Sport
Eismeister Zaugg

Playoff-Halbfinals: Vorschau auf die Serie zwischen Servette Genf und Lugano

Wird Robert Mayer von der Lugano-Offensive mehr gefordert als von Fribourg?
Wird Robert Mayer von der Lugano-Offensive mehr gefordert als von Fribourg?
Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Nun hat Shedden einen wahren Kanadier als Gegner: Coacht Servettes McSorley Lugano aus?

Mit Fribourg-Gottéron hat Servette eine Operetten-Version des HC Lugano im Playoff-Viertelfinal besiegt. Das echte Lugano ist im Halbfinal möglicherweise zu stark für die Genfer.
17.03.2016, 13:2717.03.2016, 15:10
Mehr «Sport»

Die zwei charismatischsten kanadischen Bandengeneräle treten zum Duell an. Luganos Doug Shedden (54) gegen Servettes Chris McSorley (53). Sie haben eines gemeinsam. Sie haben in der Schweiz noch keine Meisterschaft gewonnen.

Vor dem Viertelfinal gegen den EV Zug war Doug Shedden weitaus zuversichtlicher. Der schlaue Kanadier ahnte, wusste, dass die Zuger zu weich sein würden. Natürlich respektiert er Zugs Cheftrainer Harold Kreis (57). Aber tief in seinem Herzen wusste Doug Shedden, dass er gegen Kreis nicht verlieren konnte. Sein Selbstvertrauen, eine Zuversicht stärkte seine Jungs.

Kanadisches Trainderduell

Nun ist vieles anders. Doug Shedden ahnt, ja er weiss, dass Servette und Chris McSorley eine Nummer grösser sein werden. Tief in seinem Herzen weiss Doug Shedden, dass er gegen Chris McSorley verlieren kann. Schliesslich hat Lugano mit Patrick Fischer die letzten beiden Playoff-Viertelfinals verloren. Luganos Trainer sagt: «Ich kenne Chris seit gut 30 Jahren. In Pittsburgh spielte ich mit seinem Bruder Marty im gleichen Team und Chris kam hin und wieder zu den Spielen.» Ein wahrer Kanadier wie Doug Shedden fürchtet nicht Tod und Teufel, sondern nur einen wahren Kanadier. Chris McSorley ist ein wahrer Kanadier. Harold Kreis ist es nicht.

Lugano hat mehr Talent und das Powerplay ist brandgefährlich. Die «special teams» können diese Serie für Lugano entscheiden. Aber die Ausgeglichenheit ist so gross, dass am Ende die Torhüter die Serie entscheiden könnten. Elvis Merzlikins hat im Viertelfinale alle Erwartungen übertroffen. Er ist «heiss» und kann Lugano ins Finale hexen (Playoff-Fangquote 94,20 Prozent). Einschüchtern lässt sich der temperamentvolle Riese (191 cm/85 kg) nicht.

Fliegt Superman Merzlikins ins Finale oder stürzt er mit seinem Team ab?
Fliegt Superman Merzlikins ins Finale oder stürzt er mit seinem Team ab?
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Gottéron war im Viertelfinal so wenig ein Gegner für Servette wie der EV Zug für Lugano. Gottéron hat ein spielerisch beeindruckendes Potenzial und eine gute Mischung – an einem guten Abend das «Lugano des armen Mannes». Aber in diesem Viertelfinal war es nur ein Operetten-Lugano: viel im Scheibenbesitz zwar, optisch meistens überlegen, in drei der fünf Viertelfinalpartien mit mehr Torschüssen (was Robert Mayer die Fangquote von 95,70 Prozent ermöglicht hat). Aber dort, wo es weh tut, dort so wo es zählt, war Servette einfach effizienter, geradliniger, härter, böser – kurzum: besser.

Wir können auch sagen: Der EV Zug war im Viertelfinal gegen Lugano durchaus so etwas wie eine Operetten-Version von Servette: taktisch gut geschult, mit ein paar Jungs, die durchaus «böse» sein können (oder einst «böse») waren und schnell und abgesichert vom ehemaligen Servette-Goalie Tobias Stephan. Aber für die Playoffs zu weich, zu klein und an der Bande steht mit Harold Kreis halt so etwas wie die Operetten-Version von Chris McSorley. Ein Team, das den Pulverdampf der Playoffs so wenig mochte wie das Lugano bevor Doug Shedden gekommen ist.

Doug Shedden mit seiner neusten Waffe, dem grossen «Giftzwerg» Maxim Lapierre.
Doug Shedden mit seiner neusten Waffe, dem grossen «Giftzwerg» Maxim Lapierre.
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Lugano hat sich gegen Zug zwar mit 4:0 durchgesetzt. Aber bis auf die vierte Partie waren es knappe Spiele. Aber gerade das zeichnet das «neue» Lugano aus: es gewinnt erstmals seit zehn Jahren in den Playoffs Spiele, die auf des Messers Schneide stehen. Lugano hat erstmals seit dem Titelgewinn von 2006 wieder eine Playoffserie gewonnen. Dieser Befreiungsschlag müsste das Team so beflügeln, dass es bis ins Finale zu fliegen vermag und das Charisma von Doug Shedden befeuern.

Was für einen teuflischen Plan hat Chris Mc Sorley für Lugano ausgeheckt?

Eine neue Zuversicht ist eingekehrt. Bereits gestern reiste Lugano mit dem Bus nach Genf und übernachtete vor Ort. Doug Shedden sagt: «So sind wir am Spieltag bereit. Im Stau steckenbleiben und sieben oder acht Stunden im Bus sitzen, ist keine Vorbereitung für eine Playoffpartie.» Eine Auswärtspartie muss Lugano gewinnen, wenn es erstmals seit 2006 das Finale erreichen will.

Servette-General Chris McSorley ist ein Coach, der alle Register zieht. Es wäre nicht einmal eine Überraschung gewesen, wenn er Krachmacher vor Luganos Hotel organisiert hätte, damit die Spieler nicht schlafen können.

Mc Sorley: Kennt alle Kniffs.
Mc Sorley: Kennt alle Kniffs.
Bild: KEYSTONE

Mehr Eismeister Zaugg

Dieses Halbfinale ist ausgeglichen. Die seriöseste Form der Voraussage wäre es, zu würfeln. Servettes Härte wird Lugano stark zuzusetzen. Aber Luganos Talent und Ausgeglichenheit könnten sich am Ende trotzdem durchsetzen – vielleicht erst über sechs oder sieben Spiele. Und nach viel Polemik um raue Spielweise und Schiedsrichterleistungen.

Und eine Lieblingsausrede fehlt diesmal Chris McSorley: Es gibt in dieser Serie keine Verschwörung der Verbandsbonzen aus der Deutschschweiz gegen die Welschen. Schliesslich ist sogar Hockey-Chefankläger Stephane Auger, der Mann, der die bösen Taten erkennen und an Einzelrichter Reto Steinmann zur Aburteilung weiterleitet, ein Kanadier. Stephane Auger und Reto Steinmann werden während dieser Serie Arbeit bekommen.

Egal-Memes: Schweizer Eishockey

1 / 11
Egal-Memes Schweizer Eishockey
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Unvergessene Eishockey-Geschichten
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
von Ralf Meile
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
8
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
von Klaus Zaugg
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
von Ralf Meile
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
1
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
von Adrian Bürgler
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
von Klaus Zaugg
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
1
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
von Ralf Meile
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
2
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
von Reto Fehr
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
von Syl Battistuzzi
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
von Klaus Zaugg
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
3
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
von Ralf Meile
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
2
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
von klaus zaugg
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
von Ralf Meile
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
von Ralf Meile
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
8
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
von Klaus Zaugg
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
von Klaus Zaugg
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
von Reto Fehr
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
3
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
von Ralf Meile
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
von Sandro Zappella
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
von Klaus Zaugg
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
von Philipp Reich
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
von peter blunschi

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amboss
17.03.2016 13:52registriert April 2014
Alles redet von HCD - SCB. Aber ich glaube, diese Serie ist vermutlich die spannendere, dramatischere.
Zwei Teams in Hochform, zwei Hitzköpfe und Charakterköpfe an der Bande. Was will man mehr?
Würde Servette den Finaleinzug und Schweizermeistetitel gönnen. Was der in Servette geleistet hat ist unglaublich und wird nur noch von Del Curto übertroffen.
00
Melden
Zum Kommentar
6
Carlos Alcaraz gewinnt den US-Open-Final gegen Jannik Sinner und ist die neue Weltnummer 1
Carlos Alcaraz ist zurück auf dem Tennis-Thron! Der 22-jährige Spanier gewinnt überlegen das US Open. Er schlägt im Final Jannik Sinner mit 6:2, 3:6, 6:1 und 6:4 und löst diesen wieder als Weltnummer 1 ab.
Der Final vor drei Wochen am Masters-Event in Cincinnati lieferte den Vorgeschmack. Damals gab Jannik Sinner nach bloss 22 Minuten beim Stand von 0:5 auf – weil er sich nicht wohlfühlte, mit erhöhter Temperatur antrat und schliesslich vorgeführt wurde.
Zur Story