Schaut man das RTS-Interview mit Steve Beleck nach der Cup-Überraschung gegen den FC Zürich, bekommt man das Gefühl, es sei Alltag für den Yverdon-Stürmer, einen solch grossen Sieg zu erklären. «Wir waren hier, um zu zeigen, dass wir gewinnen wollen», erklärt der Kameruner, der mit einem Doppelpack und zwei verwerteten Penaltys soeben zum grossen Helden seines Teams geworden ist.
Fast überrascht schaut er zurück, als feiernde Fans hinter ihm durchstürmen, ehe er das Interview fortsetzt und nüchtern analysiert: «Es war ein schwieriges Spiel für uns, wir hatten Probleme. Das Wichtigste für uns war es, gut zu verteidigen.»
Dabei ist der Sieg im Cup nicht nur für Yverdon, sondern auch für Beleck ein Meilenstein. Der bullige Stürmer hat eine schwierige Zeit hinter sich, trotz seiner erst 28 Jahre schien seine Karriere auf dem absteigenden Ast zu sein. Fast ein halbes Jahr war er vereinslos, ehe ihn Yverdon nach seinem kurzen Abstecher in die zweite rumänische Liga im Sommer unter Vertrag nahm.
Dabei schien Beleck in seinen jungen Jahren eine erfolgreiche Karriere bevorzustehen. 2010 wurde er als 17-Jähriger von Udinese unter Vertrag genommen, damals eine der grossen Talentfabriken Europas. Im Nachwuchs der Norditaliener wusste er zu überzeugen, stürmte an der Seite des heutigen Premier-League-Spielers Matej Vydra und erzielte in 13 Spielen sieben Tore.
So empfahl sich Beleck für höhere Aufgaben. Udinese gab ihm eine Chance, sich in einer Profiliga zu etablieren, und verlieh ihn nach Athen zu AEK. Dort etablierte er sich mit 18 Jahren bereits als Stammspieler und durfte auch Europa-League-Partien absolvieren. Nach weiteren Leihen in England bei Watford und Stevenage stieg sein Marktwert auf über eine Million Euro an. Dem damals 21-Jährigen schienen im Sommer 2014 viele Türen offenzustehen.
So wagte Beleck in diesem Sommer den Schritt zu einem grösseren Team, innerhalb Italiens von Udinese zu der AC Fiorentina. Der Wechsel in die Toskana erwies sich allerdings als Karriereknick. Vergeblich wartete der Kameruner auf sein Serie-A-Debüt, stattdessen wurde er viermal verliehen. Bei Cluj durfte er mit dem Cupsieg seinen grössten Erfolg feiern, dennoch schaffte er den grossen Durchbruch nie.
Die Fiorentina verlängerte seinen Vertrag im Sommer 2017 folglich nicht mehr. Fortan verdiente Beleck sein Geld bei kleineren Klubs, erst in der zweiten türkischen Liga, dann in der italienischen Serie C und eben der zweiten rumänischen Liga, ehe er schliesslich nach einem halben Jahr ohne Team in Yverdon landete.
Bei den Waadtländern erlebte Beleck nun sein erstes grosses Highlight seit längerer Zeit – dabei hätte im Vorfeld wohl kaum jemand mit ihm als Matchwinner gerechnet. Auch in Yverdon ist der Kameruner im Sturm nur die zweite Wahl, nur einmal durfte er in der Liga von Beginn weg ran, erst im letzten Spiel gegen Wil gelang ihm sein erstes Tor in der Challenge League. Gegen den FC Zürich stand er nur in der Startformation, weil der eigentliche Stammstürmer Koro Koné verletzt fehlte.
Spätestens seit seinem grossen Auftritt im Cup scheint Beleck nun aber wieder bereit zu sein, um seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen. «Ich war physisch nicht bereit, als ich hier angekommen bin», erklärte der 28-Jährige gegenüber dem «Blick». Dass er nun wieder fit ist, bewies er nicht nur mit seinen starken 120 Minuten auf dem Platz, sondern auch mit einem artistischen Torjubel nach dem Treffer zum 1:0.
Eine Kampfansage nicht nur an Sturmpartner Koné, sondern auch an die kommenden Gegner im Cup. «Wir haben gezeigt, dass es nicht einfach ist, gegen Yverdon zu spielen», so Beleck nach dem Spiel. Auch im Hinblick auf den Viertelfinal, wo voraussichtlich ein weiterer grosser Gegner auf die Waadtländer wartet.