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Die zwei charismatischsten kanadischen Bandengeneräle treten zum Duell an. Luganos Doug Shedden (54) gegen Servettes Chris McSorley (53). Sie haben eines gemeinsam. Sie haben in der Schweiz noch keine Meisterschaft gewonnen.
Vor dem Viertelfinal gegen den EV Zug war Doug Shedden weitaus zuversichtlicher. Der schlaue Kanadier ahnte, wusste, dass die Zuger zu weich sein würden. Natürlich respektiert er Zugs Cheftrainer Harold Kreis (57). Aber tief in seinem Herzen wusste Doug Shedden, dass er gegen Kreis nicht verlieren konnte. Sein Selbstvertrauen, eine Zuversicht stärkte seine Jungs.
Nun ist vieles anders. Doug Shedden ahnt, ja er weiss, dass Servette und Chris McSorley eine Nummer grösser sein werden. Tief in seinem Herzen weiss Doug Shedden, dass er gegen Chris McSorley verlieren kann. Schliesslich hat Lugano mit Patrick Fischer die letzten beiden Playoff-Viertelfinals verloren. Luganos Trainer sagt: «Ich kenne Chris seit gut 30 Jahren. In Pittsburgh spielte ich mit seinem Bruder Marty im gleichen Team und Chris kam hin und wieder zu den Spielen.» Ein wahrer Kanadier wie Doug Shedden fürchtet nicht Tod und Teufel, sondern nur einen wahren Kanadier. Chris McSorley ist ein wahrer Kanadier. Harold Kreis ist es nicht.
Lugano hat mehr Talent und das Powerplay ist brandgefährlich. Die «special teams» können diese Serie für Lugano entscheiden. Aber die Ausgeglichenheit ist so gross, dass am Ende die Torhüter die Serie entscheiden könnten. Elvis Merzlikins hat im Viertelfinale alle Erwartungen übertroffen. Er ist «heiss» und kann Lugano ins Finale hexen (Playoff-Fangquote 94,20 Prozent). Einschüchtern lässt sich der temperamentvolle Riese (191 cm/85 kg) nicht.
Gottéron war im Viertelfinal so wenig ein Gegner für Servette wie der EV Zug für Lugano. Gottéron hat ein spielerisch beeindruckendes Potenzial und eine gute Mischung – an einem guten Abend das «Lugano des armen Mannes». Aber in diesem Viertelfinal war es nur ein Operetten-Lugano: viel im Scheibenbesitz zwar, optisch meistens überlegen, in drei der fünf Viertelfinalpartien mit mehr Torschüssen (was Robert Mayer die Fangquote von 95,70 Prozent ermöglicht hat). Aber dort, wo es weh tut, dort so wo es zählt, war Servette einfach effizienter, geradliniger, härter, böser – kurzum: besser.
Wir können auch sagen: Der EV Zug war im Viertelfinal gegen Lugano durchaus so etwas wie eine Operetten-Version von Servette: taktisch gut geschult, mit ein paar Jungs, die durchaus «böse» sein können (oder einst «böse») waren und schnell und abgesichert vom ehemaligen Servette-Goalie Tobias Stephan. Aber für die Playoffs zu weich, zu klein und an der Bande steht mit Harold Kreis halt so etwas wie die Operetten-Version von Chris McSorley. Ein Team, das den Pulverdampf der Playoffs so wenig mochte wie das Lugano bevor Doug Shedden gekommen ist.
Lugano hat sich gegen Zug zwar mit 4:0 durchgesetzt. Aber bis auf die vierte Partie waren es knappe Spiele. Aber gerade das zeichnet das «neue» Lugano aus: es gewinnt erstmals seit zehn Jahren in den Playoffs Spiele, die auf des Messers Schneide stehen. Lugano hat erstmals seit dem Titelgewinn von 2006 wieder eine Playoffserie gewonnen. Dieser Befreiungsschlag müsste das Team so beflügeln, dass es bis ins Finale zu fliegen vermag und das Charisma von Doug Shedden befeuern.
Eine neue Zuversicht ist eingekehrt. Bereits gestern reiste Lugano mit dem Bus nach Genf und übernachtete vor Ort. Doug Shedden sagt: «So sind wir am Spieltag bereit. Im Stau steckenbleiben und sieben oder acht Stunden im Bus sitzen, ist keine Vorbereitung für eine Playoffpartie.» Eine Auswärtspartie muss Lugano gewinnen, wenn es erstmals seit 2006 das Finale erreichen will.
Servette-General Chris McSorley ist ein Coach, der alle Register zieht. Es wäre nicht einmal eine Überraschung gewesen, wenn er Krachmacher vor Luganos Hotel organisiert hätte, damit die Spieler nicht schlafen können.
Dieses Halbfinale ist ausgeglichen. Die seriöseste Form der Voraussage wäre es, zu würfeln. Servettes Härte wird Lugano stark zuzusetzen. Aber Luganos Talent und Ausgeglichenheit könnten sich am Ende trotzdem durchsetzen – vielleicht erst über sechs oder sieben Spiele. Und nach viel Polemik um raue Spielweise und Schiedsrichterleistungen.
Und eine Lieblingsausrede fehlt diesmal Chris McSorley: Es gibt in dieser Serie keine Verschwörung der Verbandsbonzen aus der Deutschschweiz gegen die Welschen. Schliesslich ist sogar Hockey-Chefankläger Stephane Auger, der Mann, der die bösen Taten erkennen und an Einzelrichter Reto Steinmann zur Aburteilung weiterleitet, ein Kanadier. Stephane Auger und Reto Steinmann werden während dieser Serie Arbeit bekommen.