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«Unser Hockey» heisst konkret: Der Verband Swiss Ice Hockey (SIHF) kassiert ab 2017 fünf Jahre lang jährlich 35,4 Millionen Franken aus den TV-Rechten. Dazu werden pro Jahr noch rund 6 Millionen Franken aus der zentralen Vermarktung kommen (siehe Info-Box). Also sind rund 40 Millionen Franken zu verteilen. Das Geld wird an Swiss Ice Hockey überwiesen und dort an die einzelnen Abteilungen verteilt.
Unter dem SIHF-Dach sind die NLA, die NLB, das Amateurhockey und die Nationalmannschaften sowie die zentrale Verwaltung unter Verbandsgeneral Florian Kohler vereint. Das Geld wird nun so verteilt wie beim weltberühmten «Chästeilet» im Justistal: Die Bauern, die ihre Kühe im Justistal gesömmert haben, teilen den im Sommer produzierten Käse im Verhältnis zur Milchleistung der Kühe. Für eine anteilsmässige Aufteilung müssen sie sich selber einigen.
Genauso ist es im Eishockey. Die verschiedenen Abteilungen müssen nun unter sich das Geld aufteilen, das sie mit ihrem Produkt auf dem TV-Markt erwirtschaftet haben. Dabei dient als Berechnungsgrundlage nicht die Milchleistung, sondern der Wert der einzelnen Abteilungen für diesen neuen TV-Vertrag.
Das Filetstück ist logischerweise die NLA. Ohne deren Spiele wäre der TV-Vertrag wertlos. Also will die Nationalliga auch den grössten Teil des Geldes. Die Nationalmannschaft hat ihren Wert ein wenig gesteigert, weil neu alle Heimspiele vom Schweizer Fernsehen übertragen werden. Auch die NLB hat nun einen gewissen Wert, weil der neue Rechteinhaber UPC auch regelmässig in seinen regionalen Kabelnetzen die Spiele der regionalen NLB-Teams übertragen wird.
SIHF-Geschäftsführer Florian Kohler sagt, er werde in den nächsten Wochen einen Verteilungsvorschlag aufgrund der Wünsche und Bedürfnisse ausarbeiten und bei den verschiedenen Abteilungen (Liga, Amateurhockey, Nationalmannschaften) in die Vernehmlassung geben.
Kohler sagt, dass der Wert der NLA unbestritten sei. «Aber wenn wir den sportlichen Rückstand auf die Grossen verringern wollen, dann müssen wir in die Ausbildung investieren» betont er auch. «Wir haben jetzt eine einmalige Chance, in diesem Bereich mehr zu tun.» Kohlers Ziel ist es, mehr Geld für Ausbildungsprojekte des Verbandes und für die Junioren-Nationalmannschaften zur Verfügung zu haben.
Damit hat Kohler zweifelsfrei recht. Aber die Klubgeneräle sind halt anderer Meinung. Sie beanspruchen weiterhin den Löwenanteil für sich. Sie haben ein latentes Misstrauen gegen die Verbandsadministration. ZSC-General Peter Zahner sagt es so: «Wenn der Verband mehr Geld will, dann nur für Projekte, die Sinn machen.» Mehr Geld für die Verbandsbürokratie soll es nicht geben.
Entscheidend ist nun, wer bei diesem «Chästeilet» das letzte Wort hat. Es ist der sechsköpfige Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey. Dieser kann theoretisch Florian Kohlers Geld-Verteilungsplan auch gegen den Willen der Klubs absegnen. «Wenn das passieren sollte, dann wird der Verwaltungsrat abgewählt», droht jedoch einer der mächtigen Klubpräsidenten. Diese Gefahr scheint ohnehin klein: Die Nationalliga stellt drei von sechs Verwaltungsräten und einer davon, Marc Furrer, ist auch Präsident. Die Klubs haben dadurch die Mehrheit, weil der Präsident bei Stimmengleichheit den Stichentscheid hat.
Die Gefahr, dass sich die Klubs tatsächlich auf Kosten nachhaltiger Investitionen in zentrale Ausbildungs- und Nationalmannschaftsprogramme den grössten Teil des Geldes sichern, ist erheblich. Ihr Ziel ist eine Erhöhung der bisherigen jährlichen Zuschüsse von etwas mehr als 700'000 Franken pro NLA-Klub und Saison auf über zwei Millionen. Bei der NLB, die eine grössere TV-Präsenz erhalten wird, sollen die Zuschüsse von jetzt weniger als 100'000 Franken pro Jahr und Klub auf rund 300'000 Franken erhöht werden. Erstmals soll es mit dem neuen Vertrag auch Geld für die Klubs der 1. Liga geben.
Die Erfahrung lehrt: Wenn die Klubs mehr Geld erhalten, geben sie dieses Geld für die Löhne aus. Mehr Geld für unser Hockey bedeutet primär höhere Löhne für unsere Spieler. Es ist nun die «heilige Mission» von Verbands-CEO Kohler, dafür zu sorgen, dass mehr Geld in die Ausbildung und damit in die Qualitätsverbesserung unseres Hockeys als in die Klubkassen fliesst.
Kohler strebt einen definitiven Verteilschlüssel noch vor dem Saisonstart an. Wohlwissend, dass es im Sommer viel einfacher ist, eine Lösung zu erzielen, wenn nicht Niederlagen immer wieder die Laune von Sportchefs und Präsidenten verderben.
Die TPC Switzerland AG ist verantwortlich für Produktion und Technik von Fernsehen, Radio und Multimedia für SRF (Schweizer Radio und Fernsehen). Bisher hat TPC für Swisscom/Teleclub die Eishockey-Partien produziert. Dieser Grossauftrag (Volumen rund 3 Mio. Fr. pro Saison) ist in Gefahr: Schlauerweise hat Swiss Ice Hockey im Verkauf der medialen Rechte einen Fixbetrag für die TV-Produktion eingerechnet und vergibt den Produktionsauftrag selber. Gelingt es dem Verband, den Produktionsauftrag günstiger hereinzuholen als die Fixsumme, die er dafür vom neuen Rechtehalter UPC erhält, verdient er noch einmal Geld.
Da CEO Kohler früher bei der SRG arbeitete, kennt er die TPC-Zahlen ganz genau. Der Druck auf die TPC ist erheblich: Geht der Auftrag an einen ausländischen Konkurrenten verloren, dann gerät die SRG-Tochterfirma in Not und es droht ein Stellenabbau.