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Es geht darum, ob Ueli Schwarz Einzelrichter Reto Steinmann dazu ermuntert oder gar gedrängt hat, Sperren wider besseren Wissens auszusprechen oder auf Verfahrenseröffnungen zu verzichten. Konkret im Falle der absurden, vom Verbandssportgericht wieder aufgehobenen Sperre gegen SCB-Stürmer Tristan Scherwey.
Hat sich der Ligadirektor tatsächlich in die Rechtsprechung eingemischt, dann ist er nicht mehr tragbar. In diesem Falle hätten wir Zustände wie in einer «Bananen-Liga». Bereits die Tatsache, dass Marc Lüthi, der Chef des grössten Hockeyunternehmens im Land, berechtigte Gründe hat, eine Untersuchung zu verlangen, ist eigentlich schon ein Skandal.
Sollte sich jedoch herausstellen, dass die erhobenen Vorwürfe nicht stimmen, dann wird Ueli Schwarz gegen den Journalisten juristisch vorgehen müssen, der diese Anschuldigungen im Rahmen der TV-Sendung «The Hockey Week» erhoben und den ganzen Fall ins Rollen gebracht hat. Sonst wird er den Schwefelgeruch der Parteilichkeit nie mehr los.
Grundsätzlich gilt: Unser Eishockey-Rechtssystem ist gut. Ja, die europäischen Ligen beneiden uns darum. Wir haben einen TV-Chefankläger (Stéphane Auger), einen unabhängigen Einzelrichter (Reto Steinmann), der die Urteile spricht, und eine effizient arbeitende Rekursinstanz.
Das Problem: Ein System ist nur so gut, wie es gelebt wird. Immer wieder wird von verschiedenen Seiten versucht, Einfluss auf diese Rechtsprechung zu nehmen. Auch deshalb, weil es Ligadirektor Ueli Schwarz in der Vergangenheit unterlassen hat, den Einzelrichter gegen die Angriffe der Klubs zu schützen. Er hat es hingenommen, dass das Ansehen der Ligajustiz immer wieder herabgesetzt worden ist.
Zudem zeigt sich jetzt, dass es ein schwerer Fehler war, im letzten Sommer einen Kanadier als TV-Chefankläger einzustellen, dem unser Hockey so fremd ist wie einem Chinesen unser Transferreglement. Im Laufe der Saison sind die Strafanträge des Kanadiers, der daheim in Montréal sitzt und dort die Spiele ab TV-Schirm verfolgt (!), immer absurder geworden. Die krassesten Beispiele: Gegen Fribourgs Julien Sprunger ist nach einem üblen Foul mit schweren Verletzungsfolgen nicht einmal ein Verfahren eröffnet worden – weil Stéphane Auger als einziger Mensch auf diesem Planeten kein Foul gesehen hatte.
Und zuletzt ist Tristan Scherwey in einem der absurdesten Urteile für ein Spiel gesperrt worden – weil Stéphane Auger als einziger Mensch auf diesem Planeten ein Foul gesehen hatte. Diesen Unsinn hat die Rekursinstanz allerdings soeben korrigiert und den SCB-Stürmer umgehend und auf der ganzen Linie freigesprochen. Das Problem: Für diese Justizirrtümer muss Einzelrichter Reto Steinmann den Kopf hinhalten.
Könnte es sein, dass diese Urteile gar nicht auf dem Mist von Reto Steinmann gewachsen sind? Könnte es sein, dass Ueli Schwarz den Einzelrichter dazu ermuntert, ja möglicherweise gedrängt hat, den Anträgen des TV-Chefanklägers wider besseren Wissens zu folgen? Mit der Begründung, man könne den TV-Ankläger nicht desavouieren? Könnte es sein, dass Reto Steinmann beispielsweise gegen Julien Sprunger ein Verfahren eröffnen und Tristan Scherwey nicht sperren wollte – aber Ueli Schwarz Ersteres nicht erlaubt und Letzteres verlangt hat? Könnte es weiter sein, dass Reto Steinmann als Rechtsanwalt und ehemaliger Strafrichter diese unhaltbaren Zustände nicht mehr mit seinem juristischen Gewissen vereinbaren kann und deshalb daran denkt, seinen Job im Frühjahr nach 13 Jahren aufzugeben?
Alleine solche Fragen sind ungeheuerlich. Sie müssen beantwortet werden. Ohne Wenn und Aber. Denn die Unabhängigkeit der Justiz ist ein zentrales Element einer glaubwürdigen Liga. Ein Ligadirektor, der die Unabhängigkeit der Justiz nicht respektiert und auch nur das Gespräch mit dem Einzelrichter über mögliche Urteile sucht, ist nicht tragbar. Unparteilichkeit ist die wichtigste Eigenschaft eines Ligadirektors. Im alten Preussen hiess es sogar, es genüge nicht, wenn ein Beamter unbestechlich sei. Es müsse auch alles vermieden werden, was den Eindruck von Bestechlichkeit erwecken könnte.
Verbandsdirektor Ueli Schwarz ist fachlich kompetent und charakterlich integer. Ob er sich auch in die Ligajustiz eingemischt hat, muss nun eine unabhängige und offizielle Untersuchung zeigen. Wir können auch davon ausgehen, dass Marc Lüthi in dieser Sache nicht lockerlassen und eine lückenlose Aufklärung verlangen wird. Es geht letztlich um die Glaubwürdigkeit und die Qualität des Produktes National League – und damit auch um «sein» Unternehmen SC Bern.
So oder so nicht mehr tragbar ist TV-Chefankläger Stéphane Auger. Der bereits als NHL-Schiedsrichter heftig umstrittene Kanadier hat sich in seiner ersten Saison ganz einfach zu viele Fehler geleistet. Er ist durch einen Schweizer zu ersetzen – und da gibt es gute Kandidaten (z.B. Ex-SCB-Sportchef Sven Leuenberger).