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So froh wie in Langnau waren Spieler nach einer Trainerentlassung noch selten. Der Wechsel von Benoit Laporte (55) zu Scott Beattie (47) ist ungefähr so wie ein Kommandowechsel von General Ulrich Wille zum HD Läppli. Vom germanophilen Soldatenschinder Wille und seinem Stabschef Theophil von Sprecher hiess es einst: «Was Wille will und Sprecher spricht, da gehorche gschwind und murre nicht.»
So ungefähr ging es in Langnau zu und her. Benoit Laportes Hockeyphilosophie des bissigen, vorwärtsgerichteten Energiespiels war ja durchaus tauglich. Zeitweise rockten die Langnauer: Ein 6:0 gegen Davos, ein 7:0 gegen Biel, drei Siege gegen den SC Bern. Die Fans hatten ihre helle Freude. Nie in seiner Geschichte hatte Langnau mehr Zuschauer als diese Saison.
Aber die Spieler hatten etwas weniger Spass. Ihr kauziger kanadischer Chef ist wahrscheinlich durch zu lange Tätigkeit in Deutschland (insgesamt zehn Jahre) «verdorben» worden. Sein autoritäres Auftreten hat den Spielern von allem Anfang an missfallen. Laporte pflegte zu sagen: «Ich bin ein grossartiger Coach, ich habe schon mehr erreicht als ihr alle zusammen und eigentlich verschwende ich meine Zeit hier».
Und dann pflückte er gerne einen einzelnen Spieler heraus, um ihn vor versammelter Mannschaft zu erniedrigen. Sein Lieblingsopfer in letzter Zeit war ausgerechnet der sensible Künstler Lukas Haas. Gut geführt ist er einer der besseren Schweizer Center. Aber wenn der Coach kein Fingerspitzengefühl hat, taugt Haas nicht einmal für die NLB.
Sportchef Jörg Reber wusste wohl um die rumpel-psychologischen Führungsmethoden seines Trainers. Er setzte darauf, dass die Trotzreaktion der Spieler stärker sein würde als die zerstörerische Wirkung des preussischen Stils. Und tatsächlich funktionierte es lange Zeit. Vor allem auch, weil Leitwolf Chris DiDomenico loyal zu seinem Trainer war und das Team zusammenhielt. Doch auch er war in letzter Zeit unsicher geworden – und sein Spiel weniger wirkungsvoll.
Der Hass, also das intensivste Gefühl der Abneigung, auf den Trainer hatte die Spieler lange Zeit zusammengeschweisst. Aber die Aussicht, dass Laporte auch nächste Saison bleiben könnte, war trostlos. Und so haben die Langnauer sicherheitshalber immer wieder dann mit unerklärlichen Leistungseinbrüchen verloren, wenn mit einem weiteren Sieg echte Chancen auf die Playoffs oder später mindestens auf Platz zehn drohten. Eine weitere Saison Benoit Laporte – nein danke!
Laportes Ende war die Aussprache in der Kabine unmittelbar nach dem 4:9 gegen Ambri am Samstag in der Valascia. Der Kanadier musste mit seinem Assistenten Rolf Schrepfer draussen im Kabinengang warten. Jörg Reber tobte in der Kabine nicht nur. Er hörte sich auch an, was seine Spieler zu sagen hatten. Unter dem unmittelbaren Eindruck der schmählichen Niederlage und des letzten vaterländischen Donnerwetters ihres verhassten Trainers öffneten sich die Herzen. Locker wurden die Zungen. Anders als während der ersten Krise Ende Jahr wagten die Spieler diesmal, ihrem Sportchef in aller Offenheit zu erzählen, wie strub es unter Benoit Laporte zu und her geht.
Weil Wunschkandidat Larry Huras abgesagt hat, kommt nun Scott Beattie bis Saisonende. Ein grösserer Gegensatz ist fast nicht denkbar. Wie von General Ulrich Wille zum HD Läppli. Das mag nun gar despektierlich klingen, ist aber nicht etwa fachlich gemeint. Es soll lediglich die Wirkung auf die Spieler erklären. Beattie ist ein freundlicher, schlitzohriger Hockeyfreak, den einfach jeder mag. Er kann toben, aber irgendwie hat man immer das Gefühl, er lache dabei auf den Stockzähnen.
Scott Beattie ist nicht nur wegen seiner freundlichen Art der richtige Mann. Er ist durch seine Tätigkeit in Olten und in Visp auch der bestmögliche Kenner der NLB-Klubs. Das ist wichtig, weil ja die SCL Tigers unter Umständen, wenn es ganz dumm läuft, die Liga-Qualifikation gegen den NLB-Sieger spielen müssen.
Scott Beattie kann keine Lösung für die Zukunft sein. Nach ein paar Wochen würde ein taktischer und sonstiger Larifari-Betrieb der Leistungskultur schaden. Er wird nur bis Ende Saison in Langnau tätig sein. Nicht so unanständig autoritär wie Benoit Laporte, aber strenger als der antiautoritäre Aufstiegstrainer Bengt-Ake Gustafsson – das ist das Profil des Trainers, den die SCL Tigers brauchen. Warum nicht Lars Leuenberger?
Leitfigur Chris DiDomenico hat heute bereits in einem flammenden Appell an die Mannschaft gesagt, worum es geht: Es spiele keine Rolle, wer an der Bande stehe. Nur die Ehre, ein Tiger zu sein, zähle jetzt. Gut gebrüllt.