt wie nötig zur Aussenwelt. Gespräche mit anderen Sportlern sind verboten, Ausflüge nach Rio sowieso. Nicht, dass plötzlich noch einer auf die Idee kommt, das Kim Jong Un doch nicht so herrlich ist.