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Curaçao, Haiti und Jordanien: 5 überraschende Länder an der WM 2026

Fans celebrate Haiti's qualification for the 2026 FIFA World Cup after a soccer match against Nicaragua, in Port-au-Prince, Haiti, Tuesday, Nov. 18, 2025. (AP Photo/Odelyn Joseph)
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Fans in Haiti feiern die definitive WM-Qualifikation.Bild: keystone

Diese 5 Länder sorgen an der WM für besondere Farbtupfer

Die Schweiz fährt an die WM in den USA, Kanada und Mexiko und sie ist (natürlich) nicht allein. 47 andere Teams sind im nächsten Sommer ebenfalls dabei und fünf davon sind Fussball-Exoten mit besonderen Geschichten.
19.11.2025, 16:3719.11.2025, 17:00

Die Fussball-WM 2026 wird erstmals mit 48 statt wie bislang 32 Teams stattfinden. Die Idee von FIFA-Präsident Gianni Infantino hat nicht überall Anklang gefunden. Das Niveau der WM werde verwässert, der sonst schon gedrängte Kalender aufgrund der längeren Turnierdauer noch dichter. Doch eines ist jetzt schon klar: Die vergrösserte WM bietet Nationalmannschaften eine Bühne, die ansonsten im Weltfussball kaum Aufmerksamkeit finden.

Curaçao 🇨🇼

Nummer 82 der Weltrangliste

In der Nacht auf Mittwoch hat Curaçao die Sensation geschafft. Ein torloses Unentschieden im letzten Qualifikationsspiel gegen Jamaika reichte der Mannschaft von der kleinen Karibik-Insel, um sich erstmals für eine WM zu qualifizieren. Damit wird Curaçao das kleinste Land sein, das jemals an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hat, und das doppelt so grosse Island als bisherigen Rekordhalter in dieser Sparte ablösen.

Mit rund 156'000 Einwohnern ist die Insel des niederländischen Königreichs etwas kleiner als die Stadt Basel. Die Fläche von 444 Quadratkilometern ist wiederum etwas kleiner als der Kanton Obwalden. Umso bemerkenswerter ist die WM-Qualifikation, da das Nationalteam nach der Auflösung der Niederländischen Antillen erst 2011 eigenständig wurde. Nur sechs Jahre später gewann die Mannschaft mit dem Karibik Cup aber bereits seinen ersten Titel.

Und nun also die WM-Qualifikation. Als Teil des niederländischen Königreichs ist das seit 2010 fussballerisch unabhängige Curaçao bei der Trainerauswahl etwas im Vorteil. Auf Guus Hiddink und Patrick Kluivert folgte 2024 mit Dick Advocaat ein weiterer Startrainer aus Holland. Der 78-Jährige hievte das Team mit dem FCZ-Spieler Livano Comenencia auf ein neues Level und wird im kommenden Sommer seine dritte Weltmeisterschaft als Chefcoach nach jenen mit der Niederlande (1994) und Südkorea (2006) bestreiten.

Aus familiären Gründen war Advocaat in diesen Tagen in den Niederlanden und verpasste dadurch die ersten Feierlichkeiten auf der Insel. Die Basis dazu hatte er mit seinem Team zuvor gelegt, wie er «Voetbal International» erzählt: «Es ist echt sehr besonders, das mitzumachen und zu sehen, was wir mit Fussball auf dieser Insel alles ausgelöst haben. Als wir begonnen haben, waren 100 Leute im Stadion. Jetzt kommen immer 10'000.»

Ehrlicherweise muss man sagen, dass nur ein Spieler des Teams auf Curaçao geboren wurde. Die anderen Akteure stammen allesamt aus der Niederlande, haben aber Wurzeln auf der Karibik-Insel. Das hat den Vorteil, dass alle Spieler Advocaats niederländische Fussball-Idee aus den Nachwuchs-Akademien schon bestens kennen. Es ist ein wenig das Geheimrezept von Curaçao. «Wir müssen nur kurz miteinander trainieren, um zu verstehen, was der andere will», erklärt Mittelfeldspieler Juninho Bacuna.

Haiti

Nummer 88 der Weltrangliste

Keine Premiere, sondern ein Comeback: Haiti ist zum ersten Mal seit 1974 in Deutschland wieder an einer WM dabei. Dank des 2:0-Sieges gegen Nicaragua konnten die Haitianer Honduras, das gleichzeitig bei Costa Rica nicht gewann, auf Distanz halten und sich für die WM in den USA, Kanada und Mexiko qualifizieren.

Auch eine Verbindung zu Curaçao besteht, allerdings aus traurigem Grund. Das Land Haiti versinkt seit Jahren im Chaos und wird von kriminellen Banden geprägt. Der internationale Flughafen in der Hauptstadt Port-au-Prince musste vor einem Jahr bis auf Weiteres geschlossen werden, weil immer wieder Passagiermaschinen beschossen wurden. Der haitianische Fussballverband hat die Kontrolle über das Stade Sylvio Cator verloren, den einzigen von der FIFA genehmigten Austragungsort im Land. Deshalb ist seit vier Jahren Curaçao, mehr als 800 Kilometer von Haiti entfernt, zur neuen Heimat von Haitis Nationalteam geworden.

So hat auch der aktuelle Haiti-Nationaltrainer Sébastien Migné noch nie einen Fuss in das Land gesetzt. «Das ist unmöglich, weil es zu gefährlich ist», sagt der 52-jährige Franzose. Der Fussballverband habe ihm jeweils Informationen über lokale Spieler telefonisch übermittelt und anhand derer habe er die Mannschaft zusammengestellt. Mittlerweile besteht das Team mehrheitlich aus Spielern, die in Europa engagiert ist. Aushängeschild ist Mittelfeldspieler Jean-Ricner Bellegarde, der bei Wolverhampton unter Vertrag steht. Bis zur WM soll auch noch der in Frankreich geborene Sunderland-Stürmer Wilson Isidor davon überzeugt werden, für Haiti aufzulaufen.

Bei der WM-Premiere 1974 reiste Haiti ohne Punkte und mit 2:14 Toren wieder nach Hause. Vielleicht gelingt es ja, mit einer erfolgreicheren Vorstellung im nächsten Sommer, das zerrüttete Land wieder etwas zu vereinen.

Kap Verde

Nummer 71 der Weltrangliste

Bereits seit Mitte Oktober hat Kap Verde die Qualifikation für den grössten Sportevent der Welt geschafft. Dabei liessen die «Tubarões Azuis», die Blauhaie, auch den fünffachen Afrikameister Kamerun hinter sich.

Bloss etwas mehr als 500'000 Menschen leben auf dem Insel-Verbund vor der Westküste Afrikas. Nur die Seychellen sowie São Tomé und Príncipe, ebenfalls Inselstaaten, haben auf dem 54 Länder umfassenden afrikanischen Kontinent noch weniger Einwohner als Kap Verde. Entsprechend gross war die Euphorie im Land. Am Tag des letzten Qualifikationsspiel gegen Eswatini (3:0) rief Präsident José Maria Neves einen besonderen Tag aus und beorderte, dass der Arbeitstag nur bis 12 Uhr Mittags dauerte, damit alle dem drei Stunden später beginnenden Spiel beiwohnen konnten.

Wie bei anderen Fussball-Exoten sind auch bei Kap Verde mehrheitlich Spieler im Kader, die ausserhalb des Landes geboren wurden. Als Teil des erweiterten Kaders darf sich auch Stéphane Cueni leise Hoffnung auf eine WM-Teilnahme machen. Der Sohn kapverdischer Eltern wurde in Lausanne geboren und steht derzeit beim FC Winterthur unter Vertrag. Im vergangenen Mai gab er bei einem Freundschaftsspiel gegen Malaysia sein Debüt für Kap Verde, war seither aber nie mehr im Aufgebot.

«Ich habe in Malaysia alles gegeben, war zufrieden mit meiner Leistung.» Ihm sei aber auch bewusst, dass in einem Team, das gerade einen Lauf hat, wenig Anlass für Wechsel besteht. Deshalb fokussiert er sich momentan darauf, im Klub seine Leistungen zu zeigen, und sich so für eine WM-Nomination aufzudrängen.

Jordanien

Nummer 66 der Weltrangliste

40 Jahre mussten sich Fussballfans in Jordanien gedulden, aber nun hat sich das Land zum ersten Mal seit Aufnahme als FIFA-Mitglied für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Bereits am 5. Juni sicherten sich die Jordanier dank eines 3:0-Sieges gegen den Oman den zweiten Platz hinter Gruppensieger Südkorea und damit die WM-Teilnahme. Held des Spiels war damals der im Irak tätige Ali Olwan, der in weniger als 20 Minuten einen Hattrick erzielte.

Als Nummer 66 der FIFA-Weltrangliste wird Jordanien einer der grössten Aussenseiter der WM sein. Der grösste Name im Kader der Nationalmannschaft ist aktuell Mousa Tamari, welcher einen Marktwert von 6 Millionen Euro hat und bei Stade Rennes unter Vertrag steht und damit Teamkollege von Breel Embolo ist. 2014 schnupperte Jordanien ein erstes Mal an einer WM-Teilnahme, war dann allerdings in den interkontinentalen Playoffs gegen Uruguay chancenlos.

Usbekistan

Nummer 55 der Weltrangliste

«In Asien gibt es gute Spieler und gute Vereine. Und dort hat man gesehen, dass wir echt weit vorne dabei sind», sagte der ehemalige Schweizer Nationalspieler Eren Derdiyok in einem Interview über den Fussball in Usbekistan, als er bei Paxtakor Taschkent unter Vertrag stand. In diesem Sommer haben auch die Usbeken die Premiere geschafft und sich zum ersten Mal für eine WM qualifiziert. Ein torloses Unentschieden gegen die Vereinigten Arabischen Emirate reichte Usbekistan zur vorzeitigen Qualifikation.

Für viele Fussballfans ist das Land, welches zu früheren Zeiten noch der Sowjetunion angehörte, kein grosser Begriff, es hat jedoch einen steilen Aufstieg hinter sich. Seit 2004 erreichte die usbekische Nationalmannschaft an den Asienmeisterschaften jedes Mal die K.-o.-Phase und wurde 2011 sogar Vierter. Mit Verteidiger Abdukodir Khusanov von Manchester City haben die Usbeken auch einen bekannten Star im Kader.

Der usbekische Präsident Schawkat Mirzijajew zeigte sich nach der erfolgreichen WM-Qualifikation in Spendierlaune und schenkte jedem Spieler kurzerhand ein neues Auto.

Mit Material der Nachrichtenagentur keystone-sda.

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Diese Nationen sind für die WM 2026 qualifiziert
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Diese Nationen sind für die WM 2026 qualifiziert

Curaçao: Erste WM-Teilnahme

quelle: www.imago-images.de / imago images
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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sweeney Todd
19.11.2025 17:29registriert September 2018
So sehr ich mich für diese Nationen freuen, aber qualitativ haben sie nichts an einer WM zu suchen. Klar, dass es jedes Jahr denn ein oder anderen Exoten dabei hat ist normal. Aber bei einer WM mit 48 Teilnehmern sind es einfach zu viele Exoten. Dazu kommt noch 2/3 der Mannschaften über die Gruppenphase hinaus, die Qualität der Matches wird somit teilweise Super-League Niveau haben.
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