Seit Stacy Roest und vor ihm Harry Rogenmoser hat kein Spieler die sportliche Klubkultur so geprägt wie Roman Cervenka in den letzten fünf Jahren. Er war: Aushängeschild, Liga-Topskorer, Lichtgestalt, Leitwolf, Hauptdarsteller, Quelle der spielerischen Inspiration, Messias und zuletzt auch Captain. Im rüstigen Hockey-Alter von 38 hat sich der Weltmeister im Sommer aus einem laufenden Vertrag heraus nach Hause verabschiedet. Mit seinem neuen Arbeitgeber Dynamo Pardubice wird er im Dezember den Spengler-Cup beehren.
Roman Cervenka war und ist nicht zu ersetzen und es wäre eine Torheit, zu versuchen, ihn mit einem typähnlichen Spieler zu ersetzen. Es gibt den nächsten Roman Cervenka nicht. Es trifft sich ganz gut, dass die Lakers ohnehin im Begriff waren, sich eine neue Identität zu schaffen. Erstmals seit 1991/92 werden sie ohne einen nordamerikanischen Ausländer in eine Saison starten. Damals hiess das Söldnerduo in der NLB Ilya Byakin / Alexander Kozhewnikow. Der Kanadier José Charbonneau stiess erst während der Saison zum Team.
Seither haben viele Nordamerikaner schöne Erinnerungen hinterlassen: Mike Richard (der Vater von Servettes Tanner Richard), Stacy Roest, Jason Spezza, Doug Gilmour, Dale McTavish, Derrick Walser. Es ist eine unvollständige Liste. Unter dem schwedischen Taktiker Stefan Hedlund und seinem neuen schwedischen Taktik-Helfer Johan Lundskog sollen nun fünf Schweden und ein Däne die Lakers zum Glück führen: mindestens ins Play-in. Es wäre vermessen, von dieser Mannschaft, vom nordischen Experiment mehr zu erwarten.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Benotung: 1 bis 10.
Stefan Hedlund, seit 2021 aus den Miserablen die Respektablen gemacht und von Rang 10 zweimal unter die ersten 4 geführt. Den Absturz letzte Saison auf Platz 12 hat er nicht verhindern können. Aber es war richtig, an ihm festzuhalten. So schnelllebig der Profisport auch sein mag: Es ist gut, wenn eine Klubführung nicht gleich beim ersten Gegenwind einknickt und den Trainer feuert. Eine Entlassung hätte sowieso wenig gebracht und viel gekostet: Stefan Hedlund hat einen Vertrag bis 2026. Es spricht für ihn, dass er auf eigentlich jedes Thema – egal ob Verletzungen, CHL-Stress oder überzogene Erwartungshaltung – die gleiche Antwort gibt: «Das kann keine Ausrede sein, ich muss einfach einen besseren Job machen.»
Jetzt liegt es an ihm, Lösungen zu finden. Mit dem als Cheftrainer in Bern und Mannheim hoffnungslos überforderten Johan Lundskog bekommt er den idealen neuen Assistenten: Der fachlich hochqualifizierte, taktische Bürokrat ohne Charisma und natürliche Autorität ist inzwischen ohne jede Ambition, noch einmal Chef zu werden. Er wird Stefan Hedlund helfen und nicht an seinem Stuhl sägen.
Ivars Punnenovs ist mit grossem Abstand die talentierteste Nummer 2 seit dem Wiederaufstieg von 2018. Aber das ändert nichts daran, dass das Glück der Lakers von Melvin Nyffeler abhängig ist. Er ist der wichtigste Einzelspieler der letzten achteinhalb Jahre, der Held bei allen magischen Momenten (Aufstieg, Cupsieg) und ohne ihn wäre der Wandel von den Miserablen zu den Respektablen nicht möglich gewesen.
Eine Nummer 2, die ihn spürbar entlasten könnte, hatte er noch nie und in 6 seiner 7 Jahre bei den Lakers musste er mindestens 40 Partien bestreiten. Nun haben die Lakers erstmals vom ersten Spiel der Saison an zwei Torhüter, die an einem guten Abend einen Sieg stehlen können. Das müsste eigentlich Melvin Nyffeler noch besser machen.
Eine der Ursachen des Absturzes von Rang 3 auf Platz 12 ist der Zerfall der defensiven Stabilität und ein Anschwellen der Anzahl Minustore von 133 auf 151. Bleiben Jacob Larsson und Emil Djuse gesund, wird die Defensive nicht mehr das Problem dieser Mannschaft sein. Bei den Schweizern gibt es mit Fabian Maier und Igor Jelovac sichere defensive Werte mit reichlich Wasserverdrängung.
Aber der kluge Plan, mit den im Sommer 2021 eingekauften Juniorennationalspielern David Aebischer, Nathan Vouardoux und Inaki Baragano in den nächsten zehn Jahren alle defensiven Probleme zu lösen, hat sich zerschlagen: David Aebischer verteidigt künftig in Lugano, Nathan Vouardoux in Lausanne und für Inaki Baragano folgt eine schwierige Phase der Bewährung. Mit Mika Henauer kommt ein junger Verteidiger, der nach zwei verlorenen Jahren nun bei den Lakers die Neuentdeckung der Saison werden kann. Aber was fehlt, ist ein Powerplay-General vom Format von Maxim Noreau.
Nur noch 126 Treffer – ein schon fast beispielloser Rückgang von 57 Toren im Vergleich zum Vorjahr. Niemand hatte erwartet, dass die Lakers sich die offensive Leichtigkeit der Saison 2022/23 würden bewahren können. Aber der Rückgang hat alle Befürchtungen übertroffen und zeigt auf dramatische Art und Weise auf, wie sehr die offensive Feuerkraft auch bei den Lakers vom ausländischen Personal abhängt.
Zum 3. Platz in der Saison 2022/23 steuerten sie 51 Tore und 148 Punkte bei. 2023/24 waren es gerade noch 32 Tore und 99 Punkte. Die helvetischen Stürmer waren nicht in der Lage, diesen Rückgang aufzufangen, und werden es auch in der neuen Saison nicht sein. Die Ausländer werden nun auch nach der Heimkehr von Roman Cervenka in die Heimat produktiver sein: Die beiden neuen ausländischen Stürmer Malte Strömwall und Pontus Aberg müssten eigentlich dazu in der Lage sein, das letztjährige Total der Ausländertore markant zu übertreffen.
Das Management hat in der sportlichen Krisen-Saison Format und Kompetenz bewiesen und ist nie blindem Aktionismus verfallen. Sportchef Janick Steinmann hat den Trainer im Amt gehalten und keine sportlichen Schuldzuweisungen inszeniert. Ruhe in der Krise zu bewahren, gehört zu den höchsten Qualitäten eines Sportmanagements.
Trotz einer in jeder Beziehung kompetenten Führung gelingt es einfach nicht, über eine Arena-Auslastung von mehr als 82 Prozent hinauszukommen. Das Zuschauerproblem ist nicht hausgemacht. Es ist fast unmöglich, in einem Randgebiet des Kantons St.Gallen und im Hockey-Windschatten von Zug, den ZSC Lions und Kloten eine breitere Fanbasis aufzubauen.
Eine Saisonvorschau von Eismeister Zaugg mit Rang-Prognosen zu allen Teams folgt kurz vor dem Saisonstart.
Idee, Konzept und Inhalt: Klaus Zaugg. | Redaktionelle Betreuung: Adrian Bürgler, Olivier Meier. | Technische Umsetzung: Nicole Christen, Carlo Natter, Philipp Reich, Jelle Schutter. | Spielerportraits: nationalleague.ch.
Die ganzen 10/10 Managements müssten sich ja auf dem Feld bewähren oder doch nicht ...