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Viertelfinals? Schön und gut und immer noch machbar. Aber wenn wir Zwischenbilanz ziehen, dann können wir sagen: es geht hier in Moskau notfalls auch ohne. Die letzte Wahrheit steht zwar immer oben auf der Resultatanzeige. Aber gerade eine Nationalmannschaft lebt inzwischen nicht alleine vom Siegen.
So wie der Mensch frei nach dem Matthäus-Evangelium nicht vom Brot alleine lebt, sondern auch etwas für die Seele braucht, so lebt die Nationalmannschaft nicht alleine von Wahrheiten auf der Resultatanzeige. Sie lebt auch von Emotionen, Dramen, Irrungen und Wirrungen. Wie in diesen Tagen von Moskau.
Nun zeigt sich: Die Rechnung mit dem Projekt «Swissness» geht auf. Der Vertrag mit Patrick Fischer (41) wird zwar nur im Falle einer Viertelfinal- Qualifikation automatisch bis zum Olympischen Turnier von 2018 um zwei Jahre verlängert. Aber jetzt schon steht fest, dass sein Kontrakt nach der WM so oder so bis 2018 prolongiert wird. Wir steigen hier in Moskau nicht ab und die Mannschaft liefert so grandiose Unterhaltung, dass am Ende selbst das Verpassen der Viertelfinals kompensiert wäre.
Diese Unterhaltung ist so gut, dass Verbandsdirektor Florian Kohler, ein Hexenmeister des Marketings, bei den in den nächsten Monaten anstehenden Verhandlungen um die Erneuerung der TV-Verträge und der Kontrakte mit den wichtigsten Sponsoren mindestens, ja wahrscheinlich sogar mehr Geld herausholen wird als nach der Silber-WM 2013 in Stockholm.
Was zählt ist Marketing. So gesehen können wir jetzt schon sagen: Die WM 2016 ist ein voller Erfolg. Die Puritaner mögen einwenden, der Sport sei doch wichtiger, es gehe um Weiterentwicklung, um die Ausarbeitung von taktischen Konzepten, um vielleicht doch noch einmal eine Medaille zu holen. Es könne doch nicht sein, dass man inzwischen wieder auf Augenhöhe mit Kasachstan, Norwegen und Dänemark zurückgefallen sei. Alles andere als die Viertelfinals sei als Misserfolg zu werten.
Das mag ja stimmen. Aber eine solche Einstellung war gestern. Heute ist die Nationalmannschaft ein Vehikel der Vermarktung. Mehr Schein als Sein. Das ist auch dann möglich, wenn die TV-Kameras jeden Spielzug ausleuchten. Wer hört, was Patrick Fischer über die Leistungen der Nationalmannschaft hier in Moskau sagt, kommt irgendwie zum Schluss, dass wir jetzt mindestens so gut, wenn nicht gar besser sind als 2013. Und wer weiss, vielleicht ist es ja wahr.
Ist denn nicht die Eishockeywelt überall näher zusammengerückt? Hat nicht der SCB vom 8. Platz aus den Titel geholt? Wird nicht auch die NHL immer ausgeglichener? Eben. Also ist es doch nur logisch, dass auch die WM-Teams immer näher zusammenrücken, dass wir halt auch gegen Kasachstan, Dänemark, Norwegen oder Lettland zittern müssen. Und zu keinem Zeitpunkt hat die Mannschaft hier in Moskau resigniert und in jedem der vier Spiele Rückstände und Rückschläge überwunden. Die Einstellung der Spieler stimmt. Der Nationaltrainer ist ein exzellenter Motivator.
Idealerweise coacht der neue Assistent während der Saison das U 20-Nationalteam und schliesst sich dann nach der U 20-WM (die in der letzten Woche des alten und der ersten des neuen Jahres gespielt wird) der Mannschaft von Patrick Fischer an. Selbstverständlich muss dieser neue Mann auch den Schweizer Pass haben.
Die ideale Ergänzung für Patrick Fischer heisst Lars Leuenberger. Patrick Fischer musste in Lugano gehen (und konnte deshalb Nationaltrainer werden), weil er mit dem späteren Playoff-Finalisten auf den letzten Platz (!) abgerutscht war. Lars Leuenberger musste in Bern gehen, obwohl er den Meistertitel geholt hat.
Patrick, der Letzte und Lars, der Erste – das wäre das «Dream Team» an unserer nationalen Bande. Dann liegt vielleicht doch wieder einmal mehr drin als Pleiten gegen Kasachstan, Niederlagen gegen Norwegen und Zittersiege gegen Dänemark und Lettland. Und es sei bei dieser Zwischenbilanz nach vier von sieben Gruppenspielen noch einmal angemerkt: Noch immer ist in Moskau nach oben immer noch alles möglich.