Am Sonntagmorgen war es definitiv: Ole Gunnar Solskjaer ist nicht mehr Trainer bei Manchester United. Nach der fünften Niederlage in den letzten sieben Premier-League-Partien musste der Norweger seinen Hut nehmen. Die Klubführung um Ed Woodward, die lange an Solskjaer festgehalten hatte, verlor ihr Vertrauen in den Trainer nun doch. Solskjaer hatte im Dezember 2018 von José Mourinho übernommen und die «Red Devils» in seiner dritten Saison zur Vizemeisterschaft geführt.
Neben den schlechten Ergebnissen soll die fehlende Kommunikation seitens des 46-Jährigen ein Grund für die Entlassung gewesen sein. Gemäss Informationen von SPOX hat der Coach einigen Spielern nicht erklärt, warum sie nicht im Kader oder in der Startelf standen. Zudem sprach er bei wichtigen Entscheidungen zu selten ein offenes Machtwort. Die Trainingsmethoden und taktischen Anweisungen des Champions-League-Helden von 1999 sorgten bei den Profis zunehmend für Unmut. Bereits nach dem 0:5 gegen Liverpool soll Solskjaer kurz vor dem Aus gestanden sein. Zwei Niederlagen später ist dieses Tatsache.
In einem emotionalen Interview verabschiedet er sich von seinem Herzensverein: «Dieser Klub bedeutet mir alles, doch leider konnte ich die erforderlichen Resultate nicht liefern und nun ist es an mir, Platz zu machen.» Sein Assistent Michael Carrick übernimmt interimsweise, während die Verantwortlichen sich nach einem neuen Mann für die Seitenlinie umsehen.
Der Argentinier hat aktuell einen Traumjob. Pochettino steht bei Paris Saint-Germain an der Seitenlinie und hat das Glück, mit Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé gleich drei Weltstars in seinem Team zu haben. Auch sonst verfügt PSG über mehrere hervorragende Spieler. Dennoch soll der ehemalige Tottenham-Trainer Interesse an einer Rückkehr nach England haben. Dies berichtet die Daily Mail.
Angeblich soll der 49-Jährige in Paris unglücklich sein. Selbst nach fast einem Jahr in Frankreich wohnt Pochettino noch im Hotel, seine Frau und sein Sohn blieben in London, wo der Argentinier zuvor Tottenham trainiert hatte. Doch vor allem der Umgang mit den Egos von Messi, Neymar und Mbappé soll für Pochettino frustrierend sein. «Wir haben drei Könige in einem Klub», wurde der Trainer zuletzt zitiert. Es sei eine Herausforderung, die Ambitionen aller drei unter einen Hut zu bringen. Daher sei Pochettino bereit, die französische Hauptstadt zu verlassen, um den Job in Manchester zu übernehmen.
Der dreifache Champions-League-Sieger-Trainer ist seit diesem Sommer vereinslos. Zidane soll die Pause nach seiner zweiten Amtszeit als Coach von Real Madrid aber sehr geniessen und noch kein grosses Interesse daran haben, erneut auf der Trainerbank Platz zu nehmen. Auch die Herausforderung, einen solch grossen Klub während der Saison zu übernehmen, soll den Franzosen laut der «Daily Mail» abschrecken.
Dennoch sei «Zizou» der Top-Kandidat auf die Nachfolge von Solskjaer. Cristiano Ronaldo könnte dabei das Zünglein an der Waage spielen. Der Portugiese hatte während seiner Zeit bei Real Madrid unter Zinédine Zidane ein hervorragendes Verhältnis zu seinem Trainer. Die beiden führten die Königlichen zu drei Champions-League-Titeln in Folge. Auch Raphaël Varane, der nun ebenfalls bei ManUnited spielt, gehörte bei den Madrilenen zum Stammpersonal.
Ronaldo soll aber einen anderen Favoriten auf den Job als Cheftrainer haben. Der fünffache Weltfussballer soll Luis Enrique ins Spiel gebracht haben. Dies berichtete Sky Sport. Enrique ist momentan Trainer der spanischen Nationalmannschaft und das will der ehemalige Barcelona-Coach auch bleiben. Als er auf die Gerüchte angesprochen wurde, fragte er: «Ist heute der 1. April? Ich bin doch schon Trainer der grössten Mannschaft in Spanien.»
Der Nordire soll gemäss der Sun von Manchester United bereits kontaktiert worden sein. Die «Red Devils» sollen dazu bereit sein, rund 9,5 Millionen Euro Ablöse zu bezahlen. Rodgers' Vertrag bei Leicester City, wo er seit 2019 an der Seitenlinie steht, läuft noch bis 2025. Wie die «Sun» weiter berichtet, verfügt er allerdings über eine Klausel, die ihm erlaubt, mit gewissen Klubs zu sprechen, falls diese Interesse am 48-Jährigen bekunden. ManUnited ist einer davon.
Vor seiner Zeit in Leicester trainierte er unter anderem den FC Liverpool, wo er die Meisterschaft 2014 nur knapp verpasste, ansonsten aber wenige Höhepunkte verzeichnen konnte. Dennoch könnte er nach erfolgreichen Jahren bei Celtic Glasgow und einem guten Job bei Leicester City mit zwei fünften Plätzen nun erneut einen englischen Top-Klub übernehmen.
Der Name Erik ten Hag wird immer wieder genannt, wenn es eine Stelle bei einem europäischen Top-Klub zu besetzen gilt. Der Niederländer lässt bei Ajax Amsterdam begeisternden Offensivfussball spielen und ist damit sehr erfolgreich. Spätestens seit er 2019 das mit Talenten wie Frenkie de Jong und Matthijs de Ligt gespickte Team in den Champions-League-Halbfinal führte, ist ten Hag immer wieder ein Top-Kandidat. Auch in dieser Saison qualifizierte sich Ajax bereits wieder für die K.-o.-Phase der Königsklasse, nachdem es Borussia Dortmund zweimal (4:0, 3:1) bezwingen konnte.
Der 51-Jährige verneinte noch am Sonntag, mit Manchester United in Kontakt zu stehen. Als er gefragt wurde, ob er Ajax-Trainer bleiben würde, antwortete er: «Das ist eine komische Frage. Ich habe nichts von ManUnited gehört, also denke ich darüber nicht nach.» Sein Fokus liege auf Ajax Amsterdam. Ten Hag soll anders als die anderen Kandidaten also erst im Sommer zu haben sein, wie der Mirror berichtet.
Höchstens Aussenseiterchancen auf den Job als nächsten Trainer bei Manchester United werden Ralf Rangnick zugerechnet. Der Deutsche fungiert aktuell als Berater von Lokomotive Moskau, wäre aber gemäss Informationen der Marca bereit, den Premier-League-Klub auch als Interimscoach bis Ende Saison zu übernehmen. Rangnick, der bisher vor allem in der Bundesliga gecoacht hat und einer der Hauptverantwortlichen beim schnellen Aufstieg von RB Leipzig war, wäre zumindest eine gute Übergangslösung, bis im Sommer einer der Wunschkandidaten verfügbar werden könnte.
Jorge Mendes, der Berater von Cristiano Ronaldo, soll sich bei den Klubverantwortlichen in Manchester für Lopetegui als neuen Coach einsetzen. Dies berichtet The Athletic. Der Spanier ist aktuell beim FC Sevilla als Trainer tätig. 2020 führte er die Andalusier zum Europa-League-Titel. Bei seiner ersten Anstellung bei einem europäischen Topklub scheiterte er aber kläglich. Bereits nach zehn Spieltagen an der Seitenlinie von Real Madrid wurde er entlassen.
Wie Rangnick ist gemäss britischen Medienberichten auch Lucien Favre eine mögliche Übergangslösung bis zum Sommer 2022. Der Schweizer ist seit seiner Entlassung bei Borussia Dortmund im vergangenen Dezember ohne Job. Der 64-Jährige bewies in seiner Karriere immer wieder ein gutes Händchen im Umgang mit jungen Talenten. Dies könnte vor allem für Spieler wie Jadon Sancho, den er aus Dortmund bereits kennt, Mason Greenwood oder auch den unter Solskjaer selten berücksichtigten Donny van de Beek sehr wertvoll sein.
Neben den Wunschkandidaten von Manchester United werden auch weitere Trainer als mögliche Solskjaer-Nachfolger gehandelt. Diese wären wohl vor allem als Interimscoach angedacht, um das Team bis im Sommer 2022 zu trainieren. Bis dahin hätten Ed Woodward & Co. Zeit, eine langfristige Lösung zu finden, und möglicherweise bessere Chancen, einen Trainer wie Pochettino oder Zidane unter Vertrag nehmen zu können.
Einer dieser Namen, die durch die englischen Medien geistern, ist derjenige von Laurent Blanc. Der Franzose spielte zum Ende seiner Karriere zwei Jahre lang für die «Red Devils» und trainierte die französische Nationalmannschaft sowie PSG. Aktuell ist er in Katar bei Al-Rayyan unter Vertrag. Arsenal-Legende Sol Campbell brachte zudem Steve Bruce mit ManUnited in Verbindung. Bruce wurde im letzten Monat bei Newcastle entlassen.
Sollten die Resultate in den nächsten Spielen stimmen, hat auch Michael Carrick eine Chance, bis zum Ende der Saison bleiben zu können. Den Beweis, dass er dies verdient hat, kann er bereits am Dienstag in Villarreal erbringen. Gewinnt Manchester United die Partie, stehen die «Red Devils» sicher in den Achtelfinals der Champions League.