In schweren, komplizierten Zeiten wie sie der FC Basel gerade durchlebt, feiert das Gerücht und die Spekulation natürlich fröhliche Urstände. Und deshalb fand auch der Passus des Tessiner Ablegers von SRF den Weg ans Rheinknie, wonach in Basel geraunt werde, Gigi Oeri stünde kurz vor Rückkehr und Übernahme.
So weit, so gut. Spätestens seit ihrem unsäglichen Rundumschlag aus Anlass des Todes von Werner Edelmann, ihres Vorgängers als FCB-Präsident, in einem Interview mit der «Basler Zeitung» hat sich die Ehrenpräsidentin vor ein paar Monaten in Erinnerung gerufen. Fest steht jedoch auch, dass Gigi Oeri auf die Schnelle auch nicht das beschaffen könnte, mit keinem Geld dieser Welt vermutlich, was der FC Basel dringend braucht: Ruhe und vor allem Punkte. Viele Punkte.
Armando Ceroni, sehr angesehener und glaubwürdiger Sport Journalist und Kenner der Schweizer Fussnallszene, berichtet von einer möglichen bevorstehende Rückkehr von Gigi Oeri in der Führingsetage des #FcBasel. #rotblaulive 🔴🔵#ForzaBasilea 💪
— FC Basel Italiano 🇮🇹 (@FCBasel_Italia) October 9, 2023
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Der sportliche Krebsgang erreichte am Sonntag endgültig die Talsohle, als der FCB mit der 0:3-Niederlage in Bern und angesichts der punktenden Konkurrenz aus Lausanne und Zürich zum Schlusslicht der Super League wurde. Ein bei Gott ziemlich neues Gefühl für die FCB-Gemeinde, oder zumindest eines, das man seit dem Abstieg aus der Nationalliga A nach der Saison 1987/88 nicht mehr kannte.
In den Geschichtsaufzeichnungen ist zu jenem Abstieg im «Basler Stadtbuch» vermerkt: «Nach dem Desaster der zweiten Ära Benthaus half zum Überleben nur noch eine Radikalkur, was eine deutliche Schwächung der ersten Mannschaft zur Folge haben musste. Investitionen waren kaum möglich. Zwar holte der neue Trainer Urs Siegenthaler mit einer jungen, unerfahrenen Mannschaft, die erfrischend aufspielt, viele Sympathien zurück, doch der Abstieg in die Nationalliga B war im Frühjahr 1988 nicht mehr zu vermeiden. Erstmals seit 1945!»
Hinter einen Abstieg 2024 würde man ebenso ein Ausrufezeichen setzen. Mindestens. Weil im Vergleich zum desaströsen Auftritt gegen Lausanne-Ouchy eine Woche später im Wankdorf phasenweise eine andere FCB-Mannschaft zu sehen war, deren kleine Fortschritte zwar erst mit dem Mikroskop zu erkennen sind, aber immerhin – weil diese Niederlage in Bern also den nüchternen Erwartungen entsprach, verursacht das Tabellenbild noch «keine Panik», wie Vize-Captain Taulant Xhaka zu bemerken beliebte.
Selbst von Raphael Wicky, dem Gegner mit FCB-Vergangenheit, gab es eine Art trostspendende Anmerkung: «Die Basler Mannschaft darf man nicht unterschätzen, auch wenn die Tabelle im Moment ein bisschen krass aussieht.»
«Hässlich» nannte Heiko Vogel diesen Anblick im nächsten Atemzug bei der Medienkonferenz nach Abpfiff. Was er in die Kamera von «Blue» auf die Frage: «Sie bleiben Trainer bis nach der Länderspielpause?» auch noch sagte: «Das ist so.»
Im Moment ist Vogel weit entfernt von siegenthalerischen Sympathiewerten. Einer Zuneigung, die er selbst mal erfuhr in Basel, ehe er entlassen wurde. Das jährt sich am 15. Oktober zum elften Mal.
Die Empörung über Vogels Rausschmiss hatte damals Schultzsche Dimensionen, doch fand freilich unter ganz anderen Umständen statt. Ein wirtschaftlich prosperierender FCB war Meister und wurde wieder Meister und bald einmal, als Murat Yakin mit seinem Team auch noch in den Europa-League-Halbfinal einzig, krähte halt doch kein Hahn mehr nach Vogel.
Und jetzt? Deuten erst einmal alle Indikatoren auf Abstiegskampf. Das sollte man durchaus ernst nehmen, denn die Konkurrenz, die eigentlich als Abstiegskandidaten gehandelten Klubs, rangieren schon mit einem kleinen Polster vor Basel. Und konnten sich nicht auch andere Grössen der Schweizer Kickbranche lange Zeit nicht vorstellen, dass es sie erwischen könnte? Der Rekordmeister GC etwa 2019. Oder der FCZ drei Jahre zuvor.
Bis auf weiteres obliegt die Verbesserung von Mannschaft und Tabellensituation Heiko Vogel. Er badet mit aus, was er in seiner Funktion als Sportdirektor dem FCB eingebrockt hat. Und wenn er auch in der Öffentlichkeit derzeit untendurch muss, so kann er sich doch des Rückhalts in der Mannschaft sicher sein. Zumindest, wenn man Taulant Xhaka Glauben schenkt.
Der Vorkämpfer Xhaka gehörte schon im Frühjahr, während der Interimszeit Vogels, zu dessen Fürsprechern. Auch jetzt wieder: «Natürlich», sagt er auf die Frage, ob aus dem Bis-auf-weiteres-Vogel ein Dauer-Vogel werden soll. Und erläutert sein Plädoyer: «Jeder Spieler würde Heiko gerne als Trainer sehen. Aber die Klubführung weiss am besten, was zu tun ist. Da haben wir keinen Einfluss. Was man merkt: Heiko ist mit Herzblut dabei. Und im Training probiert er immer wieder mal was Neues. Jeder Spieler ist zufrieden damit.»
Nebst diesem Vertrauensbeweis sind zwei Niederlagen in zwei Spielen noch keinerlei Argumente, die für Vogel sprechen. Auch der Sportdirektor Vogel wird den Trainer Vogel an den Punkten messen müssen, die er holt. Oder eben nicht. (bzbasel.ch)
Eurer Arroganz würde aber ein Abstieg vielleicht vorübergehend gut tun.
Ich frage mich, weshalb solche Schulbuben noch spielen dürfen.