Wenn man ihn spielen sieht, diesen Lamine Yamal, ist klar, weshalb ihm die gesamte Aufmerksamkeit zuteilwird. Der 17-jährige Zauberer schwebt selbst mit dem Ball am Fuss fast über den Platz und lässt alles, was er tut, leicht aussehen. Dribblings, Pässe, Tore.
Selbstverständlich wird der Superstar des FC Barcelona bereits mit Lionel Messi verglichen – und erstmals scheint dieser Vergleich keine Übertreibung zu sein. Fragt man aber Yamal selbst nach dem grössten Talent bei den Katalanen, nennt er neben seinem eigenen noch einen weiteren Namen: Pedri.
Während Yamal (15 Tore/24 Assists) gemeinsam mit Raphinha (31/25) und Robert Lewandowski (40/3) für die Tore sorgt, brilliert der 22-jährige Mittelfeld-Motor in den etwas unspektakuläreren Statistiken. Pedri kontrolliert das Spiel des FC Barcelona, sorgt für Ruhe, treibt aber auch einmal das Tempo an. Unter den Mittelfeldspielern führt er die spanische Liga gemäss fbref.com beinahe in sämtlichen Passkategorien an. Hier eine kleine Auflistung:
Pedri mag nicht ganz so auffällig sein wie Yamal, der mit seinen blonden Haaren seit Kurzem auch optisch Akzente setzt. Dennoch ist sein Spiel eine Augenweide und für das Team von Hansi Flick unverzichtbar. Dass sein Vorbild Andrés Iniesta ist, fällt sofort auf. «Er ist unsere tragende Säule», sagt Teamkollege Ferran Torres und fügt schwärmend an: «Wenn das Spiel etwas ausser Kontrolle gerät, ist er derjenige, der uns hilft. Er hat die Ruhe und die Ballkontrolle, die wir zum Luftholen brauchen. Er ist ein essenzieller Teil des Teams.»
Dies liegt vor allem daran, dass Pedri überall auf dem Feld zu finden ist: Er kann sich zwischen die Innenverteidiger fallen lassen und von dort Angriffe lancieren. Er kann die Bälle im Mittelfeld verteilen und so das Spiel antreiben. Er kann aber auch im Angriffsdrittel entscheidende Pässe spielen, die zu Toren führen. Kein Spieler in der spanischen Liga durchbricht die zweite und die letzte Abwehrreihe mit seinen Zuspielen so häufig wie Pedri. Ausserdem kann er auch selbst einmal ein Tor erzielen. Wettbewerbsübergreifend kommt er auf sechs Treffer und sieben Assists.
Lob bekommt er für seine Leistungen auch von einem ganz Grossen im zentralen Mittelfeld. «Er ist der Beste der Welt auf seiner Position», sagte Toni Kroos vor Kurzem in seinem Podcast, «in meinen Augen ist ein Spieler wie Pedri wichtiger als Yamal, Raphinha oder Lewandowski.» Das Offensivtrio würde zwar über den Ausgang von Spielen entscheiden, jedoch ermögliche Pedri dies erst. «Er fehlt dem Team, wenn er nicht spielt», erklärt Kroos, der lange Zeit für den grossen Rivalen des FC Barcelona gespielt hat und aus dem Schwärmen trotzdem kaum herauskommt: «Pedri hilft dir in allen Phasen des Spiels: gegen hohes Pressing, weil er in der Lage ist, das zu lösen, oder auch gegen einen tiefen Block, weil er auch dort Lösungen und Räume findet.»
Ähnlich sieht dies auch der Trainer des jungen Mannes von Teneriffa: «Es ist schwer zu sagen, wo sein Limit ist. Aktuell befindet er sich auf einem herausragenden Level. Nicht nur mit dem Ball, sondern auch ohne», lobt Hansi Flick, dessen Team auch dank Pedri noch die Chance auf das Triple hat. Beim 3:2-Sieg nach Verlängerung im Final der Copa del Rey von vorletztem Wochenende erzielte Pedri gegen Real Madrid das erste Tor. In der Liga führt Barcelona vier Runden vor Schluss mit vier Punkten vor dem ewigen Rivalen.
Und in der Champions League geht es am heutigen Dienstagabend um den Einzug in den Final. Im Rückspiel gegen Yann Sommers Inter Mailand ist nach dem spektakulären 3:3-Unentschieden aus der Vorwoche alles offen. Trainer Flick dürfte wohl erneut auf den eher schüchternen und unscheinbaren Mittelfeld-Motor zählen. Will Barça weiter vom Erfolg in der Königsklasse träumen, braucht es sicher einen starken Lamine Yamal – aber eben auch einen brillanten Pedri.
Aber dafür muss man eben die Spiele sehen und nicht nur den Livescore oder die Highlights.
Pedri lässt sich vom Spielertypen mMn ganz gut mit Kroos vergleichen. Iniesta war in meiner Erinnerung irgendwie anders...(ok, evtl. täusche ich mich auch)