Aus sportlicher Sicht verlaufen die Olympischen Spiele von Tokio 2020 für die Schweiz äusserst erfreulich. Es ist noch nicht einmal Halbzeit und bereits steht nach dem Finaleinzug von Belinda Bencic fest, dass die Schweizer Delegation mindestens sieben Medaillen aus Japan mit nach Hause nehmen wird. Die Ostschweizer Tennisspielerin spielt am Samstag um Gold.
«7 plus» lautete das Schweizer Medaillen-Ziel, das Ralph Stöckli ausgerufen hatte. Der Missionschef in Tokio durfte beim SRF entsprechend zufrieden eine Zwischenbilanz ziehen, dies noch ehe Bencics Einzel-Medaille sicher war.
«Ziele kann man nicht mehr korrigieren», sagte er zur Hoffnung auf «7 plus». Umso schöner sei es, wenn die Ziele übertroffen würden. «Aber wir müssen demütig bleiben», wand Stöckli ein, «wir haben auch bei vielen Einsätzen gesehen, wie schwierig es ist, in einem starken Feld eine Medaille zu gewinnen.» Als Beispiel nannte er den Thurgauer Stefan Küng, der im Zeitfahren als Vierter nur um die Winzigkeit von 0,4 Sekunden eine Medaille verpasste.
Der frühere Spitzen-Curler – Stöckli gewann 2010 Olympia-Bronze in Vancouver – musste sich im Land der aufgehenden Sonne auch mit unschönen Themen herumschlagen. Die beiden Leichtathleten Kariem Hussein und Alex Wilson wurden kurz vor beziehungsweise während den Spielen wegen Dopingmissbrauchs gesperrt.
«Zwei Fälle sind zwei Fälle zu viel», machte Stöckli unmissverständlich klar. Man bedaure die Vorfälle sehr, auch deshalb, weil man seitens Swiss Olympic sehr viel in die Dopingprävention investiere.
Das Thema sei sehr belastend, gab Stöckli zu. «Wir haben versucht, das so gut es geht von den anderen Athleten fern zu halten. Denn sie haben es alle verdient, die olympische Bühne zu nutzen, dass sie für ihre Leistungen Aufmerksamkeit erhalten. Ich hoffe, das ist uns relativ gut gelungen.»
Der Chef de Mission sagte weiter, sein Blick sei nun aber wieder nach vorne gerichtet. «Der Fall Wilson ist für uns erledigt, es kümmern sich nun andere darum.» Der Auftrag der Delegationsleitung sei es, in Tokio für bestmögliche Rahmenbedingungen für die Schweizer Athletinnen und Athleten zu sorgen, deren Wettkämpfe noch bevorstehen.
«Bis jetzt ist uns das sehr gut gelungen», durfte Stöckli zufrieden festhalten. «Es wird einem bei Olympia nichts geschenkt, es bleibt hart. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir noch einige schöne Momente erleben dürfen.» (ram)