Der Stromausfall vom Samstag dürfte nebst der drohenden Forfait-Niederlage noch weitere Konsequenzen für den FCB haben. Denn aus weiterhin ungeklärten Gründen sind nicht nur die Scheinwerfer ausgefallen, sondern auch die Lautsprecheranlage. Und diesbezüglich ist das UEFA-Infrastruktur-Reglement klipp und klar: «Die Lautsprecheranlage muss [...] im Falle eines Ausfalls der Hauptstromversorgung funktionsfähig bleiben», steht im Artikel 19. Dies war am Samstag nicht der Fall, der Stadionspeaker musste die Zuschauer per Megafon über die Spielabsage informieren.
Stadionspeaker @bensch_bs verkündet absage. #rotblaulive pic.twitter.com/MlktQ0p0X2
— Thomas Gander (@tomgander) March 3, 2018
Ob dieser Verstoss Auswirkungen auf die Einstufung des St. Jakobparks als 4-Sterne-Stadion hat oder ob mit Sanktionen zu rechnen ist, beantwortete die UEFA gestern nicht. Und auch die Fussballliga schweigt. Mediensprecher Philippe Guggisberg sagt lediglich: «Der FC Basel hat uns ein Sicherheitskonzept eingereicht. Da stehen hochsensible Daten drin, deshalb kann ich nicht daraus zitieren.» Ob sich die Liga auf das UEFA-Reglement bezieht, sagte Guggisberg nicht.
Allgemein scheint es, als hätte der FCB der halben Stadt einen Maulkorb verordnet: Ob öffentlich mit Namen oder als anonymer Informant, zum Stromausfall äussert sich niemand. Der Leiter des Shopping-Centers St. Jakob-Park, Daniel Zimmermann, beantwortete zwar einzelne Fragen, zog aber sämtliche Aussagen später wieder zurück: Ob es im Center gebrannt habe, ob der Strom auch in den Läden ausgefallen und ob es dabei zu Schäden, etwa aufgetauten Fischstäbli, gekommen sei. All diese Fragen seien vom FCB zu beantworten, schrieb Zimmermann.
Ähnlich bei den IWB: Die einzige Aussage, die Sprecher Erik Rummer zu entlocken war, lautet: «Im IWB-Netz gab es am Samstagabend keine Störung beim Stadion.» Zu sämtlichen Infrastruktur-Details verweist Rummer auf den Eigentümer des Gebäudes, da es sich um eine Frage der Gebäudeinstallation handle. Selbst das Bau- und Gastgewerbeinspektorats des Kantons Basel-Stadt verweist auf die FCB-Medienstelle. Dabei lautete die Frage: «Gab es beim Bau oder Umbau des Stadions St. Jakob-Park vor dem Erteilen der Baubewilligung eine Kontrolle der Notfallpläne durch den Kanton und wenn ja: Wurde die Thematik einer Evakuierung bei gleichzeitigem Stromausfall berücksichtigt?»
Und was sagt der FCB zu all dem? Nichts. Zumindest noch nichts. Sprecherin Andrea Roth verweist auf die bereits am Samstag veröffentlichte Mitteilung, dass der Club erst informiere, wenn die Untersuchungen abgeschlossen seien. Allerdings dürfe man schreiben, dass das Shopping-Center wieder normal geöffnet sei und auch die Tiefkühlprodukte keinen Schaden genommen hätten. Fragen der bz zur Strom-Infrastruktur und deren Absicherung werden nicht beantwortet.
Im Archiv des Stromkonzerns Alpiq befindet sich eine Fallstudie zur Absicherung der Stadioninfrastruktur während der Euro 08. Diese zeigt, mit wie viel Zusatzaufwand das 2001 errichtete Stadion damals betriebsbereit gemacht werden musste. Alpiq schrieb: «Während der Euro 08 wurde der St.-Jakob-Park nicht über das herkömmliche Stromnetz gespiesen, sondern funktionierte als Inselbetrieb. Ein Dieselaggregat mit 600 Kilovoltampere Leistung stellte während sämtlicher Euro 08-Spiele in Basel die Energiezufuhr im und um das Stadion sicher. Für den Notfall stand ein zweites Notstromaggregat zur Verfügung und garantierte die lückenlose Energiezufuhr.»
Die einzige auskunftsfreudige Person gestern war Olivia Willi von der Teleclub-Pressestelle. Sie überbrachte eine frohe Kunde an all jene TV-Zuschauer, die sich den Klassiker als Einzelspiel für fünf Franken gekauft hatten. «Wir werden den betroffenen Kunden das Geld selbstverständlich zurückerstatten», schreibt Willi. Und fügt an, dass Teleclub auch ohne Spielübertragung 90 Minuten live aus dem St. Jakob-Park gesendet und die Zuschauer Expertengesprächen und neuesten Informationen zur Super League versorgt habe.