In der dritten deutschen Bundesliga stand am Freitagabend die Partie zwischen Preussen Münster und den Würzburger Kickers an. In der Schlussphase kam es gegenüber des dunkelhäutigen Kickers-Spielers Leroy Kwadwo zu einem rassistischen Vorfall von den Zuschauerrängen.
Genauer gesagt, von einem Zuschauer – andere Fans reagierten nämlich vorbildlich, zeigten auf den Mann, der die Affenlaute von sich gab, so dass ihn die Ordnungskräfte stellen konnten. Unter unüberhörbaren «Nazis-raus-Rufen» wurde der Rassist aus dem Stadion geführt. Wie Preussen Münster in einer Mitteilung schreibt, wurde der Mann anschliessend verhaftet.
Der 23-jährige Leroy Kwadwo, Deutscher mit ghanaischen Wurzeln, wurde nach dem Zwischenfall auf dem Feld sofort unterstützt, mehrere Spieler des Gegners umarmten den Innenverteidiger. Kwadwo äusserte sich am Samstag mit einer berührenden Nachricht, erklärte, wie wütend und traurig ihn solche Vorfälle machen und bedankte sich bei den übrigen Fans für deren Reaktion: «Ihr könnt euch gar nicht denken, was diese mir und auch anderen farbigen Spielern bedeutet.»
Leroy Kwadwo ist EINER VON UNS! ⚫️⚪️💚
— SC Preußen Münster (@Preussen06) February 15, 2020
___@fwk_1907 #NazisRaus #fcknzs #nonazis #notoracism pic.twitter.com/FtUaS0mQKh
Am Sonntag war Kwadwo dann zu Gast im «Aktuellen Sportstudio» bei «ZDF». Auf die Frage, ob er findet, dass Mannschaften bei solchen Vorfällen geschlossen vom Feld gehen sollten, meinte er: «Ich glaube ja. Unser Kapitän wollte vom Feld gehen, ich hätte es auch durchgezogen. Es ist aber schwierig, die Schiedsrichterin hat ja das letzte Wort und muss auch erstmal ein paar Regeln (Drei-Stufen-Protokoll, die Red.) durchführen wie die Stadiondurchsage und alles.»
Weil eben dieses Drei-Stufen-Protokoll der UEFA so umständlich ist, erklärte Kwadwo, dass die Mannschaften selbst ein Zeichen setzen sollten: «Der Fussball hat eine grosse Macht und wir sollten alle zusammenrücken und sagen ‹Hey, so geht es nicht weiter. So spielen wir halt einfach nicht.›»
Dass es bitter nötig wäre, Spiele geschlossen als Mannschaft abzubrechen, zeigte ein anderes Beispiel vom Wochenende in Portugal. Portos Moussa Marega wurde am Sonntag beim Gastspiel gegen Vitoria Guimares rassistisch beleidigt, zeigte mit den Daumen nach unten und danach die Mittelfinger in Richtung des Publikums. Anschliessend verliess er das Spielfeld – alleine. Die einzige Konsequenz? Eine gelbe Karte an die Adresse des Maliers.
Auf Instagram nahm Marega danach deutlich Stellung:
«Ich möchte diesen Idioten, die für rassistische Gesänge ins Stadion gekommen sind sagen: Fickt euch. Ebenfalls möchte ich den Schiedsrichtern danken, dass sie mich nicht verteidigt haben und mir stattdessen eine gelbe Karte dafür gezeigt haben, dass ich meine Hautfarbe verteidigt habe.»
In Portugal scheint da noch Nachholbedarf zu herrschen, auch was die Regeln der UEFA angeht.